Nach The Weekend, der Ausnahme-Episode von letzter Woche, hätte es jede Episode schwer, die Erwartungen aufrecht zu erhalten. Achilles Heel, in Deutschland als Kameraden betitelt, bietet weniger psychologische Extremsituationen, bringt Staffel 1 von Homeland dafür einen mächtigen Schritt voran. Es ist eine dieser Episoden, in denen weder Charakter-, noch Handlungsentwicklung die Überhand gewinnen, weshalb sie einen rundum zufriedenen Zuschauer zurücklässt. Achilles Heel bringt einige Figuren an einen möglichen Wendepunkt ihrer Entwicklung und entlässt uns mit einem großen Fragezeichen, was Sergeant Nicholas Brodys Loyalitäten angeht.
Was passiert: Tom Walker (Chris Chalk) lebt. In Sichtweite zum Capitol bettelt er um Almosen und bekommt ominöse Schlüssel von noch ominöseren Diplomaten zugesteckt. Da Walker Frau und Sohn regelmäßig kontaktiert, um ihre Stimmen auf dem Anrufbeantworter zu hören, wittert die CIA eine Chance, ihn ausfindig zu machen. Mit Hilfe einer Anrufverfolgung kommen sie ihm auf die Spur, doch bei seiner Flucht tötet das Einsatzteam zwei Unschuldige. Brody (Damian Lewis), immer noch sauer auf Carrie (Claire Danes) und ihre Lügengeschichten, versöhnt sich mit seiner Frau und wird durch die Einladung zu einer Party im Dunstkreis der hohen Politik entlohnt. Saul (Mandy Patinkin) ist ebenfalls zugegen und erfährt, dass Brody bald im Kongress arbeiten könnte. Trotz der familiären Harmonie schleicht sich Brody ins Haus des ominösen Diplomaten, um diesen einzuschüchtern. Aber wer kann ihm die Flucht verdenken, wenn daheim Ice Age geguckt wird?
Die Agency: Achilles Heel lautet der Originaltitel, der zum ersten Mal in Zusammenhang mit Tom Walker genannt wird. Anders als Brody findet er bei der Heimkehr keine Familie vor. Wahrscheinlich legt es gar nicht darauf an. Sein Platz wurde besetzt, seine Frau ist mit einem anderen verheiratet und so sehen wir ihn zum ersten Mal seit Brodys Flashbacks in Person, völlig heruntergekommen und verloren. Für CIA und FBI ist er allenfalls sein potenzieller Attentäter. In der von Chip Johannessen geschriebenen Episode wird Walker indessen nicht zum bösen Abziehbild herabgewürdigt. Obwohl oder gerade weil seine Frau die entscheidenden Sätze spricht, wünschte ich mir bei seiner Verfolgung durch das Einsatzteam, dass er entkommt. Für die CIA, die sich hier gegenüber dem FBI zu profilieren sucht, entwickelt sich die Aktion zum Desaster. (“Call him a terrorist. What happened here won’t matter much.”) Wir werden in den nächsten Episoden sehen, ob die Hilfe der Bevölkerung abseits überforderter Telefonzentralen irgendetwas bringt. Eine Frage drängte sich bei diesem Subplot aber auf: Gibt es eigentlich auch Filme oder Serien, in denen FBI-, CIA- oder NSA-Agenten über die Schranken ihrer Institutionen hinweg perfekt zusammenarbeiten, einander liebhaben und nachmittags gemeinsam Kuchen backen?