The New Pope: Warum es gerade so viele Päpste in Filmen und Serien gibt

27.02.2020 - 11:00 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
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Nach dem jungen Papst zeigt uns Sky den neuen Papst. Bei Netflix tummeln sich derweil gleich zwei Päpste - doch warum ist der Vater der katholischen Kirche gerade so präsent in Film und Fernsehen?

"Habemus papam!" Diese Formel war in der Film- und Serienwelt in den vergangenen Jahren erstaunlich oft zu hören. Zwar wurde kein neuer Film- bzw. Serienpapst von einem Konklave in Hollywoods Sixtinischen Kapelle gewählt. Dennoch erobern Päpste aktuell mit überraschender Beharrlichkeit große Leinwand und kleine Bildschirme. The New Pope auf Sky setzt diesen Trend fort.

Wo läuft The New Pope?

  • The New Pope läuft seit dem 20. Februar 2020 immer donnerstags ab 20.15 Uhr auf Sky Atlantic HD sowie auf Sky Go, Sky Q und Sky Ticket in Deutschland bzw. Sky X in Österreich on Demand abrufbar.

Doch woher kommt die Faszination für den Bischof Roms?

Zugegeben, Päpste in Film und Fernsehen sind nichts Neues. Immer mal wieder taucht ein Papst in Form bewegter Bilder auf, wenn er sich nicht gerade vor Heiner Lauterbachs Fadenkreuz in Deckung bringen muss. Ansonsten fungiert der Papst gerne als Gegenstand von Dokumentationen aller Couleur, wird unter Umständen von einer Frau verkörpert und ist manchmal sogar zum Küssen da.

Junge, alte und neue Päpste in Film und Fernsehen

Dennoch ballen sich die päpstlichen Themen in letzter Zeit - und das, obwohl die letzte Papstwahl inzwischen sieben Jahre zurückliegt.

  • Zuerst war da die Serie The Young Pope, in der Jude Law zum jüngsten Heiligen Vater in der Geschichte der katholischen Kirche aufstieg und den Papst für Twitter, Tumblr und Instagram als Meme-fähige Instanz etablierte.
  • Während Jude Law einen fiktiven Papst verkörperte, brachte Regisseur Wim Wenders eine große Dokumentation über den aktuellen Papst in die Kinos, namentlich Papst Franziskus - Ein Mann seines Wortes.
  • Netflix positionierte derweil Ende 2019 den Oscar-Film Die zwei Päpste auf seiner Plattform. Dabei handelt es sich um die Verfilmung einer Begegnung zwischen Papst Benedikt XVI. und dem späteren Papst Franziskus.

Mit The New Pope gelangen wir nun gewissermaßen wieder zum Anfangspunkt, nur wird der junge Papst zum alten, denn mit John Malkovich kündigt sich ein neuer an. Damit wird direkt die Einmaligkeit des Amtes infrage gestellt - und was gibt es Spannenderes, als Dinge mit einer langen Tradition zu hinterfragen?

Papst Franziskus - Ein Mann seines Wortes

Zuerst stellt uns Wim Wenders in Papst Franziskus - Ein Mann seines Wortes den Papst allerdings als Figur vor, zu der man aufblicken kann. In einer Zeit, in der die mächtigen Menschen dieser Welt mit ihren Handlungen vor allem für Unsicherheit sorgen, steht Franziskus für die Vernunft. Seinen Einfluss nutzt er nicht, um sich selbst zu bereichern. Stattdessen porträtiert Wim Wenders einen demütigen Mann, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Gutes zu tun.

Wim Wenders lässt den Papst zur greifbaren Persönlichkeit werden

Der Papst als Inspiration und Vorbild: Mit seiner Dokumentation beschäftigt sich Wim Wenders weniger kritisch mit dem Amt und seinem aktuellen Inhaber, als dass er dessen Ideen eine Bühne gibt. Wie nah der Filmemacher an den Papst herankommt, ist in diesem Fall der Schlüssel zum Erfolg - und zeugt einmal mehr von der offensichtlich vorhandenen Faszination, die von diesem Amt ausgeht.

Gerade in der Person von Papst Franziskus kulminieren die lange Vergangenheit einer traditionsreichen Institution mit der Frage nach der Zukunft und dem Fortschritt. Das ist natürlich speziell mit einem Blick auf die katholische Kirche interessant, gleichzeitig aber auch ein allgemeingültiger Konflikt, der auf viele Teile unseres Lebens zutrifft. Da ist der sonst so unnahbare Papst plötzlich greifbar nahe mit seinen Problemen.

Die zwei Päpste

Um diesen Dialog zu führen, lässt Fernando Meirelles einfach zwei Päpste direkt aufeinandertreffen, konkret in Form von dem konservativen Papst Benedikt XVI. (Anthony Hopkins) und seinem der Welt aufgeschlosseneren Nachfolger Papst Franziskus (Jonathan Price). Aufgrund ihrer unterschiedlichen Interpretationen von Glauben und Kirche kostet es einiges an Überwindung, dass sich die beiden Herren in Rom zusammenfinden.

Der Papst als Protagonist voller Zweifel und Fehler

Entgegen aller Exklusivität, die das Papst-Amt sowie der Vatikanstaat mit sich bringt, ist es hier der Austausch, der aus Päpsten Menschen macht, die am Ende auch nur Pizza essen und Fanta trinken. Wim Wenders rückt Franziskus als Heiligen Vater in greifbare Nähe, erstarrt vor Ehrfurcht schlussendlich aber doch in der Distanz. Fernando Meirelles nutzt ihn dagegen als Protagonisten voller Zweifel und Fehler.

Dennoch versteckt sich da eine spannende Idee: Beide Filme, sowohl die Dokumentation als auch der Spielfilm, wollen die Brücken zu einem Mann schlagen, der selber Brücken schlägt, aufgrund seines Amtes aber trotzdem unerreichbar wirkt. Den radikalsten Ansatz verfolgt dabei wohl Paolo Sorrentino, der uns in The Young Pope von einem fiktiven Papst erzählt, der die Entfremdung zu seiner Gefolgschaft bewusst provoziert.

The Young Pope

Wenn Jude Law unverhofft auf dem Petersplatz in Erscheinung tritt und sich als Papst Pius XIII. präsentiert, ahnt noch keiner der Gläubigen, wie sehr der junge Mann ihr Papstbild auf den Kopf stellen wird. Fortan werden Tabus gebrochen und der Staub einer alten Institution aufgewirbelt. Pius wird zum Anti-Held und steht damit in bester Tradition der großen Serienhelden der letzten Jahre.

Der junge Papst als moderner Serienheld

Der Vatikan wird zu einem Ort von Verrat und Intrigen. Hier geht es um Machtspiele und Manipulationen - sprich: der perfekte Stoff, um eine spannende Serie mit faszinierenden, weil eigenwilligen Figuren zu erzählen. Pius ist eine aufrüttelnde Naturgewalt, die sich von Traditionen nicht einschüchtern lässt, sondern die Doppelmoral entlarvt und neue Wege geht, selbst wenn er dabei sehr allein ist.

The Young Pope verlässt sich damit nicht nur auf die Faszination, die vom Amt des Papstes ausgeht, sondern stellt eine mindestens genauso faszinierende Figur mit Stärken und Schwächen ins Zentrum der Geschichte, mit der wir als Zuschauer in einem ungewohnten Setting mitfiebern können. Wir dürfen gespannt sein, wie diese Geschichte weitergeht, wenn zu dem jungen Papst nun auch ein neuer stößt.

Welcher ist euer liebster Film- bzw. Serien-Papst?

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