Undone: Die Amazon-Serie mit Breaking-Bad Star ist ein visuelles Wunderwerk

14.09.2019 - 09:00 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
Bob Odenkirk in UndoneAmazon
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Die neue Serie Undone bei Amazon Prime ist einzigartig animiert, bietet aber noch so viel mehr. Rosa Salazar und Bob Odenkirk verfangen sich in einem wilden Zeitreise-Chaos.

Die neue Mysteryserie der BoJack Horseman-Macher Kate Purdy und Raphael Bob-Waksberg könnte sich kaum deutlicher von ihrer bekanntesten Schöpfung unterscheiden - zumindest auf dem ersten Blick. In Undone mit Rosa Salazar (Alita: Battle Angel) und Bob Odenkirk aus Breaking Bad und Better Call Saul verschwimmen Genregrenzen, Zeitebenen, familiäre Beziehungen sowie Leben und Tod. Hier erfahrt ihr, warum ihr der erfrischend kurzen Amazon-Serie (8 Folgen von je circa 23 Minuten) eine Chance geben solltet.

  • Eine durchgehend im Rotoskop-Verfahren animierte Serie, das gab es fast noch nie. Die BoJack Horseman-Autoren betreten mit Undone Neuland.
  • Spannendes Konzept: Undone verknüpft das Stilmittel der Zeitreise mit der Thematik psychischer Erkrankungen.
  • Charismatisch unsympatisch: Hauptfigur Alma lässt sich lieben und auch hassen, ihre emotionale Ambivalenz macht sie authentisch.

Darum geht es in Undone

Im Mittelpunkt von Undone steht die vom Leben gelangweilte junge Frau Alma (Rosa Salazar), deren Vater Jacob (Bob Odenkirk) bei einem Unfall starb, als sie noch sehr klein war. Rein oberflächlich betrachtet scheint es Alma gut zu gehen. Sie führt eine liebevolle Beziehung und hat einen festen Job als Kindergärtnerin. Innerlich fühlt sie aber eine Abenteuerlust, die ihr trister Alltag nicht befriedigen kann.

Alma (Rosa Salazar) ist die Hauptfigur von Undone.

Besonders in der Beziehung mit ihrer jüngeren Schwester Becca (Angelique Cabral), die kurz davor steht zu heiraten, wird ihre Unzufriedenheit offensichtlich. Nach einer durchzechten Nacht mit ihr ist Alma emotional ganz aufgewühlt.

In diesem Zustand fährt sie Auto und erblickt plötzlich ihren verstorbenen Vater putzmunter am Straßenrand. Es ist nur ein kurzer Moment und dann kommt auch schon die Kreuzung. Alma kann nicht mehr reagieren. Die Autos kollidieren. Als sie aus dem Koma erwacht, ist nichts mehr, wie es war. Alma ist in einer Zeitschleife gefangen, gemeinsam mit ihrem toten Vater.

Undone ist einzigartig animiert

Allein schon rein optisch ist Undone einen Blick wert, denn der philosophische Mischmasch aus Mystery-, Fantasy-, Familien- und Psychodrama wurde via Rotoskopie animiert. Das bedeutet, dass die Schauspieler die Szenen zwar real spielten, im Nachhinein allerdings von Künstlern nachgezeichnet wurden.

Die Rotoskopie ist zwar schon knapp hundert Jahre alt - Walt Disney nutzte sie für Zeichentrick-Klassiker wie Schneewittchen und die sieben Zwerge und Richard Linklater zeigte uns mit A Scanner Darkly, wie Keanu Reeves und Robert Downey Jr. durch das Verfahren aussehen - doch eine Serie, deren Figuren von vorne bis hinten per Rotoskopie animiert wurden, ist dennoch etwas ganz Besonderes.

Alma (Rosa Salazar) und Jacob (Bob Odenkirk) sitzen in einer Kulisse in Basteloptik.

Der ungewöhnliche visuelle Stil von Undone ist aber nicht nur Selbstzweck, sondern vereint die Vorteile von Live-Action und Animation. Reale Darbietungen der Schauspieler sorgen für nuancierte, authentische Emotionen, während sich Almas Halluzinationen auf Grundlage der unendlichen Freiheit der Animation effektvoll visualisieren lassen.

