Wir schauen Breaking Bad - Staffel 5, Folge 5

14.08.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Das Methlamin muss fließen, koste es, was es wolle!
AMC
Das Methlamin muss fließen, koste es, was es wolle!
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Ihr wollt nach dem spektakulären Magnet-Coup noch mehr Heist-Action von Walter, Jesse und Mike? “Dead Freight” gibt euch genau das und lässt unsere Protagonisten diesmal auf einen fahrenden Zug los. Die Details gibt’s in unserem aktuellen Recap.

On tonight’s episode of Breaking Bad shit gets crazy! ließ Jesse-Darsteller Aaron Paul am Sonntagabend via Twitter verkünden. Und der 32-jährige Schauspieler mit den jungen Gesichtszügen sollte Recht behalten. Nach einem eher verhaltenem Beginn dieser fünften Episode waren die letzten 10-Minuten von Dead Freight ein einziger Adrenalinrausch. Lasst die jüngste Folge der letzten Breaking-Bad-Staffel gemeinsam mit uns Revue passieren.

Was passiert
Die Fassade steht, das nötige Laborequipment ist vorhanden, aber immer noch fehlen unseren Entrepreneuren im Meth-Business Walter (Bryan Cranston), Jesse und Mike (Jonathan Banks) die nötigen Chemikalien, um endlich das große Geld scheffeln zu können. Nachdem klar wird, dass Lydia (Laura Fraser), die nervöse Dame im feinen Kostüm, tatsächlich nicht für die Verwanzung der Methlaminbehälter verantwortlich war, bleibt Walt nichts anderes übrig, als sich erneut mit diesem Geschäftspartner wider Willen einzulassen. Gemeinsam entwickeln die beiden Parteien letztendlich einen Plan, der die Protagonisten, wie schon in in Life Free or Die zu einer klassischen Banditebande werden lässt. Nach Reservatenkammern sind nun selbst mit Chemikalien beladene Züge nicht mehr vor unserem Trio Infernale sicher. Zug anhalten, Methlamin abpumpen, Wasser einfüllen – es klingt so einfach. Doch auch die besten Pläne haben ihr Risiko. Und leider gibt es, wie Mike korrekt anmerkt, nur zwei Arten von Heists: diejenigen, die funktionieren und diejenigen, bei denen Zeugen zurück bleiben. Einem Jungen, der zur falschen Zeit am falschen Ort ist, wird diese Lebensweisheit schließlich zum Verhängnis.

All Hail The King
Nothing stops this train! ließ uns der zu Alter Ego Heisenberg mutierte Walter White in der letzten Episode wissen. Auf Walts Selbstbewusstseinsskala bewegen wir uns deshalb auch aktuell in geradezu schwindelerregenden Höhen. Den kürzlich zum ASAC (Assistant Special Agent in Charge) ernannten Schwager Hank (Dean Norris) einen kleinen Besuch abstatten, den Trauerklos spielen (Walt ist in dieser Staffel ein erstaunlich guter Schauspieler geworden) und schnell mal ein, zwei Wanzen im Büro eines leitenden DEA-Agenten anbringen? Kein Problem für den Mann, dessen Alter Ego Heisenberg mittlerweile fast zu 100% an der Oberfläche agiert, während die Persona des fürsorglichen, aber empfindlichen Familienvaters Walter White längst der Vergangenheit angehört. Aber auch wenn Hank nun zu den Anzugträgern gezählt werden mus und sich in dieser Situation von Walt täuschen lässt (der sich immer noch darauf verlassen kann von seinem Schwager als etwas zu empfindliches Weichei wahr genommen zu werden), hat er seinen Spürsinn längst nicht eingebüßt. Die neue Rolex ist ihm genau so wenig entgangen, wie zuvor die etwas zu groß geratenen Neuzugänge im Fuhrpark der Familie White. Irgendwann dürfte auch es auch für Hank nicht mehr ausgeschlossen sein, dass sein verweichlichter Schwager vielleicht doch mehr im Schilde führt, als hin und wieder mal am Pokertisch Platz zu nehmen.

Walts mittlerweile beinahe Maßlos erscheinende Skrupellosigkeit zeigt sich in Dead Freight allerdings nicht alleine an der Art des Umgangs mit seinem Schwager, sondern ebenso an den Reaktionen gegenüber verschiedener Pläne, die ihm von seinen ‘Mitarbeitern’ dargelegt werden. Während Jesse, wie bereits zuvor, versucht jegliche Konflikte möglichst gewaltlos zu klären, hätte Walt offenbar weder mit Lydias Tod, noch mit dem zweier unschuldiger Zugführer ein größeres Problem. In einer interessanten Einstellung, in der Mike und Walt sich über die richtige Vorgehensweise im Bezug auf das Methlamin-Problem streiten, wirkt der ehemalige Chemielehrer nun sogar im Vergleich zum Auftragskiller Mike, wie der Teufel, der von der einen Schulter auf Jesse einredet, während Mike die engelsgleiche Stimme der Vernunft verkörpert. Wie schon beim Magnet-Plan ist es Endeffekt dann aber doch Jesse, der mit der rettenden Idee daher kommt und so eine Eskalation zwischen den beiden Streithähnen, sowie erneutes Blutvergießen verhindert. Doch wie lange wird Jesse noch an der Seite seines Größenwahnsinnigen Partners stehen, um ihm indirekt den Kopf aus der Schlinge zu ziehen? Bedeutet der Angriff auf den Jungen am Ende der Folge möglicherweise bereits das Ende der gemeinsamen Unternehmung? Mag Jesse noch irgendwie über den Mord an Gale hinwegkommen, die Schuld am Tod eines Kindes dürfte ihn definitiv zerbrechen.

