Loriot - Persönliche Würdigung in bewegten Bildern

24.08.2011 - 08:50 Uhr
Bello, sag mal...
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Loriot ist von uns gegangen. Doch die traurigen Gesichter, die uns deswegen begegnen, erhellen sich, sobald wir an einen von Loriots vielen fabelhaften Sketchen denken. Wir präsentieren euch eine persönliche Auswahl der Meisterwerke von Vicco von Bülow.

Der Tod von Loriot hinterlässt eine tiefe Narbe in den Herzen vieler, vieler Bewunderer seiner Kunst. So auch bei mir. Ich möchte die Möglichkeit nutzen, um mich ganz persönlich von Vicco von Bülow zu verabschieden. Doch wie soll ich einen Mann ehren, den ich seit meiner Geburt bewundert habe, der mich von Kindesbeinen an zum Lachen brachte, und der mir mit seinem Humor bis zum heutigen Tage und sicherlich auch bis ins hohe Alter die Tränen in die Augen treibt?

Ich bin der Überzeugung, dass es nicht im Sinne Loriots gewesen wäre, dass wir alle Trübsal blasen. Freude war seine Passion, Witze waren sein Leben, brillanter Humor sein Auftrag. Deshalb soll der Abschied vom lustigsten Alltagsbeobachter aller Zeiten ein spaßiger sein! Und da bietet es sich an, fünf Sketche aus dem schier unerschöpflichen Fundus an genialen Einlagen herauszugreifen, zu denen ich eine innige Beziehung habe. Verehrter Vicco von Bülow, jeder dieser Clips ist eine tiefe Verbeugung vor Ihren Leistungen.

“Holleri du dödl di, diri diri dudl dö.”

Es ist wie mit so vielen Loriot-Sketchen: Sie sind absolut alltagstauglich – sogar, wenn es ums Jodeln geht. Das Jodeldiplom ist wahrscheinlich nicht nur in meiner Familie ein geflügeltes Wort, die Phrase “da hat man was Eigenes”, die Evelyn Hamann vorträgt, ist ultimativ anwendbar, schon alleine in Situationen, in denen einem nicht klar wird, was denn jemand anderes lernt oder gelernt hat. Nicht nur in meinen Wortschatz ist das Jodeldiplom eingegangen, sondern auch in den einer ganzen Nation.

“Sie haben mir ins Essen gequatscht!”

Der Mund ist voll, die Mahlzeit mundet, aber ständig möchte jemand etwas von einem wissen – ganz klar, er quatscht einem ins Essen. Diese Redwendung bringt den Sachverhalt präzise auf den Punkt. Und mein Bruder hätte mich sicherlich nicht so schön ärgern können, hätte er nicht stets folgende Frage gestellt: “Schmeckt’s?”

“Die Hälfte war ausgemacht.”

Ein Sketch, der ein Mokka-Trüffel-Parfait mit einem Zitronencreme-Bällchen, kurz: Kosakenzipfel, zum Thema hat – das konnte nur Loriot einfallen. Die Eskalation, die auf Grundlage dieser Nachspeise stattfindet, ist ein Paradebeispiel für die pure deutsche Pedanterie. Selbst der später noch servierte Kosakenzipfel entspannt die Situation kein Stück, geht es doch nur noch ums Prinzip. Was mir aber besonders gefällt, ist der Running Gag am Ende, als der alte Student seine Dienste als Weihnachtsmann anbietet, da ich immer an einen Nachbarn denken muss, der überraschend starke Ähnlichkeit mit ihm hatte.

“Ho Hoho, ho ho ho hoho, ho ho hoho.”

Es kommt ja gelegentlich vor, dass einem die unglaublichsten Geschichten erzählt werden. Doch alte Aussagen wie “Erzähl’ mir doch keinen vom Pferd” oder ähnliches wurden in meiner Familie kategorisch durch “Ja ja, und mein Hund kann sprechen!” ersetzt. Davon abgesehen habe ich mich schon als Kind förmlich in den liebenswerten fülligen Köter verliebt, der aus Loriots Feder stammt.

“…und im Herbst eröffnet dann der Papst mit meiner Tochter eine Herrenboutique in Wuppertal”

Loriot erkannte, wann er eine Rolle in einem seiner Sketche abgeben musste. So wie in der klassischen Episode um den Lottogewinner Erwin Lottemann, nein, Lindemann. Heinz Meier verkörperte den immer verwirrteren Glückspilz so toll, dass Leute bis zum heutigen Tage, zumindest scherzhaft gesprochen, Herrenboutiquen auf Island eröffnen – oder seit 66 Jahren Rentner sind.

Es gäbe noch dutzende Sketche von Loriot, der Legende des deutschen Humors, die es zum Kulturgut gebracht haben: Die Nudel, Herr Müller-Lüdenscheid und Herr Dr. Klöbner in der Badewanne, Pallhuber & Söhne, die Steinlaus, der Familienbenutzer, Vic Dorn – die Liste ließe sich beinahe unendlich weiterführen. Wir sollten in unsere Trauer viel Dankbarkeit einfließen lassen, dass uns einer wie Loriot geschenkt wurde, denn ansonsten hätten wir wohl niemals folgende Weisheit erfahren: “Männer sind, und Frauen auch, überleg dir das mal!”

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