Stephen King und seine Dollar Babies

12.09.2014 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Die Verurteilten von Frank Darabont
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Die Verurteilten von Frank Darabont
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Seit Shining ist bekannt, dass Stephen King nicht immer mit den Verfilmungen seiner Werke zufrieden ist. Um das zu ändern, ist er nicht nur bei Under the Dome mitverantwortlich, für einen Dollar verkauft er auch die Rechte an seinen Kurzgeschichten.

Stephen King kann sehr allergisch reagieren, wenn es um die Verfilmungen seiner Bücher geht. Zwar verteidigt  er bisweilen die Unterschiede zwischen beiden Fassungen, doch der Kern der Handlung muss bei ihm getroffen werden. Diese Einstellung ist einer der Hauptgründe, weswegen der Autor gerne bei den Adaptionen involviert bleibt. Diese Woche startet die zweite Staffel Under the Dome, bei der es Stephen King sich nicht nehmen ließ, an der Produktion beteiligt zu sein und den Handlungsverlauf zu kommentieren. Zusätzlich schrieb er übrigens das Drehbuch für die 1. Folge der 2. Staffel, um der anfangs nicht geplanten Weiterführung seine eigene Note zu geben.

Doch Under the Dome ist nicht das einzige aktuelle Projekt, bei dem Stephen King sich für eine kreative Umsetzung seiner Werke einsetzt. Bereits 1977 hat er eine andere Initiative ins Leben gerufen, um die Freude, die er durch einige der Adaptionen erhält, auch an junge Filmemacher weiterzugeben. 

1977 war das Jahr, in dem mir junge Filmemacher - hauptsächlich Studenten - begannen, Briefe über meine Kurzgeschichten zu schreiben, mit der Bitte, diese verfilmen zu dürfen. Trotz der Einwände meiner Anwälte, die alle möglichen legalen Probleme darin sahen, hab ich ein Verfahren geschaffen, das sich bis heute gehalten hat. Ich werde jedem Filmstudenten die Möglichkeit geben, eine meiner Kurzgeschichten zu verfilmen (nicht die Bücher, das wäre lächerlich), solange ich die Filmrechte behalte und weitergeben kann. Ich bitte sie dann einen Vertrag zu unterschreiben, dass keiner der fertiggestellten Filme ohne Zustimmung kommerziell verwendet wird, und dass sie mir anschließend eine Kopie des Films zusenden. 

sagte er 1996 im Bonus-Material von Die Verurteilten. Auf seiner Seite  bietet er bis heute jungen Filmemachern und Filmstudenten die Dollar Babies an. Nach ihrer erfolgreichen Bewerbung bekommen diese dann die Möglichkeit, eine der zur Verfügung stehenden Kurzgeschichte von Stephen King zu verfilmen, und bei Festivals, zum Beispiel auch dem Dollar Baby Film Festival , zu zeigen und ihrem Portfolio hinzuzufügen. Das war es dann allerdings auch schon, was ein Filmemacher mit dem Film machen darf. Er darf weder öffentlich ausgestrahlt, noch im Internet hochgeladen werden, DVDs dürfen nur zum Versenden an Festivals und an ihn erstellt werden. Außerdem müssen alle Filme den Schriftzug "© Stephen King. Used by Permission. All Rights Reserved." enthalten. Wirklich mal ein Dollar Baby zu sehen, ist dementsprechend, außerhalb der Festivals, eher schwierig, weswegen auch der Bekanntheitsgrad der Dollar Deals eher gering ist.

Es gibt dennoch einige Werke, die es zu einer gewissen Bekanntheit gebracht haben, sowie eine große Ausnahme, die kaum jemand mit den Dollar Babies in Verbindung bringt. Das erste fertiggestellte Dollar Baby, dass verfilmt wurde, war The Boogeyman von Jeff Schiro, wesentlich bekannter ist jedoch Vergiftet (OT: The Woman in the Room) von Frank Darabont. Dieser erhielt als erstes für einen Dollar die Filmrechte an einer Stephen King Geschichte, der Film ist sogar auf YouTube zu finden (Teil 1 , Teil 2 ). Und tatsächlich wurde er auch der bekannteste Dollar Baby Filmemacher, denn King war von The Woman in the Room mehr als begeistert. Daraufhin bot der Autor Darabont die Rechte für das bereits oben genannte Meisterwerk Die Verurteilten für einen Dollar an. Darabont lehnte ab und schickte ihm stattdessen einen Scheck über 5000 Dollar, der nach Kings erster Sichtung des Films allerdings direkt wieder zurückkam. Die Verurteilten blieb dann auch nicht die letzte Verfilmung einer Stephen King Geschichte durch Darabont, es folgten noch The Green Mile und Der Nebel.

Doch nach wie vor sind die Dollar Babies eher den jungen Filmemachern vorbehalten, die sich mit dem Namen Stephen King natürlich sehr gut profilieren können. Aktuelle Bewerber können sich zwischen 38 verschiedenen Kurzgeschichten entscheiden, wer eine große Herausforderung möchte, kann sogar für The Woman in the Room wählen. Wer die entstandenen Werke kategorisch als Amateurfilme abstempelt, tut ihnen übrigens Unrecht. Die Produktionskosten fangen zwar bei wenigen hundert Dollar an, reichen aber teilweise auch bis zu 60.000 (Umney's Last Case), genauso wie Aufnahmematerial von einfachem Heimvideo-Format bis hin zu 35mm verwendet wurde. Wie viele Dollar Babies genau bisher entstanden sind, ist unklar, und natürlich können nicht alle mit The Woman in the Room mithalten. Ich persönlich halte die Dollar Babies, trotz eingeschränkter Möglichkeiten zur Veröffentlichung, für eine großartige Methode, sich als junger Filmemacher zu profilieren. Und wer weiß, vielleicht hab auch ich mal die Zeit, das Geld, die Inspiration und das Glück, mich an eine solche Herausforderung zu wagen.

Was haltet ihr von Stephen King und seinen Dollar Babies?

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