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Teil 6: Agent auf Liebespfaden

18.09.2015 - 17:05 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Tödlich elegant und britisch.
United Artists
Tödlich elegant und britisch.
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In Im Geheimdienst Ihrer Majestät verliebt sich 007. Aber kann das bei jemandem seines Kalibers gutgehen? *Spoilerwarnung*

1969: Im Geheimdienst Ihrer Majestät
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Erst rettet James Bond (George Lazenby) die schöne Teresa (Diana Rigg) vor dem Suizid, dann vor zwei Strandräubern. Bei einem erneuten Treffen im Hotel verliebt er sich in sie und wird sogar von ihrem Vater, dem Mafioso Draco (Gabriele Ferzetti), gebeten, sich um Tracy zu kümmern. Doch die Pflicht ruft, oder besser, M (Bernard Lee) ordert Bond, die Verfolgung von Blofeld (Telly Savalas) aufzugeben. In Rage plant der Agent, den Geheimdienst zu verlassen, kann aber noch durch Miss Moneypenny (Lois Maxwell) gerettet werden. Nach einem Urlaub, bei dem Tracy und er sich näher kommen, findet er dank Draco endlich die Spur Blofelds, die ihn in eine edle Bergfestung in den Alpen führt.

Mit George Lazenby wurde der erste neue und bisher einzige Nicht-Engländer für die Titelrolle besetzt. Vor seiner Rolle war er nur in australischer Werbung zu sehen und für manche ist das der Grund, Im Geheimdienst Ihrer Majestät nicht zu mögen. Also nicht wegen der Werbung, sondern wegen seinem Schauspiel. Lazenby sagte selbst in Interviews, dass er zu Anfang Sean Connery imitieren wollte, dann aber von den Produzenten eines Besseren belehrt wurde. Ich finde, er hat es eigentlich ziemlich gut gemacht, auch wenn er Connerys Fußstapfen nicht ganz ausfüllen kann. Die Physik und die Eleganz hat er allemal, nur die natürliche Lässigkeit, die auch mit Connerys Stimme zusammenhängt, fehlt. Über die Neubesetzung macht sogar Bond im Film einen kleinen Gag (“That never happened to the other fellow.”)

Wenn Im Geheimdienst Ihrer Majestät eines ist, dann kein typischer Bondfilm. Das liegt vor allem an zwei Dingen: Erstens ist er für damalige Verhältnisse enorm lang (Laufzeit: 142 Minuten) und zweitens kann man es als zwei Filme in einem ansehen, was sich auch spürbar auf das Tempo des Films auswirkt. In der ersten Hälfte präsentiert sich OHMSS (On Her Majesty’s Secret Service) vor allem als Liebesgeschichte zwischen Bond und Tracy, die zum Teil aus der Zweckmäßigkeit entstand, von Draco Informationen zu Blofeld zu erhalten. Die zweite Hälfte ist dann schon eher das, was man von einem Bondfilm erwartet, mit Spionage, Action und Exotik. Diese Zweiteilung lässt den Film sehr lang wirken - ja, 142 Minuten ist eh schon lang - und nagt auch am Erzähltempo. Es scheint, als hätte Regisseur Peter Hunt sich nicht entscheiden können, wie sein Film werden sollte.

Dafür sind die beiden Teile aber sehr schön erzählt; der Zuschauer entdeckt nach all den Romanzen und Affären eine neue Seite an Bond. Es ist eindeutig, dass Tracy für ihn nicht einfach nur eine weitere Liebschaft ist. Und in einer Montage, die wunderbarst mit Louis Armstrongs Titelsong untermalt ist, sieht man das Paar ausreiten, Spaziergänge machen und Schaufensterbummeln. Das erwartet man bestimmt nicht, wenn man in einen Bondfilm geht, aber man freut sich für den Agenten, jemanden gefunden zu haben, den er länger als ein Abenteuer lang um sich haben möchte. Mit seiner Verkleidung als Heraldologe Hilary Bray (wobei George Baker, der den Hilary Bray spielt, Lazenby seine Stimme leiht, während dieser undercover ist) verschwindet Tracy urplötzlich und taucht später wieder auf, sehr zur Freude Bonds.

Diana Rigg bietet Bond als Tracy ordentlich Paroli. Es ist nicht schwer zu sehen, was Bond an ihr findet, nachdem sie ihre anfänglich an den Tag gelegte Hochnäsig- und Kratzbürstigkeit abgelegt hat. Gabriele Ferzetti hat nur wenige Auftritte, hält aber in allen das Image des wichtigen Mafioso und gebeutelten Vaters. Ein Auftritt, der unter Fans von Man lebt nur zweimal für Debatten gesorgt haben dürfte, ist der von Telly Savalas als die Nemesis Ernst Stavro Blofeld. Für meinen Geschmack bringt Kojak eine Menge frischen Wind mit und gestaltet den Superschurken nicht ganz so stoisch ruhig und humorlos wie Donald Pleasence. Hier ist Blofeld auch gerne mit von der Partie, wenn die Action losgeht. Welcher besser ist, bleibt wohl Geschmackssache. Nicht zu vergessen ist Ilse Steppat als die ernste, fast vollständig humorbefreite Irma Bunt, die rechte Hand Blofelds, die in seinem Bergunterschlupf Piz Gloria mit eiserner Hand regiert und Bond überwacht.

Der sieht sich in der Alpenlodge mit einem Dutzend schöner Frauen konfrontiert, die glauben, hier zu sein, um eine Allergie zu kurieren. Dass dem nicht so ist, merkt Bond spätestens, nachdem er aufgeflogen ist. Durch Hypnose werden die Frauen auf Blofelds Stimme konditioniert, damit sie später auf seinen Anruf hin eine Katastrophe auslösen können - mit einer Biowaffe. Geschickt, nicht subtil, aber auf jeden Fall ein interessanter Ansatz. Und es ist nicht verwunderlich, dass Bond standhaft bleiben kann, wenn er von so vielen Schönheiten umgeben ist. (Übrigens finde ich die Idee, Bond im Kilt auftreten zu lassen, gar nicht mal so schlecht.)

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