Ab The Weekend (Die Hütte am See) führt kein Weg mehr vorbei an Homeland. So einfach ist das. Was als fesselnder Terroristen-Thriller begann, erreicht in Episode 7 der Serie eine neue Ebene. Selten wurden spannungssteigernde Handlungswendungen so perfekt mit den subtilen Charakterdramen verschmolzen, die das Herz einer Serie wie Homeland bilden. Es ist eine dieser Folgen, nach der der Fan über den ewigen 24 Vergleich nur noch müde lächeln kann. The Weekend bietet Schauspielerfernsehen par excellence, dessen Ausnahmevorstellungen von den Herren Damian Lewis und Mandy Patinkin dargeboten werden. Wer nach dem Grund für den Emmy und Golden Globe-Regen sucht, wird spätestens in dieser Folge aus der ersten Staffel fündig.
Was passiert: In der letzten Episode stieg Carrie (Claire Danes) zu Brody ins Auto und nun wissen wir, wohin die Reise geht: in eine Kneipe, um sich zu betrinken! Darin sind die beiden zum Leidwesen eines Faschos, der von Carrie zusammengestutzt und von Brody zusammengeschlagen wird, richtig gut. So schön es auch wäre, die Folge in eine einzige Kneipenschlägerei zu verwandeln, Carrie und Brody steht der Sinn nach etwas anderem. So fahren sie zu eine Hütte im Wald, um ein entspanntes Wochenende zu verbringen, gewürzt mit Gesprächen über so schöne Themen wie Carries Kindheit, Brodys Lieblingstee und Carries Verdacht, dass er ein Terrorist ist.
Die Agency: Das Vierpersonenstück (über die Störenfriede gleich mehr) wird durch Saul (Mandy Patinkin) und Aileen (Marin Ireland) vervollständigt. Letztere, eine angehende Terroristin, flieht nach Mexiko, wird dort allerdings von Saul aufgestöbert. Gemeinsam treten sie eine 30 bzw. 25-stündige Fahrt zu den Behören an, während der Raser Saul sie zu seinem Deal überreden will. Andere Serien haben ihre Verfolgungsjagden, Sexposition oder Gespräche beim Pathologen. Die Geheimwaffe von Homeland sind Verhörsituationen, deren unkonventionelle Variante wir in The Weekend in zweifacher Ausführung zu sehen bekommen. Während sich Carrie und Brody in ihrer Hütte schlussendlich voneinander entfernen, begleiten wir Saul und Aileen bei einer Annäherung, wie sie nur der bärtige Profi einfädeln kann. Erst weicht er ihre Verteidigungslinien mit ihrer Vergangenheit auf, ruft ihre Liebe zum getöteten Faisel in Erinnerung, dann offenbart er Gemeinsamkeiten (die Isolation in der Kindheit, die Rebellion gegen die Eltern), um im finalen Streich mit der Beerdigung des Toten ihren Widerstand niederzureißen. Das beeindruckende an Saul und vor allem Mandy Patinkin ist, dass er dabei weder manipulativ noch berechnend wirkt. Immer empathisch, aber nie mitleidend hält Saul die professionelle Distanz. Etwas näher heran lässt er uns und sein Gegenüber trotzdem.