Wie eine unsterbliche Liebe mit einem Untergang begann

29.09.2018 - 08:50 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
I'm flying!
20th Century Fox/moviepilot
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Der allererste Kinobesuch kann so umwerfend sein, dass ihr euch für immer verliebt. Nicht in die Helden auf der Leinwand, nicht in die eine Geschichte, die ihr grad gesehen habt, sondern in alle Helden, alle Geschichten, alle Filme und alles drumrum!

Erinnert ihr euch an euer erstes Mal? Das erste Mal, als ihr ein Kino betratet, die Karte in die Hand gedrückt bekamt und schon der Weg zu den großen Doppeltüren aufregend war? Als alles neu war: der riesige Saal, die Sitze, die Leinwand - und das Gefühl, als nichts anderes mehr zählte und ihr für zwei Stunden eine andere Welt betratet, die ihr nie wieder ganz verlassen solltet?

Mit ein bisschen Glück war euer erstes Mal so groß, so überwältigend, so wunderbar wie *frenzy_punk<3s und euer erster Kinofilm einer der größten Filme aller Zeiten, so wie Titanic. Dann lief auf der Leinwand nicht nur eine Geschichte, ließen euch Ton, Bild, Dunkelheit nicht nur jede Minute selbst erleben und mitfiebern, zeigten euch Schauspieler nicht nur große Gefühle - dann ließ dieser erste Film ein ganz eigenes Gefühl in euch zurück, das euch seitdem immer wieder hat zurückkehren lassen: Die Liebe zum Kino!

Der Kommentar der Woche von *frenzy_punk<3 zu Titanic

Wir schreiben das Jahr 1998. Ein kleines Mädchen von 11 Jahren, unerfahren was Filme und Kino betrifft, sitzt am Tisch und hört den beiden älteren Schwestern zu, wie sie einen Kinobesuch planen. Während sie so da sitzen und Worte von sich geben, die sich zu einem Dialog formen, denkt das Mädchen darüber nach, wie Kino wohl so sein mag. Es war vorher noch nie im Kino und kannte es nur aus Erzählungen.

Und da, die beiden Schwestern unterbrechen ihren Dialog und stellen die Frage der Fragen:

"Willst du auch mit?"

Titanic? Was ist das? Worum geht es? Da ist dieses Schiff, das gesunken ist bla bla und die zwei Leutchen die sich lieben ... Leonardo DiCaprio spielt mit, der ist doch zurzeit in aller Munde.

Mmh, mag sein, kenne ich nicht aber was solls, lasst uns ins Kino gehen.

Voller Aufregung sitzt das Mädchen hinten im Auto, ist ganz hibbelig in der Eingangshalle und betrachtet interessiert den Kinosaal. Aha, so sieht das also aus.
Die Plätze sind eingenommen, das Licht geht aus, die Werbung beginnt. Wow, was für eine Atmosphäre. Genial.

Nun geht das Mädchen auf eine 194 minütige Reise, befindet sich an Bord der Titanic und kann ab und zu sogar fast das Meer riechen.

James Cameron schuf hier nicht nur eine einfach Liebesschnulze a`la Nicholas Sparks, nein, er verknüpft auch perfekt das Drama damit und zieht den Zuschauer in einen Strudel voller Emotionen. Wir befinden uns zunächst in der Gegenwart, das Wrack liegt auf dem Meeresgrund und wird mit U-Booten durchsucht. Schon hier bekommt man haargenau erklärt, wie sich die Katastrophe damals abgespielt hatte und hier überfluten den Zuseher schon die Gefühle, wenn man die verrotteten Zimmer unter Wasser sieht und sich ausmalt, wie furchtbar das alles gewesen sein muss.
Dann sehen wir, wie das Leben auf der Titanic gewesen war und das in der Rückblende, die von einer alten Dame erzählt wird. Das wunderbare ist, dass die Charaktere ansprechend sind. Allesamt haben eine eigene Geschichte zu erzählen, der man gerne zuhören mag. Hier bleibt nichts oberflächlich betrachtet sondern geht auch in die Tiefe der Person selbst. So erkennt man, dass Caledon Hockley (gespielt von Billy Zane) im Inneren eigentlich nur sehr verliebt ist, das Böse in sich aber zu sehr an die Oberfläche schwimmen lässt. Durch die Länge des Filmes hat man genug Zeit sich auf die einzelnen Personen einzulassen. Cameron tischt uns glücklicherweise keine "Ich kenne dich seit 5 Minuten und würde für dich sterben"-Liebesgeschichte auf, sondern lässt den beiden Hauptdarstellern Zeit, sich gegenseitig kennen zu lernen. Klar spielt hier der Samariter-Effekt auch eine Rolle, aber so wirkt die Geschichte nicht langweilig.

In der dritten Phase des Filmes widmet sich James Cameron dem Untergang und kann auch diesen Teil mit Bravour meistern. Untermalt mit James Horners fantastischer Filmmusik wirkt der Endteil enorm imposant und ergreifend. Die Action ist gut platziert, die Angstphasen gekonnt eingebaut und die Darsteller perfekt in Szene gesetzt.

Trotz etlichen Fehlern kann man dennoch behaupten, dass "Titanic" ein fantastisches Epos ist, das Drama, Historien- und Katastrophenfilm emotionsgeladen verbindet.

Warum Lieblingsfilm?
Weil ich einfach nur ein Mädchen bin, das in einem überfüllten Raum steht und laut schreit, aber niemand zu ihm hoch sieht. Weil ich diese Kostüme abgöttisch schön finde, wie gerne schreite ich über die hölzernen Dielen der Titanic. Seit diesem Tag im Kino schon ca. 25 Mal gesehen und immer wieder gehe ich gerne beinahe mit Rose (Kate Winslet) über Bord, verliebe mich in meinen Retter, nehme eine Ohrfeige in Kauf, ziehe mich nackt aus, um ein fantastisches Portrait zu erhalten und immer wieder liebe ich es, mit Jack Leonardo DiCaprio) zu tanzen und zu steppen.
Ich liebe es, über die Rehling des Schiffes zu spucken, in dem feinen Speisesaal zu dinieren und am Bug der Titanic zu fliegen und hemmungslos zu knutschen.
Immer wieder erstarre ich zu Eis, wenn das Schiff einen kräftigen Ruck macht, immer wieder kämpfe ich mich panisch durch die Fluten in den unteren Kabinen, um die Liebe meines Lebens zu finden und zu retten. Und so halte ich auch immer wieder die Luft an, wenn das letzte Stück der Titanic kurze Zeit später im Meer versinkt.
Ich friere, ich weine und am Ende gehe ich aus dem Film heraus, als hätte ich selbst eben all das erlebt. Und noch immer durchlebe ich alles erneut, wenn ich den Soundtrack in die Anlage schmeiße, die Augen schließe und mich von der Musik treiben lasse.

Titanic, die Liebe zu einem Film, der mich lehrte, das Kino zu lieben. Vor 15 Jahren eine Offenbarung für ein 11-jähriges Mädchen, das noch immer gerne träumt, die große Leinwand bewundert und sich nicht schämt, in der Öffentlichkeit in einem großen Saal ihren Emotionen freien Lauf zu lassen.

Den Originalkommentar findet ihr übrigens hier.

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