The Gunman - Kritik und Analyse

04.05.2015 - 00:00 Uhr
The Gunman Kritikmoviepilot
Dieser Film ist ein Desaster, doch er offenbart unfreiwillig, was in Europa schief läuft und warum wir die Flüchtlingskatastrophen weitgehend ignorieren.

Der demographische Wandel verwandelt auch das Kino: Immer häufiger müssen Männer im besten Alter für die mal mehr und mal weniger gerechte Sache und vor allem aber für sich selbst kämpfen. Der französische Regisseur Pierre Morel hat in seiner noch kurzen Regielaufbahn nun zum dritten Mal auf einen reifen Herrn gesetzt. Nachdem er Liam Neeson in 96 Hours als kampfeslustigen Familienvater inszenierte und er daraufhin John Travolta in From Paris with Love zum Kampf gegen den Terror einsetzte, darf nun Sean Penn in The Gunman einen quer durch Europa gehetzten Auftragskiller geben. Selbstredend ist unter den drei Herren Sean Penn der beste Schauspieler, doch „The Gunman“ ist zugleich ein hochproblematischer Film. Mögen wir von Penns Spiel aus zupackender Art, nuancenreichen Zerrissenheit und einer beachtlichen Körperlichkeit noch so sehr begeistert sein, sollten wir uns trotzdem oder gerade deshalb nicht über die ungeheure Ideologie des Films hinwegtäuschen.

Der Film passt sehr gut in eine Zeit, in der man Verunglückte eines Flugzeugabsturzes mit einem Staatsakt ehrt, man aber für Flüchtlinge, die man bewußt im Mittelmeer ertrinken läßt, nur ein paar Heucheleien übrig hat. Denn „The Gunman“ erzählt von dem realen Conradschen Herz der Finsternis: vom Kongo – einem Land also, das in den Medien kaum noch vorkommt, das kaum einen westlichen Politiker noch zu interessieren scheint. Höchstens die Wirtschaft, das immerhin zeigt der Film, hat noch ein Interesse am Kongo; gute Geschäfte lassen sich schließlich mit Katastrophen und Krisen machen. „The Gunman“ könnte ein hochbrisanter Film sein, doch er verhält sich dann genauso wie Politik und Medien: Man ignoriert das eigentliche Elend und erzählt lieber die Geschichte eines Mannes im besten Alter (siehe oben), für den es ein bißchen dumm gelaufen ist. Statt einfach in einer Söldnertruppe NGOs zu beschützen, hat er sich von einem Konzern als Auftragskiller anheuern lassen, wird nun Jahre später selbst verfolgt und seine hübsche Geliebte hat einen Anderen.

Daß sein Todesschuß im Kongo eine humanitäre Katastrophe auslöste, erfahren wir nur am Rande. Was zählt das schon, wenn das Nervenkostüm eines weißen Mittfünfzigers angegriffen wird?

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