12 Monkeys - Unser erster Eindruck im Pilot-Check

18.01.2015 - 09:00 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
12 MonkeysSyfy
10
6
Am Freitag feierte 12 Monkeys, die Serien-Adaption des gleichnamigen Zeitreise-Films von Terry Gilliam, seine Premiere auf Syfy. Wir haben uns die Pilotepisode angeschaut und verraten euch, ob es sich lohnt, das Science-Fiction-Format weiterzuverfolgen.

Der Pilot-Check zu 12 Monkeys wurde bereits zum ursprünglichen Serienstart in den USA am 16.01.2015 auf Syfy geschrieben. Nun ist die Science-Fiction-Serie, die auf dem Kinofilm 12 Monkeys von Terry Gilliam basiert, auch in Deutschland bei RTL Nitro zu sehen, ab dem 03.08.2016 Mittwochs ab 22:50 Uhr in jeweils drei Folgen.

---

Egal ob Westworld, Scream oder Ash vs. Evil Dead: Was sich im Kino bewährt hat, das funktioniert auch im Fernsehen – so zumindest das überwiegende Credo der Branche. In den vergangenen Jahren eroberten Serien-Adaptionen wie Fargo, Hannibal und From Dusk Till Dawn die heimischen Bildschirme. Das Resultat findet sich dabei in allen Winkeln des Qualitätsspektrums wieder, sodass die Fragwürdigkeit entsprechender TV-Umsetzungen bereits aufs Extremste strapaziert wurde. Aber die große Invasionswelle der Movies Being Adapted Into TV Shows  steht uns noch bevor, angefangen mit 12 Monkeys aus dem Hause Syfy. Basierend auf dem gleichnamigen Kinofilm von Terry Gilliam, der sich wiederum auf den französischen Kurzfilm La Jetée - Am Rande des Rollfelds von Chris Marker bezieht, liefert der US-amerikanische Kabelsender seine eigene Version der dystopischen Zeitreise-Odyssee ab, die 1995 Bruce Willis, Madeleine Stowe und Brad Pitt bis an die Grenzen ihres Verstand trieb. Am Freitag feierte die Pilotepisode, namentlich Splinter, ihre Premiere auf Syfy. Wir verraten euch, ob sich der Blick in die – prinzipiell ambitionierte – Serien-Reinkarnation von 12 Monkeys lohnt.

Where are you right now somewhere warm, safe next to someone you love? Now, what if all that was gone and the only thing you could do is survive? You would, right? You'd try. You'd do things, horrible things until you lose that last thing you have left yourself. But what if you could take it back all of it? A reset switch. You'd hit it, right? You'd have to. See you soon.

Mit diesem philosophisch angehauchten Monolog startet 12 Monkeys in Serie, genau ins Jahr 2043. Stimmungsvoll von Otis Reddings These Arms Of Mines  unterlegt streift James Cole (Aaron Stanford) durch die Überreste der alten Welt: Die Menschheit sieht sich in dieser nahen Zukunft mit ihrem eigenen Aussterben konfrontiert. Ein verheerender Virus hat 93,6% der Erdbevölkerung dahingerafft. Demolierte Autos, heruntergekommen Gebäude und ein dichter Nebel gestalten die vorherrschende Tristesse. Alles ist von einer hauchdünnen Schneeschicht bedeckt und dennoch vermag die Stimme von Otis Redding die Kälte des Augenblicks mit der Wärme nostalgischer Erinnerung zu durchbrechen. Bevor James Cole seine Gedanken weiterspinnen kann, springt der Pilot ins Jahr 2013. Hier erwartet der soeben eingeführte Protagonist die Virologin Cassandra Railly (Amanda Schull), wobei erwarten noch harmlos ausgedrückt ist. Nach dem gedankenverlorenen Einstiegsmonolog scheint dieser James Cole eine äußerst durchtriebene bis zwielichtige Gestalt zu sein, der wirklich niemand des Nachts in einer dunklen Straßen und erst recht nicht unerwartet im eigenen Auto begegnen will. Und dann erzählt der Weirdo auch noch etwas von Zeitreisen und dem Ende der Welt.

