Vorstadtweiber - Geh' scheißen, du Trottel!

18.06.2015 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Die besseren Hälften? VorstadtweiberÖsterreichischer Rundfunk
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Was passiert, wenn ein Norddeutscher eine österreichische Serie guckt, könnt ihr diese Woche bei Mein Herz für Serie nachlesen. Vorstadtweiber besticht nicht nur durch einen grandiosen Dialekt, sondern auch durch Humor und Beleidigung.

Habt ihr schon von Vorstadtweiber gehört? Seit geraumer Zeit wurde mir von allen Seiten zugeraunt, dass das österreichische Desperate Housewives gar nicht mal so schlecht sein soll. Dies geht hinaus an alle, die diese Meinung vertreten: Ihr liegt falsch. Erstens haben die beiden Serien nicht mehr als das äußere Konstrukt gemein. Und zweitens ist gar nicht mal so schlecht eine unfassbare Untertreibung. Deswegen geht Mein Herz für Serie diese Woche an die Vorstadtweiber, die zu keiner Zeit mit für mich kuriosen Beleidigungen geizen.

Klamotten, Sex und Geld

Eigentlich wollen die fünf Damen in Vorstadtweiber nicht mehr als ihr Leben genießen. Ihre einflussreichen und monetär gut bestückten Ehemänner liefern die perfekte Grundlage für diesen Spaß. Der eine ist Bankenchef, der andere Politiker. Niemand muss hier auf dem Trockenen sitzen. Da dürfen sich die Mädels auch zur Mittagszeit schon einmal einen Eierlikör gönnen. Was jedoch wirkt wie ein makelloser Lebensstil, ist reine Fassade. Denn jede der Damen hat mindestens eine Leiche im Keller. Hoch verschuldet, in kriselnder Ehe, Affären zuhauf - Österreichs Upper Class muss sich ja schließlich auch irgendwie auf Trab halten. Hinzu kommt ein zwielichtiges Geschäft der Ehegatten. Wenn das alles in einen Topf geworfen und kräftig umgerührt wird, bekommen wir einen Eintopf heraus, der an Würze kaum zu übertreffen ist.

Dürfen wir da lachen?

Streit vor dem Reitlehrer: Simon Schwarz und Maria Köstlinger

Schwarzhumorig wird uns in Vorstadtweiber gezeigt, dass der soziale Abstieg niemals einen Boden erreichen kann. Allerdings kann es auch genau so schnell wieder bergauf gehen. Ein Hin und Her zwischen allen Figuren lässt uns immer wieder erstaunt aufblicken. Nicht zuletzt sind die wunderbaren Drehbücher von Uli Brée (Live Is Life - Die Spätzünder) verantwortlich dafür, dass keines der Schicksale zu kurz kommt und jeder Charakter sein Fett weg bekommt. Auf jeden noch so versöhnlichen Sex folgt ein Streit mit für mich vollkommen neuen Beleidigungen. Wenn die adelige Waltraud (Maria Köstlinger) ihrem Ehemann Josef (Simon Schwarz) zum dritten Mal ein "Geh' scheißen!" an den Kopf knallt, guckt der Mecklenburger Junge in mir immer noch verwirrt.

Laurel und Hardy. Und noch einer.

Humor vom Feinsten: Die geheimen Meetings

Sex, Gewalt und Macht - Nein, ich rede wirklich nicht von Game of Thrones. Zumal der Fantasyserie eine große Portion Humor fehlt, um mit Vorstadtweiber verwechselt zu werden... Dass sich hier schauspielerische Brillanz die Hand reicht, ist am offensichtlichsten, wenn Bankdirektor Hadrian (Bernhard Schir), Lobbyist Bertram (Lucas Gregorowicz) und Immobilienmakler Georg (Juergen Maurer) aufeinander treffen. Die geheimen Meetings sind wahrscheinlich die pointiertesten Wortgefechte und Slapstickeinlagen, die seit langem im deutschsprachigen Raum über die Bildschirme flimmerten. Einer ist immer der Trottel. Und niemand sagt dieses Wort so wundervoll wie Hadrian. Zwischendurch fragen wir uns immer wieder, wer von den Dreien eigentlich der Strippenzieher ist. Wenn wir von ihnen eine Antwort bekommen wollen, würden wahrscheinlich alle drei den Finger heben.

Schauspiel-Himmel

Ich möchte mich gar nicht festlegen, wer in Vorstadtweiber den besten Job abliefert. Da wäre zum Beispiel Gerti Drassl (Das Wunder von Kärnten), die sich von der duckmäuserischen Hausfrau zur charakterstarken Meinungsmacherin entwickelt. Oder aber Proschat Madani (Der letzte Bulle), die als nachnamenlose Tina gefühlt ganz Österreich als Anwältin vertritt. Oder Gertrud Roll (Drei), die als gewissenlose Althippie-Mutter ihre ganze Familie in den Wahnsinn treibt. Oder, oder, oder. Vorstadtweiber ist ein Fest der Wahnsinnigen und macht genau aus diesem Grund unfassbar Laune.

Österreichischer Rundfunk

Die erste Staffel Vorstadtweiber umfasst zehn Folgen. Schon vor der österreichischen Erstausstrahlung wurde sie um eine zweite verlängert. Zum Glück! Denn das Finale schreit nach einer Fortsetzung. Und das im wahrsten Sinne des Wortes...

Habt ihr den österreichischen Überraschungshit schon gesehen?

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