Wir schauen Breaking Bad - Staffel 5, Folge 3

31.07.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Stehen in Hazard Day wieder am Herd: Jesse Pinkman und Walter White
AMC
Stehen in Hazard Day wieder am Herd: Jesse Pinkman und Walter White
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Eure Lieblingsdrogendealer stehen wieder am Herd. In der dritten Folge der fünften Breaking Bad Staffel versuchen sich Walter, Jesse und Mike als Entrepreneure und suchen den richtigen Platz für ihre Meth-Küche. Diskutiert mit uns über “Hazard Pay”.

Mit der aktuellen Folge Hazard Pay sind wir bereits mitten drin im ersten Teil der finalen Staffel von AMCs Meth-Drama Breaking Bad. Ein Zeitpunkt, um neue Wegpunkte festzulegen und auf anstehende Konfrontationen hin zu arbeiten. Dabei bleiben Vince Gilligan und seine Autoren so fokussiert wie eh und je und erschaffen eine weitere hervorragend durch komponierte Folge extrem sehenswerten Fernsehens.

Was passiert:
Mike Ehrmanntraut (Jonathan Banks) ist ein Mann, der seine Emotionen zu kontrollieren weiß. Wenn sich der professionelle Hitman allerdings dazu gezwungen sieht, als Rechtsanwaltsgehilfe verkleidet Gefängnisse abzuklappern, um sich der Loyalität seiner Männer zu vergewissern, kann auch ihm auch schon mal der Kragen seines neuen Anzuges platzen. Geld muss her und zwar schnell. Denn kein Mittel fördert Loyalität so sehr, wie ein großer Haufen Dollarscheine; besonders wenn es um die Loyalität von Männern geht, die einer langen Haftstrafe entgegen blicken.

So begeben sich die neuen Geschäftspartner Walt (Bryan Cranston), Jesse (Aaron Paul) und Mike gemeinsam mit Saul (Bob Odenkirk) auf die Suche nach einem geeigneten Ort, an dem die Meth-Produktion erneut aufgenommen werden kann, damit sich das blaue Gold möglichst schnell wieder in grüne Dollarnoten verwandelt. Nach einigen Enttäuschungen entwickelt Walt den Plan eines mobilen Drogenlabors – diesmal allerdings ohne das RV. Künftig soll mit Hilfe der Tarnung eines Kammerjäger-Unternehmens in Albuquerques Wohnhäusern gekocht werden, so lange diese als Pestizid verseucht gelten. Die erste Ladung erreicht die gewünschte Qualität, doch der niedrige Netto-Betrag, der letztendlich in Walts eigener Tasche landet, stimmt den frisch gebackenen Entrepreneur missmütig.

All Hail the King
Gerade zu Anfang der Folge scheint es so, als habe der neue selbsternannte Drogenbaron Walter White die Zügel seines Geschäfts fester denn je in der Hand. Zwar verkneift sich Mike immer noch keine Widerworte, als er vollständige Kontrolle über den geschäftlichen Teil der neu gegründeten Operation fordert, aber Walt weiß, wann er sich zurück nehmen muss und erklärt deshalb auch dem erstaunten Saul: He’ll handle the business. And I’ll handle him. Walt gibt Mike die Freiheit, die notwendig ist, seine Skepsis zu mindern, macht ihn zu seinem Sprachrohr, wenn es darum geht, einschüchternde Reden zu schwingen, entscheidet letztendlich aber völlig undemokratisch über den neuen Ort zur zukünftigen Meth-Herstellung. Walt sieht sich als der Boss – keine Frage.

Viel leichter als Mike lässt sich allerdings noch der naive Jesse manipulieren. Was Walt von ihm benötigt, ist seine praktische Veranlagung, aus wenigen Mitteln das Beste zu machen. Und auch seine zahlreichen Verbindungen zu lokalen Drogendealern und Gehilfen sind für Mr. Heisenberg von Vorteil. Probleme bereiten könnte Walt dagegen Jesses andauernde Beziehung mit Andrea (Emily Rios). Der Blick den Walt dem kleinen Brock (Ian Posada) zu wirft, als die beiden gemeinsam auf der Couch sitzen, lässt erwarten, dass die Storyline um die Vergiftung des Jungen durch Walt noch längst nicht abgehakt ist, auch wenn Brock Walter momentan nicht erkennen kann oder will. Klar ist jedoch zumindest, dass der neue Big-Player im Drogenbusiness das Eskalationsrisiko innerhalb seines Geschäfts minimieren will und deshalb Jesse in einer Schlüsselszene auf die Beziehung mit Andrea anspricht. Walt weiß dabei genau, welche Knöpfe er bei Jesse drücken muss. Er simuliert Vertrauen und bürdet Jesse somit Verantwortung auf. Eine Situation, die beim traumatisierten Jesse (Tod seiner Tante, Tod Janes, Ermordung Gales, Vergiftung Brocks etc.) extremes Unbehagen auslöst und ihn letztendlich genauso handeln lässt, wie es Walter antizipiert hat. Jesse beendet die Beziehung zu Andrea. Als er mit seiner vermeintlichen Vertrauensperson Walt darüber sprechen will, muss er jedoch erkennen, dass dieser sich plötzlich viel mehr für Geld, als die Gefühlswelt seines vermeintlichen Freundes interessiert. Die Vatergefühle, die Walt einst für seinen jungen Partner in Crime zu entwickeln schien, gehören offenbar längst der Vergangenheit an.