Schon in diesen einleitenden Minuten gibt sich 12 Monkeys jegliche Mühe, um den durchaus konfusen Plot Stück für Stück auszurollen. Während bei Terry Gilliam die Poesie des Mysteriums regierte und Bruce Willis' aufgewühlter Gemütszustand in den Bildern regelrecht spürbar war, müht sich Aaron Stanford als dessen Nachfolger zwar sichtlich ab, um in die Fußstapfen des Gehetzten zu steigen. Jedoch vermag der Pilot dieses Gefühl nicht einmal im Ansatz zu transportieren. Bemüht, bloß nicht die Kontrolle zu verlieren und in ein Gilliam-eskes Universum einzutauchen, gestaltet sich der Serienauftakt als steriles Kalkül. Weder unberechenbare Risikofreude, noch lebendige Herangehensweise sind nach dem überzeugend düsteren Prolog zu finden. Das fängt mit dem plastischen Worldbuilding der Dystopie an und erstreckt sich über den ewigen Blauton der einfallslosen Inszenierung. Das Gefühl von Zukunft transportieren diesige Lens Flares und sobald die Handlung in unserer Gegenwart – sprich 2013 und später 2015 – angelangt, geht es in erster Linie um detailliertes Erklären im Rahmen von unzähligen Expositionszenen. Natürlich muss ein Pilot ein Fundament legen, allerdings geschieht es hier sehr direkt und plump.

So geht es beim ersten Aufeinandertreffen von James und Cassandra ausschließlich um die Wiedergabe von handlungsrelevanter Information. Die Figuren selbst erhalten keine Chance, zu atmen. Und das gerade in einer Szene, in der Terry Gilliam anno 1995 einfach Louis Armstrongs What A Wonderful World  sprechen ließ und dem obligatorischen Erklärbedarf ganz beiläufig ins Gespräch mit einfließen hat lassen. Alleine die Tatsache, dass Cassandra keine Psychiaterin mehr ist (wie ihr Vorbild im Original), sondern als Virologin auf den Plan tritt, frönt dem unermüdlichen Erklärbär, der sich mehr oder weniger dezent in jede Szene der Pilotfolge einschleicht. Als Virologin interessiert sich die Figur vorrangig für die Sache. Als Psychiaterin war ihr jedoch der Mensch – also James Cole – von Interesse. Ein Umstand, der die Dynamik zwischen den beiden gewaltig verändert und im schlimmsten Fall sogar dafür sorgt, dass sich Cassandra bisher lediglich über ihre Beziehung zum übrigen Figurenkabinett definiert. Sie tritt quasi als Vermittler zwischen dem Zeitreisenden und dem Rest der Welt auf. Einen eigenen Charakter besitzt sie bis zum Ende der 45 Minuten leider nicht.

Nach einer brillant-bescheuerten Zeitreise-Paradoxon-Sequenz (James führt einen Gegenstand aus er Zukunft mit seinem Pendant aus der Vergangenheit zusammen und erschafft dadurch ein Zeitlupenfenster, um mit Cassandra ihren Widersachern zu entkommen) präsentiert die Pilotepisode im Augenblick des Cliffhangers eine weitere entscheidende Figur: Jennifer Goines (Emily Hampshire), jener Part der bei Terry Gilliam den Namen Jeffrey Goines trug und von Brad Pitt verkörpert wurde. Energisch zeichnet sie das Symbol der zuvor angeteaserten Army of the Twelve Monkeys an die Wand und wirft im Anschluss einen unheilvollen wie wahnsinnigen Blick in die Kamera, bevor die Credits einsetzen. 12 Monkeys ist folglich längst nicht dort angekommen, wo die Serie eigentlich hin will. Insofern kann das Zeitreise-Abenteuer in jeder Hinsicht noch wachsen und es bleibt abzuwarten, ob sich die nächsten zwei der insgesamt dreizehn Episoden der ersten Staffel in eine selbstbewusstere Richtung entwickeln. Ansonsten könnt ihr die uninspirierte Auslegung dieser fantastischen Geschichte auch getrost überspringen, in der Kategorie Erwartete Enttäuschung archivieren und lieber noch einmal die Version von Terry Gilliam oder Chris Marker anschauen.

Symboldbild für ein abschließendes Fazit der Pilotfolge von Syfys 12 Monkeys:


Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News