The Walking Dead: Folge 4 beweist, wie schlau die Serie sein kann

29.10.2019 - 13:20 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
The Walking Dead - Staffel 10, Folge 4: MaskenAMC
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Unruhe herrscht bei den Überlebenden von The Walking Dead. In der 4. Folge der 10. Staffel droht der Konflikt im eigenen Lager auf verheerende Weise zu eskalieren.

Der Tauchgang in Carols Psyche aus der letzten Woche ist noch nicht vergessen, da wartet The Walking Dead mit dem nächsten Konflikt auf uns, denn in den Lagern der Überlebenden breitet sich großer Unmut gegen die Whisperers aus. Der Originaltitel der 4. Folge der 10. Staffel spricht es direkt aus: "Silence the Whisperers", heißt es da, während das neueste Kapitel hierzulande nicht weniger unheilvoll mit "Masken" betitelt wurde.

Es geht allerdings weniger um die furchteinflößenden Masken der Whisperers, die sie aus der ledrigen Haut von Zombies anfertigen, sondern die unsichtbaren Masken, die sich die Überlebenden aufsetzen, um, nun ja, zu überleben. Allerdings steht bei dieser Auslegung von Überleben in erster Linie das eigene Wohl im Vordergrund und nicht das Wohl der Gemeinschaft, wie es Rick (Andrew Lincoln) immer vor Augen hatte.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus der neuen The Walking Dead-Folge

  • Der Unmut gegenüber den Whisperers wächst. Die Menschen haben Angst und suchen daher einen Schuldigen, um ihrem Frust auszulassen.
  • Lydia, Alphas Tochter, und Ex-Bösewicht Negan bieten sich ideal dafür an. Niemand ist daran interessiert, sie ernsthaft in die Gemeinschaft zu integrieren.
  • Ezekiels Welt gerät derweil komplett ins Wanken, symbolisch verdeutlicht durch einen Baum, der an seinen Wurzeln herausgerissen wird.
The Walking Dead - Staffel 10, Folge 4: Masken

Zuerst dominieren aber die unerwartet harmonischen Klänge des Gordi-Songs Heaven I Know die Episode, die von Geraldine Inoa geschrieben und vom ehemaligen Abraham-Darsteller Michael Cudlitz inszeniert wurde. Bereits in der 9. Staffel durfte dieser sein Regiedebüt bei der Zombieserie abliefern, gleich zwei Mal hält er nun im Rahmen der zehnten Runde die inszenatorischen Zügel in Händen.

Michael Cudlitz gehört sicherlich nicht zu den stärksten The Walking Dead-Regisseuren, was auch in dieser Folge mehrmals deutlich wird. Sein Einstieg in die Episode fällt trotzdem ziemlich beeindruckend aus, findet er doch ganz dicht bei den Figuren statt. Die Kamera schweift von einem vertrauten Gesicht zum nächsten und beobachtet die beiläufigen, unscheinbaren Gesten des Alltags in der Zombie-Apokalypse.

Ezekiel verliert den Boden unter den Füßen in The Walking Dead

Michonne (Danai Gurira) beim Essen mit ihren Kindern, Magna (Nadia Hilker) und Yumiko (Eleanor Matsuura) beim Sex und Lydia (Cassady McClincy), die durch die Nacht wandert: Zu den nachdenklichen Tönen der Musik wechseln sich Frieden und Einsamkeit ab. Mal sind die Figuren ganz dicht beieinander, untrennbar und geborgen, ehe sie im nächsten Moment in eine große Leere starren.

The Walking Dead - Staffel 10, Folge 4: Masken

Unterbrochen wird der sanfte Prolog von einem umgekippten Baum, der in Hilltop für Chaos sorgt und vor allem Ezekiels (Khary Payton) emotionalen Zustand spiegelt. Nach all den Opfern, die der König in der Vergangenheit bringen musste, ist die Distanz zu Carol (Melissa McBride) seine größte Qual: Entfremdet haben sich die zwei Menschen, die sich einst liebten. Nun denkt Ezekiel über sein eigenes Ende nach.

Selbst wenn wir den Abgrund nie wirklich sehen, an dem Ezekiel - später wortwörtlich - steht, reicht das Bild des umgekippten Baumes mitsamt seiner herausgerissenen Wurzeln aus, um seine Unsicherheit zu verdeutlichen. Michonne, die ebenfalls seit Jahren mit dem Schmerz durch Ricks (vermeintlichen) Tod kämpft, spendet Trost, was möglich ist, weil beide Figuren auf Augenhöhe miteinander reden könnten.

