Fritz Lang - Eine Retrospektive

09.11.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Fritz Lang - Eine Retrospektive
Schüren Verlag
Fritz Lang - Eine Retrospektive
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Die diesjährige Viennale ehrte Fritz Lang mit einer Retrospektive im Wiener Filmmuseum. Dazu ist auch ein Buch erschienen, welches wir Fans und möglichen Entdeckern des Regisseurs an euer Klassiker-Herz legen wollen.

Fritz Lang ist bei euch moviepiloten hoch angesehen. Ihr habt ihn mit euren Filmbewertungen jeweils in den 1920ern sowie in den 1930ern auf Platz 3 der Top-Regisseure gesetzt. Für uns ein Grund, euch ein Buch über den Regie-Meister ans Herz zu legen, dass ganz frisch auf dem Markt ist und für Fans sowie mögliche Entdeckern des Filmemachers vielleicht ein gutes Präsent unter dem Weihnachtsbaum und für das Klassiker-Herz wäre.

Fritz Lang wurde am 05. Dezember 1890 in Wien als Friedrich Christian Anton Lang geboren und seine Geburtsstadt ehrt den Filmemacher nun mit einer Retrospektive bei der diesjährigen Viennale. Im Wiener Filmmuseum läuft die Retrospektive noch bis zum 29. November 2012. Das Buch Fritz Lang – Eine Retrospektive ist im Schüren Verlag erschienen, ihr könnt es bei amazon erwerben.

Warum Fritz Lang – Eine Retrospektive einen Blick lohnt
Besonderes Augenmerk in dem Buch wird auf die Filme gelegt. Zu fast jedem seiner Werke gibt es Bilder zu sehen und einige zeitgenössische oder spätere Kritiken zu lesen. Wer genau auf den Zeitbezug achte, erhält interessante Interpretationen, die die Sicht auf die Filme interessant machen. Beim Verlag heißt es: Der Blick auf Langs amerikanisches Werk, das größer ist als sein deutsches, wird in dieser Perspektive verstellt. Was Lang aus seinem deutschen Werk im amerikanischen weiterentwickeln konnte und was nicht, ist das bewegende Zeugnis einer Biografie, das zu sprechen beginnt, so man die Filme in direkter Nachbarschaft sieht.

Obwohl ihm der Propagandaminister Joseph Goebbels die Präsidentschaft der deutschen Filmindustrie anbietet, verlässt Fritz Lang im Juli 1933 über Nacht Deutschland und emigriert nach Paris. Hier entsteht für den Produzenten Erich Pommer der Film Liliom (1934): Ein Rummelplatzausrufer muss Höllenfeuer erleiden, weil er seine Frau geschlagen hat. Erst wenn er seiner herangewachsenen Tochter etwas Gutes tut, ist er erlöst. Wie schon in M – Eine Stadt sucht einen Mörder geht es um die Frage der Schuld; die vielen seiner amerikanischen Filme wird Fritz Lang dieses Thema immer wieder aufgreifen.

1934 unterzeichnet Fritz Lang einen Vertrag mit dem Produzenten David O. Selznick über einen Film für MGM. Er reist in die Staaten, erhält 1935 die amerikanische Staatsbürgerschaft. In Amerika muss der Regisseur seine Arbeitsmethode radikal den Hollywood-Studios anpassen; nicht immer ist er mit seinen Werken zufrieden. Ständig muss er balancieren zwischen der Anpassung an den amerikanischen Publikumsgeschmack, den die Produzenten einfordern und seinen eigenen künstlerischen Ansprüchen. Trotzdem produziert er 22 Filme in Hollywood, mehr als die Hälfte seines gesamten Werkes. Sein erster Film wird Blinde Wut (1936) mit Spencer Tracy in der Hauptrolle. Erzählt wird vom Arbeiter Joe Wilson, der für die Entführung eines Mädchens verantwortlich gemacht wird. Die Bewohner einer Kleinstadt in Illinois machen gegen ihn mobil; ein Mob brennt das Gefängnis nieder. Aber Joe Wilson überlebt und nachdem seinen angeblichen Mördern der Prozess gemacht wird, geht er vor Gericht und erklärt sich. Gehetzt (1937) mit Henry Fonda thematisiert ebenfalls die Gerechtigkeit in der Gesellschaft und stellt sich der Frage, ob ein Mann seine Vergangenheit vergeben werden kann. Beide Filme werden zu überraschenden Erfolgen an den Kinokassen.

In der Folge ist Fritz Lang einer der wenigen emigrierten Künstler, die kontinuierlich in Hollywood arbeiten können. Er inszeniert Western wie Rache für Jesse James (1940) und Überfall der Ogalalla (1940) sowie die antifaschistischen Filmen Menschenjagd (1941), Ministerium der Angst (1944) und Auch Henker sterben (1942). Sein Engagement gegen die Nazi ist auch außerhalb des Films groß. Bereits 1936 hat er gemeinsam mit anderen Künstlern die Anti-Nazi-League gegründet. 1940 wird er mit Schauspielern wie Fredric March, James Cagney und Humphrey Bogart angeklagt, die Kommunisten in Hollywood zu unterstützen; 1952 im Zuge der antikommunistischen Hexenjagd und der Gründung des parlamentarischen Ausschusses für antiamerikanische Umtriebe erneut verdächtig.

Über solche Zusammenhänge zwischen Leben und Werk von Fritz Lang finden wir allerdings wenig in dem Buch, es ist eben eher als Begleitung zur Retrospektive angelegt. Allerdings wäre ein Vor- bzw. Nachwort für weniger gute Kenner des Fritz Lang-Universums von großem Vorteil gewesen. Etwas mühsam muss sich der Leser den Hintergrund der Autoren der abgedruckten Texte erarbeiten. So kann der geneigte Interessent erst durch Recherche erfahren, dass Peter Nau, der über Begegnungen mit Fritz Lang-Filmen schreibt, sich als Filmkritiker einen Namen gemacht hat. Otis Ferguson etwa ist ein amerikanischer Schriftsteller, der in den 1930ern und 1940er zahlreiche Filmkritiken veröffentlichte unter anderem über seine Sicht auf Fritz Lang-Filme. Hier wäre mehr Information besser gewesen.

Wie sieht es bei euch aus? Lest ihr Bücher über Regisseure?

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