Wenn US-Regierung und Hollywood Händchen halten

02.01.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Act of Valor
Universum Film
Act of Valor
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Die Zerstörungsmaschinerie durchwälzt in Man of Steel ganze Städte. Am Ende steht ein Held und ein beeindruckendes Equipment an militärischen Geräten. Dass dies keine Seltenheit im US-Kino darstellt, sollte zu denken geben. Ein Einblick in eine gefährliche Beziehung.

Es ist eine Liebe, die seit jeher besteht und zwei Parteien in ihren Absichten fördert. Es ist die Beziehung Hollywoods mit der US-Regierung. Besser noch: die Beziehung zwischen dem Blockbuster aus Hollywood und dem Pentagon. Oder ganz genau: Die Verbindung der Filmschaffenden mit dem Defense Department’s Film and Television Liaison Office. Es ist keine Überraschung, dass das US-amerikanische Militär mit Filmproduktionen zusammenarbeitet. Doch es erreicht inzwischen ein Ausmaß, welches bedenklich ist und nicht außer Acht gelassen werden darf. Auch 2013 sonnten sich Filme im Glanz des Militärs und der Trend soll 2014 fortgesetzt werden.

Militainment schreit dabei von allen Seiten. Ein Begriff, der die vom Militär kontrollierte Unterhaltungsform definiert. Aus *Mili*tär und Enter*tainment* entsteht eine Komposition, die dem Zuschauer nicht immer offensichtlich begegnet, meist gar still an ihm vorbeizieht, aber ein fester Bestandteil einiger großer Blockbuster ist. Im wissenschaftlichen Kontext des Militainment wird in großen Zügen kritisiert, untersucht und analysiert. Doch die Debatten halten sich oftmals fern vom alltäglichen Kinogang. Doch wer genau hinsieht, kann den vom Pentagon geförderten US-Film leicht erkennen.

Worum geht es?
Im Jahr 2009 titelte die Berliner Zeitung „Die Marke Militär: Hollywood und das Pentagon pflegen jetzt gute Beziehungen“. In Bezug auf das damalige Erscheinen von Transformers – Die Rache mag dies durchaus zutreffen. Doch die Verbindung reicht weiter in die Filmhistorie, als es sich vielleicht vermuten lässt. 1927 produzierte Paramount das Melodrama Flügel aus Stahl – eine Hommage an die Kampfpiloten im Ersten Weltkrieg – und bekam die nötige Ausrüstung vom Verteidigungsministerium. Im Zweiten Weltkrieg war Hollywood die Propaganda-Maschine par excellence. Abgesehen von einigen „Querläufern“ war diese Zusammenarbeit für beide Seiten ein Erfolg. Die Studios sicherten sich die finanzielle Unterstützung der Regierung und bekamen hochwertige Militärausrüstung für lau, während sie die für das Pentagon förderlichen Botschaften fleißig in Szene setzten.

Erst der Vietnamkrieg verursachte eine Krise in der ehelichen Beziehung. Kritische Stimmen wurden laut. Oliver Stone und Francis Ford Coppola inszenierten mit Platoon und Apocalypse Now ein Gegenbild zum glorreichen Army-Image. Die Regel war und ist bis heute einfach: Beantragen die Produzenten für ihren Film die materielle wie finanzielle Unterstützung des US-Militärs, müssen sie ihre Drehbücher offen legen und mit Interventionen rechnen, wenn den Herren von der Regierung im Handlungsablauf etwas nicht passt. Wenn Captain Willard (Martin Sheen) im Dschungel von Vietnam am Sinn des Einmarsches der Vereinigten Staaten zweifelt, stößt das natürlich auf wenig Gegenliebe. So musste Francis Ford Coppola letztendlich auf Militärhubschrauber der philippinischen Regierung zurückgreifen. Heute geht das Pentagon mit Hollywood Hand in Hand. Wer aufmerksam den Filmabspann verfolgt, merkt auch wann.

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