Er überlebte auf einer einsamen Insel, flog ins Weltall, lebte als Staatenloser auf einem Flughafen, er wurde von Piraten als Geisel festgesetzt, befreite selbst Geiseln des Kalten Kriegs, rettete Matt Damon aus der Normandie und jagte Mörder und Hochstapler. Und am Ende bekommt er immer die Frau. Tom Hanks gab sein Leinwanddebüt 1980 mit dem heute vielleicht zu recht vergessenen Slasher Panische Angst, legte dann eine Zeit am Theater ein, um 1984 mit Splash - Jungfrau am Haken einen ersten Kassenerfolg hinzulegen und in den 1990er-Jahren eine glänzende Karriere zu starten.
In romantischen Komödien wie Schlaflos in Seattle und e-m@il für Dich erwärmte Tom Hanks nicht nur Meg Ryan für sich, in Apollo 13 sendete er als NASA-Astronaut James A. Lovell die berühmten Worte "Houston, wir haben ein Problem" aus dem Weltall und brachte Geena Davis in Eine Klasse für sich bei, einen Baseballschläger zu schwingen. 1993 und 1994 kam ihm die seltene Ehre zu teil, zwei Jahre in Folge den Oscar in der Kategorie Bester Hauptdarsteller einzuheimsen. Ausgezeichnet wurde er für die Rolle des AIDS-kranken Anwalts Andrew Beckett, der in dem Drama Philadelphia gegen Diskriminierung kämpft, und seine Darstellung des gutmütigen Simpels Forrest Gump, der ein einzigartiges Leben führte.
1998 arbeitete Tom Hanks zu ersten Mal mit einer anderen Größe Hollywoods zusammen, die seit den 1990er Jahren nicht aus der Filmlandschaft wegzudenken ist. In Der Soldat James Ryan stand Hanks erstmal für den Regisseur Steven Spielberg vor der Kamera. Zuletzt spielte Hanks in Bridge of Spies - Der Unterhändler den Anwalt , dem es mit diplomatischem Geschick gelang, im Berlin des Kalten des Krieges einen US-Soldaten aus sowjetischer Gefangenschaft zu befreien. Dazwischen legte er dem Hochstapler Leonardo DiCaprio in Catch Me If You Can das Handwerk und lernte als liebenswerter Staatenloser jeden Winkel des Terminals kennen.
So vielfältig seine Filmografie und die Rollen, die er in über 30 Jahren spielte, auch sein mögen, steht Tom Hanks eine Rolle besonders gut. Dabei spielte er keinen von den Superhelden in merkwürdigen bunten Einteilern, die in Action-überladenenen Blockbustern Metropolen in Schutt und Asche legen. Er ist der stille Held, der sympathische Mann von nebenan, der freundlich grüßt und im entscheidenden Moment für den Erhalt von Moral und Werten eintritt. Besonders in Zeiten, in denen die (US-amerikanische) Gesellschaft kollektive Krisen erfährt. Er war der Mann, der im Feuerhagel des Zweiten Weltkriegs sein eigenes Leben riskiert, um einer Mutter ihren letzten verbleibenden Sohn zurückzubringen. Als gutherziger Forrest Gump rettete er intuitiv seine verletzten Kameraden in Vietnam. Er wagte sich hinter den eisernen Vorhang, um das Leben eines einzelnen Mannes zu schützen, der zum Spielball zwischen zwei politischen Systemen wurde. Selbst als Playboy Charlie Wilson erkannte er, dass das Schicksal afghanischer Flüchtlinge ein höheres Anliegen ist als Pool-Partys und hübsche Frauen.
Oft musste Tom Hanks auch keine Leben retten, um ein Idol zu sein. In Extrem laut und unglaublich nah ist er der liebende Vater, der sein eigenes Leben am 11. September 2001, einem ikonischen Tag der jüngeren Geschichte, im World Trade Center verlor und seinem Sohn dennoch den Weg weist. In Saving Mr. Banks spielte Tom Hanks Walt Disney, einen Helden so vieler Kindheiten, der Welten voller Phantasie und Freude schuf. Als cleverer Good Guy bringt er die bösen Jungs hinter Gitter oder macht ihnen das Leben dort erträglicher. Natürlich schlägt der ewig Gute auch mal aus der Reihe. In dem Mafia-Thriller Road to Perdition legt er als Serienkiller den ein- oder anderen Mann um, am Ende steht aber doch die Sicherheit seiner eigenen Familie an erster Stelle. Nun gut, als unentschuldbar mag der Ausrutscher mit dem Dachschubser in Cloud Atlas - Alles ist verbunden gelten.
Noch in diesem Jahr wird Tom Hanks uns auf der großen Leinwand wie gewohnt als Held gegenübertreten. In Clint Eastwoods Biopic Sully legt er als Pilot Chesley Sullenberger eine Notlandung auf den Hudson River hin und rettet seinen Passagieren das Leben. Als Symbologe und Hobby-Detektiv Robert Langdon wird Hanks sich in Inferno ein drittes Mal die Ehre geben. So, nun aber genug der vielen Worte. Jetzt wird gefeiert. In diesem Sinne: Alles Gute, lieber Tom.
In welcher Rolle könnt ihr euch Tom Hanks immer wieder anschauen?