Nicht nur aber bei den rotoskopierten Figuren, sondern auch bei den gezeichneten Kulissen dahinter überzeugt Undone. Die Macher haben sich hier besonders ausgetobt, setzen mal auf pragmatischen Realismus, mal auf träumerischen Impressionismus und mal auf kindliche Buntstift-Panoramen.

Faszinierende Zeitreise-Mechanik

Die Vielfalt der teils surrealen Bilder bietet einerseits Abwechslung fürs Auge, unterstreicht aber auch die Thematik der Serie. Sobald Alma in Undone auf ihren Vater trifft, der ihr offenbart, dass ihre Und täglich grüßt das Murmeltier-Erfahrung nur ein Ausdruck ihres übernatürlichen Talents ist, dreht sich unsere Schädeldecke.

Ab diesem Zeitpunkt ist alles möglich. Jacob möchte seine Tochter dazu bringen, in der Zeit zurückzureisen, um seinen Tod zu verhindern. Doch Alma muss erst einmal lernen, ihre neue Fähigkeit zu akzeptieren, ohne dabei den Verstand zu verlieren. Dass das nicht so einfach ist, beweist ihre eigene Großmutter, deren Talent von Außenstehenden als psychische Krankheit diagnostiziert wurde.

Wenn Alma die Konzentration verliert, bricht ihre Welt zusammen und die Zeitschleife beginnt erneut.

Schnell wird klar, dass Alma ihre emotionalen Probleme überwinden und ein besserer Mensch werden muss, um nicht dem Wahnsinn zu verfallen. Inmitten der abstrakten Handlung mit ihren wirren Zeitsprüngen, ist es vor Alma selbst, die uns einen emotionalen Anker bietet. Ihre Figur ist dabei hochinteressant, da sie zwar viele Stärken, aber durchaus auch unangenehme Macken hat.

Die ambivalente Alma ist das Herz von Undone

Tatsächlich erinnert die von Rosa Salazar gespielte Hauptfigur an ihre Rolle als Titelheldin in Alita: Battle Angel. Auch Alma ist nicht auf den Mund gefallen, mag es zu provozieren, ist leicht arrogant und getrieben von einer naiven Abenteuerlust. Nur leider steckt sie nicht im Körper einer unbesiegbaren Maschine, sondern ist nur ein normaler Mensch mit einem genauso normalen Leben, weshalb sie ihren Träumen mit Zynismus begegnet.

Auch wenn sie es damit manchmal übertreibt, sich im Umgang mit ihrer Schwester ihr Egoismus zeigt, sie auf die Befindlichkeiten anderer keine Rücksicht nimmt, so gleicht das Alma mit Charisma und Humor wieder aus. Klar, hat sie ihre Schwächen, aber mit ihr wird es auch nie langweilig. Kurz gesagt: Sie macht es uns schwer, sie zu mögen, aber noch schwerer, sie nicht zu mögen.

Alma muss mit ihrer plötzlichen Bewusstseinserweiterung zurechtkommen.

Hier zeigt sich dann doch die Handschrift von Kate Purdy und Raphael Bob-Waksberg. Denn wie in BoJack Horseman dreht sich alles um eine schlagfertige, humorvolle Figur, die ihre eigenen Dämonen lieber in Alkohol und Zynismus ertränkt, anstatt sich ihnen zu stellen. Auch BoJack durchlief schon mutige Erzählstrukturen und die intensive Beschäftigung mit der eigenen Psyche. Die Verwandschaft mit Undone ist bei genauerem Hinsehen also durchaus vorhanden, wenn auch in einem ernsteren Kontext.

Die ersten Folgen von Undone machen allemal neugierig. Wird Alma ihr erweitertes Bewusstsein in stabile Bahnen lenken oder ihr Leben damit nur noch chaotischer machen? Wird sie ihren Vater retten, mit all den unberechenbaren Konsequenzen, die ein Eingriff in die Vergangenheit mit sich bringt?

Ich bin gespannt und hoffe, dass Undone in den späteren Folgen noch mehr wagt. Der Auftakt war vielversprechend. Potenzial ist dank des variantenreichen Animationsstils, der ambivalenten Hauptfigur und dem spannenden Konzept reichlich vorhanden.

Undone ist seit dem 13.09.2019 bei Amazon Prime Video als Stream verfügbar. Dieser Seriencheck basiert auf den ersten drei Episoden.

Werdet ihr Undone bei Amazon Prime Video eine Chance geben?

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