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Vor 60 Jahren: Doris Day und der Fußball-Evergreen

01.06.2016 - 00:01 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Hitchcock und Fußball?
Hieronymus Hölzig
Hitchcock und Fußball?
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Am 1. Juni 1956 kam Hitchcocks "Der Mann, der zuviel wusste" in die amerikanischen Kinos. Der in vielerlei Hinsicht interessante Krimi hinterließ vor allem ein Lied, das heute in den Fußballstadien Englands und dem Rest der Welt ein Dauerbrenner ist.

Wie so oft in der Geschichte des Kinos war auch der Filmsong "Que Sera, Sera" das Ergebnis einer Reihe glücklicher Fügungen. Nur, weil Hitchcock seinen Thriller The Man Who Knew Too Much unbedingt mit James Stewart besetzen wollte, gelangten weitere Schlüsselfiguren mit an Bord. Eine Bedingung von Stewarts Agentur  in jenen Monaten des Jahres 1955 war die Besetzung einer weiteren Hauptrolle durch Doris Day inklusive eines für sie geschriebenen Gesangs-Parts. Hierfür wählte man die Alphatiere Ray Evans und Jay Livingston, denen wenige Jahre später mit dem Titelthema zu Bonanza  eine weitere bis heute bekannte Melodie gelang.

Mit "Kinderlied" auf Verbrecherjagd?

Nach anfänglicher Skepsis war Hitchcock mit der ihm aufgezwungenen Hauptdarstellerin Doris Day zufrieden. Kein Wunder - "Der Mann, der zuviel wusste" deutete sich nach und nach als packender Thriller an, ganz nach dem Geschmack des Großmeisters. Zudem sollte es das gelungene Remake eines gleichnamigen Films von 1934 darstellen. Diesen hatte übrigens niemand Geringeres gedreht als ... Alfred Hitchcock selbst. Zwar war in der alten Fassung der legendäre Peter Lorre in seiner ersten englischsprachigen Rolle  mit am Start gewesen, jedoch meinte Hitchcock, noch mehr aus dem Plot von damals herausholen zu können. Beide Filme erzählen von einem Touristenehepaar, dem das Geheimnis eines bevorstehenden Mordanschlags in London zuteil wird. Die gleichzeitige Entführung des gemeinsamen Kindes zwingt das Paar jedoch, allein auf eigene Faust zu handeln, bis es zum großen Showdown in der Royal Albert Hall inmitten einer Orchester-Aufführung kommt. Ja, aufreibende Szenen während klassischer Konzerte gehören ebenfalls zum vielfach kopierten Erbe dieses Werks, man denke nur an Anlehnungen in Ein Quantum Trost und Mission: Impossible 5 - Rogue Nation. Zu diesem Zeitpunkt des Krimis steht die (überaus handlungsrelevante) Szene mit dem berühmten Song aber noch bevor. Nachdem Livingston und Evans ihren Song "Que Sera, Sera" fertig geschrieben hatten, konnte Doris Day nur gegen einigen Widerstand davon überzeugt werden, jene Zeilen auch zu singen. Sie handeln von einer Frau, die rückblickend erzählt, wie sie als Mädchen ihre Mutter nach der Zukunft fragte. Die Mutter antwortet mit: "Was sein wird, wird sein." - "What ever will be, will be." - "Que sera, sera." Solch ein Lied zwischen Mord, Totschlag und Entführung? Doris Day ließ sich schließlich doch überreden. Der Song wurde - vor allem für sie - ein Riesenerfolg.


"What Will Be, Will Be" ... Ruhm und Ehre

Platz 1 in England , Top 10 in den Staaten , Platz 48 in der Liste 100 Songs - America's Greatest Music in the Movies  des American Film Institute und unzählige Coverversionen waren das Ergebnis. 1960 trat Doris Day in Meisterschaft im Seitensprung begleitet vom inzwischen millionenfach verkauften Lied auf; Gleiches galt 1967 für Spion im Spitzenhöschen. Von 1968 bis 1973 strahlte CBS Television die "Doris Day Show"  mit "Que Sera, Sera" als Titelmelodie aus. Der Zenit von Days Ruhms war da längst vorüber. Misserfolge, miese Kritiken, Geldprobleme, schlechter Umgang - Die Sängerin und Schauspielerin würde sich bald komplett aus dem Showgeschäft zurückziehen. Doch auch abseits des Hollywood-Stars schafften es die eingängigen Noten ins Kino. Gavin O'Connors Tumbleweeds von 1999 war eines von mehreren Beispielen.

Veredlung im fußballerischen Fleischwolf

Viele berühmte Lieder mussten bereits ihre Melodien dem verbalen Erfindergeist der Fankurven und Hexenkessel unserer Welt aushändigen. Das betraf Tony Christies "Amarillo", Supertramps "Logical Song", "Always On My Mind" von den Pet Shop Boys und viele weitere - Doris Days Smash-Hit machte da keine Ausnahme. Im englischen FA Cup besingen die Fans ihre Heimatclubs mit einer Abwandlung des Originaltexts  zu:

Que Sera, Sera, whatever will be, will be, we're going to Wembley, Que Sera, Sera.

Diese Fassung drückt den Traum der Anhänger vom späteren Einzug ins große Finale und damit dem Auftritt im legendären Londoner Wembley-Stadion aus. Doch der Song machte nicht davor Halt, in die Fußballkultur weiterer Länder vorzudringen. Dies brachte auch diverse arg verballhornte Versionen zutage:


Was Doris Day davon hält? Fragen könnte man sie. Sie lebt mit über 90 Jahren in Kalifornien.


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