The Loft - Kritik & Analyse

06.12.2014 - 12:38 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
The Loft Kritik und Analysemoviepilot
Erik van Looys Thriller The Loft könnte eine interessante Kapitalismuskritik sein, wenn er nicht in trivialen Erzählmustern und in moralischer Empörung gefangen wäre.

Immer wieder faszinierend ist, wie Hollywood-Filme einen Nerv treffen. Und noch faszinierender ist, wie diese wunde Stelle dann verarztet wird, damit schnell wieder alles vergessen ist. Nur wenige Filme trauen sich – Nightcrawler und Margin Call sind hier rühmliche Ausnahmen –, weiter bis ins Mark vorzudringen. The Loft von Erik van Looy ist wieder so ein Film, der eigentlich alle Missstände anspricht, dann aber lieber einen trivialen Krimi mit ein bisschen Gefühl erzählen will. Wenn wir uns an die Berichterstattungen der letzten Jahre über Politik- und Wirtschaftsaffären erinnern, dann kommt uns diese Erzählweise sehr bekannt vor. Gierige Manager, dauergeile Politiker, schlechte Schauspieler und fehlende Moral, so lauten die Diagnosen der journalistischen Aufbereitungen – ob in Boulevard-Blättern oder in seriöseren Organen. Ganz selten finden wir eine Systemkritik vor, bei der das falsche Handeln eines Akteurs als Symptom für ein viel größeres Unrecht verstanden wird.

The Loft funktioniert nach dem gleichen Prinzip: Fünf Freunde aus der Oberschicht mieten sich gemeinsam einen Loft, um weiterhin, unentdeckt von ihren Ehefrauen, ihren Affären nachgehen zu können. Doch dieser Loft ist weit mehr als ein Männerhort (wir sind nicht in der deutschen Komödien-Welt, in den USA geht es immerhin ums Ganze). Dieser Loft erfüllt eine wichtige Funktion nicht nur für die Libido der Freunde, sondern auch für ihr Business. Promiskuitiv wie die Freunde es sind, ist es auch das Kapital, das buchstäblich mit jedem/jeder ins Bett geht, wenn es nur lukrativ ist. Die Kapitalakkumulation erkennt ebenso wenig wie die Freunde eine Moral an. Wer den Schlüssel zu dem Loft besitzt, akzeptiert die Regeln (Vergewaltigung, Drogen, Faustrecht), also, übertragen heißt das, wer in diesem Finanzsystem Geld verdient, der akzeptiert auch die Schattenseiten (Ausbeutung, Prostitution, hemmungslose Spekulation).

Der bigotte Film aber glorifiziert auf der einen Seite die fünf Großbürger und gesellt sich auf der anderen Seite zu den realitätsfernen Ehefrauen, die irgendetwas von Liebe säuseln.

Mehr dazu erfahrt ihr im Video!

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