Warum Harry Potter irgendwie nervt....

14.07.2009 - 13:46 Uhr
Laaangweilig - Harry Potters Mangel an Ecken und Kanten wirkt auf Dauer ermüdend
Montage: moviepilot.de
Laaangweilig - Harry Potters Mangel an Ecken und Kanten wirkt auf Dauer ermüdend
…und irgendwie auch wieder nicht. Potter kann einem im Moment ganz schön auf den Sack gehen. Aber warum eigentlich? Bei näherer Betrachtung fällt es extrem schwer, fundierte Kritikpunkte an Potter zu finden, und vielleicht reicht das ja schon als Grund, von dem Zauberlehrling genervt zu sein.

Bevor ich ins Detail gehe, kurz folgender Hinweis: Niemand zwingt dich, diesen Artikel zu lesen. Wenn du der Meinung bist, dass Harry Potter einfach das geilste seit der Erfindung des Eierkochers ist, schön und gut. Bleib dabei, wenn es für dich funktioniert. Aber hör an dieser Stelle besser auf zu lesen, du wirst dich eh nur ärgern. Falls du im Gegenteil schon sabbernd deine Hände reibst in Erwartung des großen Anti-Potter-Rundumschlags, der rituellen Schlachtung sämtlicher Charaktere aus dem Hogwarts-Universum, dann wird dich dieser Artikel ebenfalls enttäuschen, denn genau das ist ja das Schlimme an Harry Potter: Im Gegensatz zu anderen Hype-Phänomenen fürs jüngere Publikum kann man ihn noch nicht mal guten Gewissens hassen! Die Chroniken von Narnia – Der König von Narnia hat christlichem Erlösungskitsch und alberne sprechende Tiere, Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen bietet dem passionierten Nörgler und Klugscheißer ein wahres Fest mit seinem unverhohlenen Sexismus, Lustfeindlichkeit, glitzernden Vampiren und mehr und Die Wilden Kerle als vergleichbares deutsches Produkt hat die Ochsenknecht-Brüder. Case closed.

Wenn ich als Potter-Verächter nun erklären soll, warum sich mir bei allen News zu Harry Potter und der Halbblutprinz die Nackenhaare aufstellen, stehe ich da wohl erst mal ziemlich blöd da. Es gibt einfach – so im Allgemeinen – nicht wirklich etwas auszusetzen an Joanne K. Rowlings Hogwarts-Universum. Die Figuren sind sympathisch und plastisch mit Stärken, Marotten und Schwächen, wie sich das gehört, und die Welt, in der sie leben ist liebevoll mit lauter reizenden Einfällen ausgearbeitet. Die Geschichten haben Witz und Spannung. Okay, manche Fans meinen, die letzten drei Bücher würden in der Qualität ziemlich stark nachlassen. Aber um die hassen zu können, müsste man die ersten lieben. Und das tue ich nun Mal nicht.

Und auch die Filme sind schließlich alles in allem doch in Ordnung. Ordentliche Drehbücher, anständige Special Effects und die Creme de la Creme der britischen Schauspieler machen jeden Potter-Film irgendwie erträglich. Sicher, ein Chris Columbus liefert eher billige Dutzendware ab, während nur Alfonso Cuarón bisher ein Potter-Film gelang, der als Film für sich einen Wert hat über die Reihe hinaus. Aber deswegen die übrigen Filme gleich verachten? Es gibt doch weiß Gott Schlimmeres im Kino. Viel, viel Schlimmeres.

Und wahrscheinlich ist es das: diese Weigerung, bei irgendjemand anzuecken außer bei fundemantalistischen Christen, denen Quiddich Teufelswerk ist, diese generelle Sozialverträglichkeit der Potter-Reihe, die irgendwann zwischen dem dritten und vierten Teil einfach mal zu nerven begann. Harry Potter ist wie Bon Jovi Musik oder diese Bambushalme in Vasen, die es bei Ikea gibt. Der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich irgendwie alle einigigen können, und für den sich deshalb niemand bewusst zu entscheiden braucht. Potter, leg dir endlich Ecken und Kanten zu, oder verschwinde aus dem Kino. Ach, das wirst du nach dem übernächsten Film ohnehin tun? Dann ist ja alles okay, und ich will auch gar nichts gesagt haben.

Moment mal. Heißt das, ich würde lieber noch viel mehr Schund vom Kaliber Narnia oder Twilight sehen, nur weil es lohnt, sich darüber aufzuregen? Natürlich nicht. Lieber noch sieben zusätzliche Potter-Aufgüsse als nur ein weiterer Film mit prophetischen CGI-Löwen oder glitzernden Emo-Vampiren! Worauf ich mit diesem Artikel dann eigentlich hinaus wollte? Tja äh, weiß ich jetzt auch nicht mehr so genau. Wie schon gesagt: Hat euch ja niemand gezwungen, ihn zu lesen…

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