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Teil 13: 007 und der Kalte Krieg

02.10.2015 - 10:17 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Tödlich, britisch, elegant.
United Artists
Tödlich, britisch, elegant.
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In Octopussy geht Bond in den Zirkus. Und noch dazu sucht er nach einer Atombombe? Klingt komisch, ist aber fantastisch.

1983: Octopussy
Ein britischer Agent wird in Berlin ermordet, verkleidet als Clown und in der Hand ein wertvolles Fabergé-Ei. Der Geheimdienst ist in heller Aufruhr, denn das Ei ist eine exakte Kopie des eigentlichen Eis. Aber zur gleichen Zeit wird das Original in London auf einer Auktion angeboten. Gemeinsam mit einem Kunstexperten begibt sich James Bond (Roger Moore) zur Auktion, wo er einen ersten Blick auf Kamal Khan (Louis Jourdan) werfen kann, der als Meistbietender das Ei ersteht. Bond kann es aber noch rechtzeitig gegen die Kopie eintauschen, die mit einem Peilsender versehen wurde. Dieser führt den Agenten in das indische Udaipur, wo Bond auf die geheimnisvolle Octopussy (Maud Adams) trifft. Nur: Wie passen die selbsternannte Matriarchin eines schwimmenden Palastes, ein im Exil lebender afghanischer Prinz und ein gestohlener russischer Staatsschatz zusammen?

Unter Bondfilmen ist Octopussy unbestritten ein Klassiker. Jeder kennt ihn, jeder hat ihn gesehen, die Anfangsszene mit dem Clown ist legendär. Woran liegt es, dass dieser Film in aller Munde war und ist?

Also zunächst einmal liegt es sicherlich nicht an dem schon etwas anstößig klingenden Titel, der stammt immerhin von Meister Ian Fleming selbst. Ein Grund dürfte aber sein, dass 1983 das große Bond-Rennen stattfand: Neben dem offiziellen Octopussy erschien auch der inoffizielle Bond-Film Sag niemals nie und alle Welt wollte natürlich wissen, welcher der Filme das Rennen macht. Spoiler: Octopussy, mit weitem Abstand.

Publicity macht aber keinen Film aus, sondern der Film selbst macht den Film aus. Und hier punktet Octopussy mit seiner besonders zur Erscheinungszeit brandheißen Aktualität: Nie wurde der Kalte Krieg so direkt thematisiert wie hier. Klar, Konflikt mit den Russen gab es schon vorher, aber nie spielte Bond eine so wichtige Rolle in der Bewahrung des Friedens wie hier. Eindringliche Szenen an der deutsch-deutschen Grenze und im geteilten Berlin tragen ihren Teil dazu bei. Und dabei ist dies nur ein Teil einer ausgeklügelten Handlung, die - der Marschrichtung von In tödlicher Mission und John Glens realitätsnäherer Regie folgend - tatsächlich einigermaßen glaubwürdig daherkommt.

Bevor ich aber dazu komme, möchte ich (mal wieder) auf die Schauspieler zu sprechen kommen. Dass Roger Moore wieder eine selbstironische und große Darbietung liefert, muss ich nicht erwähnen. Maud Adams kehrt zur Reihe zurück, nachdem sie noch in Der Mann mit dem goldenen Colt die zweite Geige nach Britt Ekland spielte und unrühmlich sterben musste. Das hier ist ihr Film und das macht sie in jeder Szene deutlich. So cool und gelassen kommt sie rüber und ist doch durchgreifend, autoritär und gebietend. Damit bildet sie das perfekte Gegenstück zu Louis Jourdans Kamal Khan, ein hagerer Mann mit stählernem Blick und ausgesucht vornehmer Artikulation, der die Eleganz und Intelligenz eines Gentlemans mit der Ruchlosigkeit und “Ohne-mit-der-Wimper-zuckend-töten”-Attitüde eines Serienkillers verbindet. Wobei er das Töten hauptsächlich seinem Schläger Gobinda (Kabir Bedi) überlässt, der zwar etwas mehr Persönlichkeit hat als viele der prügelnden Handlanger (siehe Hans in Man lebt nur zweimal oder Grunther in Im Geheimdienst Ihrer Majestät) und eine sehr eindrucksvolle Erscheinung ist, aber dann eben doch nur der Prügelknabe ist. Vielschichtiger ist da Magda, gespielt von der Schwedin Kristina Wayborn, eine Gehilfin Kamal Khans. Oder doch Octopussys? Ihre Loyalität ist längere Zeit unklar, was schön in die Jeder-betrügt-jeden-Geschichte passt.

Aber neben Octopussy hat Bond noch Vijay (Vijay Amritraj) von der indischen MI6-Abteilung, der ihm und Q (Desmond Llewelyn), der endlich mal wieder im Feld mit von der Partie ist, unter die Arme greift. Ein sehr charmanter Kerl, dem ein äußerst brutales Ende zuteil wird.

Wen ich noch nicht erwähnt habe ist Steven Berkoff als der nationalistische General Orlov, der am liebsten den “dekadenten” Westen mit aller Macht überrennen würde, hätte er die Möglichkeiten. Berkoff wandelt auf schmalen Over-Acting-Pfaden, aber das passt auf der anderen Seite auch zu seiner wahnsinnigen Figur. Allein diese irren Augen!

Vielleicht nimmt die Handlung eine Abzweigung zu viel, aber insgesamt präsentiert sie sich ziemlich plausibel: General Orlov versucht in seinem West-Hass, einen Krieg zu provozieren, indem er auf amerikanischem (sprich westdeutschen) Boden eine Atomrakete zündet und es als Unfall maskiert. Die Bombe soll durch Octopussys Wanderzirkus in die Militärstation geschmuggelt werden, ohne dass die Zirkusdirektorin davon etwas mitbekommt. Sie glaubt, den Zarenschatz zu transportieren, den Orlov hat fälschen lassen, um ihn nach und nach zu entwenden. Dafür dient Octopussys Zirkus nämlich hauptsächlich - Deckung für ihre Schmuggelaktionen. Somit hätte Khan am Ende den Zarenschatz und Orlov den Krieg.

Bond im Tiefflug - Sprengung in 3...2...1...

Doch bevor Bond sich in Indien mit Kamal Khan und Octopussy auseinandersetzt, muss er erst einmal fliehen: In der Pre-Credit-Szene soll er einen militärischen Flugzeughangar eines zentralamerikanischen Staates sprengen, wird aber ertappt und flieht in einem Mini-Flugzeug. Die Sequenz, die so gar nichts mit der Haupthandlung zu tun hat, bildet einen guten Auftakt für die folgende Achterbahnfahrt und endet mit einer befriedigenden Monsterexplosion.

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