Zum Tod von Annie Girardot

01.03.2011 - 09:30 Uhr
Annie Girardot in Rocco und seine Brüder
Arthaus
Annie Girardot in Rocco und seine Brüder
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Über hundert Filme drehte Annie Girardot. Mit großen Regisseuren wie Luchino Visconti und Michael Haneke arbeitete die Französin zusammen. Jetzt ist die für ihre starken Frauenrollen berühmt gewordene Schauspielerin im Alter von 79 Jahren gestorben.

“Ich bin Eure Cousine, Euer Tantchen, Eure Mama, Eure Verlobte”, schrieb Annie Girardot einmal, um ihren Erfolg bei den französischen Kinogängern zu erklären. Sie war keine abgehobene, glamouröse Filmgöttin, sondern immer auch eine von den Zuschauern. Sie spielte die starken, durchsetzungsfähigen Frauen mit einem oftmals tragischen Ende. Schon in einem ihrer ersten großen Filme, Rocco und seine Brüder von Luchino Visconti, bewies Annie Girardot dies als Prostituierte Nadia, die zwischen Alain Delon und dessen Filmbruder Renato Salvatori steht, mit fatalen Folgen natürlich. Jetzt ist die Schauspielerin im Alter von 79 Jahren in Paris verstorben.

Ihre Karriere begann Annie Girardot auf der Bühne als Mitglied der renommierten Comédie-Française, doch das Kino sollte ihre berufliches Zuhause werden. Als “die grandiose Durchschnittliche” (Welt) gewann sie in rund 150 Filmen die Herzen der französischen Zuschauer. Sie drehte mit Jean Gabin (Maigret stellt eine Falle), doch ihr Auftritt als Prostituierte Nadia in Rocco und seine Brüder sollte 1960 ihr Durchbruch werden. Darin demütigt sie ihren Geliebten Renato Salvatori dermaßen, dass dieser sie ersticht. Abseits der Kamera ging es weniger dramatisch zu. Bis zu seinem Tod blieben Annie Girardot und Renato Salvatori verheiratet.

In Haupt- und vielen Nebenrollen glänzte Annie Girardot Zeit ihres Lebens und “sie verkörperte den bodenständigen, emanzipierten und auch engagierten starken Frauen-Charakter, der mit beiden Beinen im Leben steht”. (Zeit) Ihren Höhepunkt erreichte Annie Girardots Karriere in den 60er und 70er Jahren, da drehte sie mit Größen wie Claude Lelouch (Lebe das Leben) und Marco Ferreri (Dillinger ist tot). 1992 agierte sie als Jury-Präsidentin der Berlinale. Drei Césars konnte sie ihr eigen nennen. Einer davon wurde ihr für Die Klavierspielerin verliehen. In dem Film von Michael Haneke spielte Annie Girardot die tyrannische Mutter von Isabelle Huppert. Die Schauspielerin, deren Heimat die “dunkleren Spielarten des Kinos” (FAZ) waren, war zuletzt an Alzheimer erkrankt und starb in einem Pariser Pflegeheim.

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