Lydia und Negan, aktuell zwei der wertvollsten The Walking Dead-Figuren

Doch was passiert, wenn diese Augenhöhe nicht gegeben ist? Wenn die innere Zerrissenheit keinen Halt in den Armen einer Freundin oder eines Freundes findet? Dieser Frage geht der wohl aufwühlendste Handlungsstrang der Episode auf die Spuren. Getarnt als kleine Coming-of-Age-Geschichte im The Walking Dead-Universum folgen wir Lydia durch die Straßen von Alexandria, ihrer neuen Heimat.

The Walking Dead - Staffel 10, Folge 4: Masken

Ein Gefühl von Heimat breitet sich für Alphas (Samantha Morton) Tochter allerdings nicht aus, denn sie wird von einer Gruppe unzufriedener Alexandrianer gemobbt. Jeder hat hier einen Verlust zu beklagen. Die Trauer staut sich mit der Angst vor den Whisperers in Form von Zorn in den Gemütern an - und entlädt sich schließlich am schwächsten Mitglied der Gruppe, nämlich der Außenseiterin aus dem anderen Lager.

Die Lage spitzt sich zu und Lydia wird angegriffen. Ein Gewusel in der Nacht, bei dem nachher jeder nur noch erzählen kann, was er glaubt, gesehen zu haben. Besonders dann, wenn sich Negan (Jeffrey Dean Morgan) als Retter von Lydia und Mörder von Margo (Jerri Tubbs) erweist, droht die Situation endgültig zu eskalieren. Im Angesicht der überkochenden Emotionen denkt keiner mehr nach.

Selbst Daryl hat in dieser The Walking Dead-Folge versagt

Nun versucht Gabriel (Seth Gilliam), die unangenehmste Entscheidung notdürftig aufzuschieben, auch wenn der Konflikt im Grunde seit Jahren innerhalb der Mauern von Alexandria brodelt. Ricks Entscheidung, Negan nicht zu töten, markiert nach wie vor einen der schicksalhaften Momente von The Walking Dead. Jetzt ist das passiert, was jeder befürchtet hat und kaum einer ist mehr gewillt, den Guten zu spielen.

The Walking Dead - Staffel 10, Folge 4: Masken

Es ist schwer, die Ideale, an die man gerne glaubt, auch wirklich zu vertreten. Hier kommen die Masken aus dem Titel der Episode ins Spiel, die nach und nach fallen, auch im Hinblick auf unsere geliebten Figuren. Selbst Daryl, das stille Gewissen der Serie, scheitert schlussendlich daran, sowohl Negan als auch Lydia in die Gemeinschaft zu integrieren. So redet er nur von der anderen Seite der Gitterstäbe mit mit ihnen, anstelle sich auf eine Ebene mit ihnen zu begeben.

Allgemein kommt Alexandrias Gefängniszelle hervorragend zum Einsatz in dieser Episode. Ein Ort, an den die Menschen verbannt werden, die niemand haben will. Aber auch ein Ort, an dem genau diese Menschen Zuflucht finden, in Sicherheit sind. Geraldine Inoas ereignisreiches wie kluges Drehbuch ist an diesem Punkt aber längst nicht erschöpft, im Gegenteil: Negan flieht und Lydia beansprucht den Status der Fluchthelferin.

  • The Walking Dead schauen: Die neuen The Walking Dead-Episoden werden sonntags in den USA auf AMC ausgestrahlt und sind hierzulande einen Tag später auf FOX und über Sky Ticket  zu sehen.

Die spannendste Überlegung in diesem Konstrukt folgt kurz darauf: Was ist, wenn die Guten nur noch am Leben sind, weil Lydia am Leben ist? Eine unangenehme wie komplexe Abhängigkeit stellt The Walking Dead da in Aussicht. Lydia muss beschützt werden, aber weniger aus freundschaftlichen Gesten heraus als aus taktischen Kalkül. In diesem Augenblick droht nicht nur Ezekiel, seine Wurzeln zu vergessen ... aber schhhhhhh!

Wie hat euch die 4. Folge der 10. Staffel von The Walking Dead gefallen?

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