Am Ende der Folge kommt es zu einer Abrechnung, die sowohl auf finanzieller wie auch auf emotionaler Ebene schmerzhaft ist. Walter White aka Heisenberg erhält einen deutlichen Dämpfer, als er merkt, dass er noch lange nicht in der gleichen Liga spielt, wie dies sein Vorgänger Gustavo Fring tat. Und Mike wird nicht müde, ihn darauf hinzuweisen. Umso kleiner der Geldberg vor seiner Nase wird, umso weniger möchte Walter Zahlungen an Mikes Männer, Gehilfen und andere Mitwisser akzeptieren. In Walts finaler indirekter Drohung gegenüber Jesse, versucht dieser scheinbar eine Verbindung zwischen Mike und dem von Gus (Giancarlo Esposito) getöteten Viktor (Jeremiah Bitsui) herzustellen. Es ist an dieser Stelle, an der sich wieder einmal Walters größte Schwäche offenbart. Sein Stolz und sein großes Ego lassen den Chemiker blind werden, für das, was er hat und mit ein wenig mehr Geduld haben könnte. In dieser Verfassung dürfte es nur eine Frage Zeit sein, bis die von Mike in der letzten Folge angesprochene Zeitbombe explodiert.

Familienbeziehungen
Walter White ist nicht mit seinem mobilen Drogenlabor nicht nur back in business, sondern kehrt auch mit Sack und Pack zu seiner Familie zurück. Eine Entwicklung, die seiner verängstigten Frau Skyler (Anna Gunn) an den Rande eines Nervenzusammenbruchs treibt. In einer hervorragend gespielten Szene zwischen Skyler und ihrer Schwester Marie (Betsy Brandt), wird das schlechte Gewissen Letzterer förmlich greifbar. Weder kann Skyler akzeptieren, dass Hanks (Dean Norris) medizinische Behandlungen mit Drogengeld finanziert wurden, noch dass für den Mann, der die Familie White ins Chaos gestürzt hat, nun eine fröhliche Geburtstagsparty geschmissen werden soll. Da bleibt schließlich nur noch der Wunsch nach Ruhe, um die wild gewordenen Gedanken zu kontrollieren.

Als die völlig überforderte Marie Walt um Aufklärung bittet, wird deutlich, wie wenig ihrem Ehemann Syklers Gefühle mittlerweile wert sind. Nicht nur, dass er Mari über die wahren Ursachen für Skylers Verhalten belügt, er lässt seine Frau zudem noch als Lügnerin und Betrügerin da stehen. Für einen Moment sieht es außerdem so aus, als wolle der Mann im Hause White seine Frau möglicherweise sogar körperlich für deren Verhalten bestrafen. Doch Walt dreht auf dem Weg zum Schlafzimmer ab und verstärkt stattdessen mehr oder weniger subtil noch einmal den psychischen Druck auf die Leidende, in dem er ausgerechnet durch einen gemeinsamen Scarface Abend mit seinen beiden Kindern, die angebliche Geschlossenheit der restlichen Familie suggeriert. Walt positioniert sich als unangefochtenes Oberhaupt des Familienkreises, aus welchem Skyler offenbar ausgeschlossen wird, sollte sie fortan nicht nach seinen Regeln spielen.

Breaking Bad als audiovisueller Drogentrip
Yes! Endlich wieder eine Meth-Produktions-Montage-Szene, und was für eine! Zu den sanften Tönen von On A Clear Day (You Can See Forever) der Band The Peddlers vermischen sich diesmal auf eine Art und Weise Bilder bürgerlicher Existenzen mit denen chemischer Prozesse beim Meth-Kochen, wie es nur die Macher von Breaking Bad vermögen auf den Bildschirm zu zaubern. Eine Sequenz, die irgendwo zwischen Traum und Alptraum schwankt, jedoch weniger die Produktion einer Droge verherrlicht (wie manch konservative Stimme immer wieder zu bedenken gibt), sondern offensichtlich die Faszination chemischer Vorgänge in den Vordergrund zu stellen versucht. Beim Betrachten des visuellen Stils von Breaking Bad dürften auch so manche Kinoproduktionen neidisch herüber schielen.

Zitat der Folge
Saul: …cause he gave me the dead mackerel eyes. he meant it.
Walt: Saul, Mike threatened me. He threatened Jesse. He probably threatened someone before breakfast this morning. It’s what he does. Come on, grow a pair!

Sonstige Beobachtungen
- Walt plaziert Walt Whitmans Gedichtband Leaves of Grass neben seinem Bett. Eine Sammlung, die dafür bekannt geworden ist, sich in ihrer Lyrik nicht mehr so sehr auf die für die damalige Zeit typischen religiösen und spirituellen sondern eher auf die materiellen Themen zu beziehen.

- Die Scarface Referenz war wohl längst überfällig. Schließlich hat Creator Vince Gilligan bereits in zahlreichen Interviews verkündet, Breaking Bad sei die Show über Mr. Chips, der zu Scarface wird.

-Skinny Pete (Charles Baker) und Badger (Matt L. Jones) in the house! Wer hätte gedacht, dass die beiden so talentierte Musiker sind! ;)

Weitere Breaking Bad Recaps:

Live Free or Die – Staffel 5, Folge 1

Madrigal – Staffel 5, Folge 2

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