Top 7 der deutschen Vorabend-Hölle

26.08.2012 - 09:32 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Unsere Freunde und Helfer. Hilfe!
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Wohl zu keiner anderen Tageszeit wird dem Zuschauer derart Grauenvolles geboten wie im Vorabend-Programm: Berliner Proleten-WGs, Schleswig-Holsteiner Ärzte und Duisburger Kommissare suchen die Mattscheiben heim und versalzen einem den Vorabend.

War der deutsche Fernseh-Vorabend mit schaurigen Produktionen voller Herzschmerz, Betulichkeit und Schicksalsschlägen früher fest in öffentlich-rechtlicher Hand, zeigen uns die Privaten seit einigen Jahren, dass es noch weitaus schlimmer geht. Statt gediegen gefilmten Landärzten und Oberförstern hüpfen auf Sat.1, RTL II & Co. ganze Horden von Schauspieltalent-freien Kommissaren, Urlaubern und WG-Bewohnern herum, um sich und uns durch immer abstrusere Plots zu quälen. Diese Top 7 bietet eine Auswahl der schlimmsten alten und neuen Geschmacksverirrungen, die das Vorabend-Programm zu bieten hat. Hier findet ihr das Ganze als Liste, die mit euren Vorschlägen ergänzt wird.

Platz 7: Forsthaus Falkenau
Nachdem Förster Martin Rombach (Christian Wolff) nach Afrika ausgewandert ist, übernimmt der verwitwete (Schicksalsschlag eins) kanadische Ranger Stefan Leitner (Hardy Krüger Jr.) die Försterei im Küblacher Forsthaus Falkenau. Nun muss er sich mit Liebe, Seitensprüngen (Schicksalsschlag zwei) und auch dem Tod (Schicksalsschlag drei) herumschlagen. Als ihm schließlich gekündigt wird (Schicksalsschlag vier) muss er nach Störzing am Ammersee umziehen, wo er seine neue Stelle antritt. Dort bleibt auch seine treue Jagdhündin Sina nicht von einem Schicksalsschlag (Nummer fünf) verschont. Das Leben eine Försters hält somit weit mehr geballt-absurde Dramatik bereit, als es sich der Laie vorzustellen vermag.

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Platz 6: Die Rosenheim-Cops
Aus der bayrischen Großstadt München ins idyllische Rosenheim versetzt, trifft Ulrich Satori (Markus Böker) schon der nächste Schlag. Sein neuer Kollege Korbinian Hofer (Josef Hannesschläger) ist nicht nur sehr heimatverbunden, sondern zeichnet sich auch durch viel Ungeschick aus. Im ländlichen Einsatzgebiet kommen die Polizisten ganz schön ins Schwitzen. In jeder neuen Folge passiert mindestens ein Mord, sodass nach stolzen neun Staffeln die Bevölkerung im Landstrich Rosenheim mittlerweile gleich Null sein sollte. Soweit ist es bisher jedoch nicht gekommen, da nicht nur Die Rosenheim-Cops jeden Fall lösen, sondern auch der Zuschauer nach spätestens zehn Minuten Laufzeit weiß, wer der Täter ist.

Platz 5: K 11 – Kommissare im Einsatz
10 Staffeln und 1500 Episoden umfasst die Pseudo-Doku K 11 – Kommissare im Einsatz mittlerweile, die uns jeden Abend in die kriminellen Abgründe der deutschen Gesellschaft entführen will. Vor allem aber ist K11 der Gipfel kreativer Krimiverblödung. Konventionelle Plots, die schon Miss Marple zum Gähnen gebracht hätten, prallen hier auf die billige Möchtegern-Reality-Optik und ergeben eine in Sendeminuten gegossene Beleidigung des Intellekts eines jeden Zuschauers. K 11 ist Sparzwang in Serienform.

Platz 4: X-Diaries – Love, Sun & Fun
X-Diaries – Love, Sun & Fun begleitet in jeder Woche eine neue Gruppe von Sonnen-, Sex- und Sauf-hungrigen Urlaubern an die Strände Mallorcas, Riminis oder Ibizas. Trotz der entspannten Urlaubsstimmung kommt es stets zu Konflikten, die sich meist an den unterschiedlichen Einstellungen zum Ausleben der Sexualität entzünden. Titel wie “Mutter stürzt mit dem Freund der Tochter ab”, “Ukrainische Austauschschülerin treibt Mutter in den Wahnsinn” oder “Verliebt in die Freundin des Freundes” lassen keine Fragen offen. Das Doku-Soap-Format erlaubt es zudem, von jeder Szene stets nur einen Take zu drehen: Verspricht sich jemand oder weiß nicht mehr weiter: Egal, ist ja alles “echt”.

Platz 3: Niedrig und Kuhnt
Die Kriminalkommissare Cornelia “Conny” Niedrig (“Ich weiß doch, dass Sie lügen, Sie haben ein Motiv und kein Alibi!”) und Bernhard “Bernie” Kuhnt (“Eins kann ich dir garantieren: Ich krieg dich noch.”) suchen in Niedrig und Kuhnt – Kommissare ermitteln in jeder Menge kniffliger Duisburger Kriminalfälle den Täter. Laienhaftes Schauspiel wird hier ebenso mit dem vermeintlichen Dokumentarcharakter der Serie übertüncht wie die wackelige Kamera, schlechte Schnitte und absurdeste Plots, für die sich jeder dahergelaufene Groschenroman zu schade wäre.

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Platz 2: Der Landarzt
Als ob die bisherigen Sendungen nicht schlimm genug gewesen wären, verschleppt euch Der Landarzt in die schleswig-holsteinsche Provinz, wo außer alten herumkränkelnden Omas rein gar nichts passiert. Gähnende Langeweile trifft auf abstruse Storys und mittlerweile auch noch Schmalzlocke Wayne Carpendale. Seit einigen Jahren ist der Sohn des Schnulzenkönigs Howard Carpendale nämlich aus der Nachmittagshölle entflohen. Als Praxisnachfolger solch illustrer Gestalten wie Christian Quadflieg und Walter Plathe terrorisiert er seitdem das Vorabendprogramm. Mittlerweile gibt es von der Serie über 20 Staffeln, die sich seit nunmehr über 25 Jahren allesamt in ihrer Brillianz übertreffen. Uns beweist das eigentlich nur eine Sache: Früher war eben doch nicht alles besser.

Platz 1: Berlin – Tag & Nacht
Wenn es einem Sender gelingt, eine Vorabend-Show wie die Outtakes eines Porno-Drehs aussehen zu lassen, dann RTL II. Wäre Berlin – Tag und Nacht nicht so unglaublich dämlich in seiner Verwurstung miserabler Laienschauspieler, lächerlicher Berlin-Atmo und hirnamputierter Story-Wendungen, müssten wir dem Sender zu seiner Kreation eigentlich gratulieren. Berlin – Tag & Nacht ist eine Show für all jene, die bei echten Soaps einen Kulturschock erleiden. Wenn Joe, Alina, Marcel und Fabrizio allabendlich ihre Hauptstadt-Abenteuer in Angriff nehmen, sehnen wir uns geradezu nach Gute Zeiten, schlechte Zeiten.

Mit welcher Serie wurdet ihr am Vorabend besonders grausam gequält?

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