Familienbeziehungen
Bis auf den Fakt, dass Walter Jr. (RJ Mitte) sich aus der Wut heraus, die er gegenüber seinen Eltern hegt, wieder Flynn nennt und endlich Antworten dafür verlangt, warum er bis auf weiteres im Exil bei seiner Tante und seinem Onkel leben muss, wurde die Storyline rund um komplizierten Verhältnisse innerhalb der Familie White in dieser Episode kaum voran gebracht. Das kurze Aufeinandertreffen zwischen Walt und Skyler (Anna Gunn) besaß bei Weitem nicht die emotionale Spannung, wie dies noch in der letzten Folge der Fall war, als Skyler sich offen für ihre Hoffnung auf die Rückkehr des Lungenkrebs’ aussprach. Skyler untermauerte lediglich noch einmal ihren Plan, die gemeinsamen Kinder möglichst selten in die nähe ihres kriminellen Mannes zu lassen. Sich selbst gibt sie für dieses Vorhaben komplett auf und nimmt die Risiken in Kauf, die damit in Verbindung stehen, weiterhin Drogengeld zu waschen und Walt nicht zu verraten.

Breaking Bad als audiovisueller Drogentrip
Mit audiovisuellen Experimenten hielten sich die Breaking-Bad-Macher rund um Showrunner Vince Gilligan und Episoden-Regisseur George Mastras in der aktuellen Folge Dead Freight ein wenig zurück. Trotzdem sollen an dieser Stelle ein paar knappe Worte zur spannungsgeladenen Zugraub-Sequenz und deren Motive verloren werden. Keine Frage: handwerklich waren die letzten zehn Minute dieser Folge wieder einmal so nervenaufreibend inszeniert, wie es neben den Breaking-Bad-Verantwortlichen nur wenigen im aktuellen Fernsehgeschäft gelingt. Wenn Walt der persönliche Erfolg wieder einmal wichtiger ist, als die Sicherheit seiner Partner und Jesse in Folge dessen beinahe von diesem bleiernen Ungetüm zu Brei zermatscht wird, dürften nicht wenige Zuschauer ihre Fingernägel zwischen ihren Zähnen wiedergefunden haben. Skript, Schnitt und Raumgestaltung machen es für jeden Zuschauer leicht verständlich, wer hier was zu tun hat und was die entscheidenden Faktoren sind. Da könnten sich so einige Hollywood-Regisseure,#hust#MichaelBayChristopherNolan#hust#,denen es trotz Milliardenbudgets nicht gelingt, eine kohärente Zeit-Raum-Gestaltung zu schaffen, ruhig eine Scheibe von abschneiden!

Fast interessanter, als über die technische Umsetzung dieser beindruckenden Sequenz zu sprechen, scheint es aber fast, ein wenig über die mit ihr verbundenen Motive zu spekulieren. Bereits zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit bringt Mike Walter mit dem legendären Ganoven Jesse James in Verbindung und diesmal wird das Cowboy-Motiv mit dem kuriosen Zugraub natürlich auf die Spitze getrieben. Aber was könnte die Verbindung mit dem berühmten Banditen in Zukunft für Walts Figur bedeuten? Wird auch er von einem seiner Bekannten Hinterrücks umgebracht? Oder ist in diesem Fall nicht eigentlich Jesse derjenige, der die Banditenfigur verkörpert, teilt er doch nicht nur seinen Namen mit dem ermordeten Revolverheld, sondern kam letztendlich auch mit dem eigentlichen Plan des Raubes auf. In dieser Konstellation wäre dann Walter derjenige, der möglicherweise die Rolle des Feigling Robert Ford übernimmt.

So oder so ist es schön anzusehen, dass mit dem spektakulären Zugraub wieder einmal eines der ältesten Filmmotive überhaupt aufgegriffen wurde. Schließlich zeigte uns bereits Edwin S. Porter) 1903 in The Great Train Robbery (Der große Eisenbahnraub) wie ein ordentlicher Überfall auf ein solch riesiges Schienenfahrzeug auszusehen hat. Mit der Ermordung des kleinen Jungen endet schließlich auch Dead Freight ähnlich wie das über 100-Jahre alte Vorbild: mit einer auf die Kamera gerichtete Pistole und einem leblosen Körper auf der Erde.

Zitat der Folge
She has a gun to her head kid. Everyone sounds like Meryl Streep with a gun to their head! – Mike

Weitere Breaking Bad Recaps:

Live Free or Die – Staffel 5, Folge 1

Madrigal – Staffel 5, Folge 2

Hazard-Pay – Staffel 5, Folge 3

Fifty-One – Staffel 5, Folge 4

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