Tatort - Ein allmächtiger Moderator in München

22.12.2013 - 20:15 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Tatort - Allmächtig
ARD/BR
Tatort - Allmächtig
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Die Münchner warten in Tatort – Allmächtig mit einem filmischen Reinfall auf, der flache Figuren mit hysterischer Medienkritik verwechselt und zum Ende hin in einer lachhaften Auflösung Zuflucht nimmt.

Das Charisma von Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec reißt es eben nicht immer raus. Der neue Tatort aus München geht Reality TV und Internetmobs mit dem Vorschlaghammer an und zimmert sich ein vor Schablonen wimmelndes Drehbuch zusammen. Irgendwas will Tatort: Allmächtig uns über die Verrohung im Netz und böse Entertainer-Journalisten erzählen, die davon profitieren. Doch kein Gedanke wird in dem Film von Kurzfilm-Oscarpreisträger Jochen Alexander Freydank (Spielzeugland) zu Ende gedacht, weshalb sich der Fall in eine vorhersehbare, aber peinlich unmotivierte Lösung flüchtet. Da helfen auch diverse irritierende Regie-Einfälle nichts, die in einer CSI: Den Tätern auf der Spur -Folge besser aufgehoben wären.

Lokalkolorit: Schon vor zwanzig Jahren bis zum Erbrechen wiedergekäute Medienkritik wird in Tatort – Allmächtig hochgradig einfallsreich in die visuelle Distanzierung der Figuren eingespeist. In der Firma von Albert A. Anast scheint alles groß und weitläufig, doch auf dem zweiten Blick verlieren sich die Mitarbeiter (und auch die Kommissare) in dem hippen Fabrikloft. Die ungeheure Subtilität des Films verdeutlicht eine Szene, in der zwei Kollegen per Handy kommunizieren, obwohl sie nur wenige Meter voneinander entfernt stehen.

Plot: Albert A. Anast, Gesicht einer möchtegern-investigativen Internetshow, wird vermisst. Viele Feinde hat er gesammelt, wühlt er doch mit unlauteren Mitteln in der schmutzigen Wäsche normaler Leute und mit der Wahrheit nimmt er es auch nicht so genau. Seine Kollegen zeigen sich wenig bestrebt, Leitmayr und Batic bei den Untersuchungen zu helfen und auch die Opfer von Anast wirken beruhigt. Hat sich jemand an dem Internet-Star gerächt oder handelt es sich nur um einen Publicity-wirksamen Streich?

Unterhaltung: Tatsächlich ist Anast noch die interessanteste Figur in diesem vor Stereotypen triefenden Kasperle-Theater. Das liegt vor allem am dauerunterforderten Alexander Schubert, dessen Energie und Spielfreude den exzentrischen Egomanen selbst im Videomaterial lebendiger wirken lässt als seine anwesenden Kollegen. Wie Anast allerdings abseits der Kamera tickt, erfahren wir vor allem durch sein weitaus weniger spannendes Umfeld, was die ganze Sache wieder in Langeweile auflöst.

Tiefgang: Was nun fesselnd daran ist, das Schicksal anderer im Internet vorgeführt zu bekommen, vermag der Krimi ebenso wenig zu ergründen wie die Motivlage von Opfern und Tätern. Ein Ehemann schickt das Kamerateam zu seiner verwahrlost lebenden Frau und wundert sich, dass er vor aller Welt vorgeführt wird. Doch wenn die Weltsicht so vereinfacht präsentiert wird wie in Tatort – Allmächtig, sind Erklärungen nur störend. Gerade diese Mangelerscheinung dürfte es sein, die einen Drehbuchautor zur hier dargelegten Auflösung des Falls veranlasst. Wenn schon alles im Klischee ersäuft, dann fällt ein völlig unpassendes am Ende auch nicht weiter auf.

Mord des Sonntags: Ins Messer gefallen.

Zitat des Sonntags: “Auf was für Ideen man kommt, wenn man keinen Sex hat.”

Schwach war der neue Tatort aus München oder was meint ihr?

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