Star - Die musikalische Serie mit Queen Latifah im Serien-Check

05.10.2017 - 09:00 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
StarFOX
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Mit Star startet heute ein Musikdrama bei ProSieben Fun, das sich mit weit mehr beschäftigt als nur guter Musik. Aber auch die kommt nicht zu kurz.

Diesen Seriencheck haben wir bereits zum Start von Star bei FOX im Dezember letzten Jahres veröffentlicht. Jetzt startet die Musikserie bei ProSieben Fun in Deutschland. Es folgt die angepasste Version des ursprünglichen Artikels.

Nachdem Schöpfer und Regisseur Lee Daniels (Precious - Das Leben ist kostbar, Der Butler) letztes Jahr seine Serie Empire vorstellte, legt er nun mit seiner neuen Drama-Serie Star nach, die ebenfalls im Musikgeschäft spielt. Doch während die Hauptfigur in Empire, Lucious Lyon (Terrence Howard), ihren Aufstieg in der Welt der Musiklabels bereits geschafft hat, steckt die Karriere der Mädels in Star noch in den Kinderschuhen. Die Serie wird ihren Aufstieg begleiten und all die Hürden zeigen, die sie nehmen müssen, um schließlich ihren Traum zu verwirklichen. Neben hochkarätiger Besetzung (Queen Latifah, Benjamin Bratt, Lenny Kravitz u. v. m.) und stimmgewaltigen R 'n' B-Sounds glänzt Star vor allem mit hochaktueller Gesellschaftskritik.

Die Pilotfolge stellt zu Beginn die Verhältnisse klar, in denen die drei Protagonistinnen der Serie sich befinden: Star (Jude Demorest), die ihrem Namen alle Ehre macht (besonders in Sachen Attitüde), ist eine 17-Jährige, die in einer schrecklichen Pflegefamilie lebt. Über Instagram hat sie Alexandra (Ryan Destiny) kennengelernt, mit der sie eine starke Leidenschaft zur Musik verbindet. Die beiden basteln via Skype an selbstgeschriebenen Songs und träumen von einem Durchbruch als Girlgroup. Dafür soll aber eine Dritte im Bunde her, und Star weiß genau, wer: ihre jüngere Halbschwester Simone (Brittany O’Grady). Die ist allerdings in einer anderen Pflegefamilie untergebracht. Nachdem Star mit ihren White Trash-Pflegeeltern der Geduldsfaden gerissen ist, packt sie ihre Sachen und fordert beim Jugendamt die Adresse ihrer Schwester ein. Dort angekommen, platzt Star mitten in die (anscheinend übliche) Vergewaltigung Simones durch ihren Pflegevater (Darius McCrary).

Wenn die Tatsache, dass Star mit einer Meth-Abhängigen in ihrer Pflegefamilie wohnte, noch nicht klar genug zeigte, dass Star keine übliche Musik-Serie ist, so kommt spätestens hier der Bruch mit vergleichbaren Formaten, in denen junge Sängerinnen die Hauptrolle spielen. Man denke an High School Musical, Hannah Montana und dergleichen. Die taffe Star zögert keine Sekunde, verschwindet in der Küche und kommt wenig später mit einem großen Messer zurück, mit dem sie den Mann hinterrücks ersticht. Diese brutale Gewalttat, die subjektiv gesehen zwar nicht ganz ungerechtfertigt, aber eben dennoch klar Mord war, beschäftigt die Schwestern beunruhigend kurz. Schon bald sind sie auf dem Weg nach Atlanta, um Carlotta (Queen Latifah), eine Freundin ihrer toten Mutter, wiederzusehen. Nachdem sie auf dem Weg die gut betuchte Alexandra eingepackt haben, ist das Trio komplett. In Atlanta kommen sie bei Carlotta unter, die sie im Gegenzug für Kost und Logis in ihrem Beauty-Salon Haare shampoonieren lässt.

Der erste Auftritt in Star

Star mag im Kern eine Serie über Musik und den Traum vom Durchbruch sein, aber sie ist auch sehr politisch. Allein in der Pilotfolge gibt es wenige Themen, die die USA derzeit spalten, die nicht angesprochen werden. Im Vordergrund stehen die Evergreens des Konfliktpotentials: Ethnie, Klasse und Sexualität. Star bedient sich aber keinesfalls einer klischeehaften Ausschlachtung dieser Kategorien, im Gegenteil: Die Serie nähert sich an jedes Thema aus unterschiedlichen Perspektiven und glänzt mit Diversität. Beispielsweise haben alle drei der Mädchen mit ihrer Hautfarbe zu kämpfen, jede auf ihre Weise: Während Star sich immer wieder anhören muss, dass sie eine "caucasian bitch" sei und ständig ihren Status gegenüber den schwarzen Frauen in Carlottas Beauty-Salon verteidigen muss, schlägt ihre Halbschwester Simone, deren Vater im Gegensatz jenem von Star Afroamerikaner ist, von ihrer schwarzen Pflegefamilie Hass entgegen. Ihr Pflegevater wird nicht müde, sie zu erinnern, dass sie nicht besser sei als alle anderen, nur weil ihre Haut etwas heller ist. Star und Simone werden also regelmäßig an der Helligkeit ihrer Haut von der schwarzen Community beurteilt, was Star in einer Szene schließlich "racist" nennt. Alexandra hingegen, die von den Dreien die dunkelste Haut hat, eckt stattdessen mit ihrem leicht hochnäsigen Gehabe an. Sie kommt aus wohlhabendem Hause und ist damit sowohl bei den Frauen aus dem Beauty-Salon, als auch bei Simone, der die Erfahrungen mit dem Sozialamt noch in den Knochen stecken, unten durch. Gut versteht sie sich nur mit Carlottas Nachbar Derek (Quincy Brown), der wiederum Black Lives Matter-Aktivist ist.
Die Vielschichtigkeit, mit der Star brisante Spannungen in der amerikanischen Gesellschaft thematisiert, wirkt schon im Pilot sehr vielversprechend. Was bisher noch keiner außer dem Zuschauer weiß: Alexandras Vater ist der berühmte und extrem reiche Rockstar Roland Crane (perfekt besetzt: Lenny Kravitz). Das dürfte weitere Konfliktsituationen zwischen den ungleichen Mädels und ihrem Umfeld garantieren.

Queen Latifah in Star

Auch Sexualität spielt eine große Rolle in Star. Klar, denn Musik und Sex gehören einfach zusammen. Das denkt sich auch Star und macht einen Ausflug in einen Strip Club, in der Hoffnung, dort auf einen Manager zu treffen, der sie unter Vertrag nehmen könnte. Aller Unlogik zum Trotz weckt sie tatsächlich das Interesse von Jahil Rivera (Benjamin Bratt), einem Talent-Scout, dessen beste Tage eigentlich schon vorbei sind. In Star und ihrer Gruppe wähnt er sein Ticket zurück zur Spitze der Musikindustrie. Als Star den Club verlässt, erwischt sie einen Freier dabei, wie er Carlottas Tochter Cotton (Amiyah Scott) würgt, weil sie eine Trans-Frau ist. Wie einige Tage zuvor für ihre Schwester mischt Star sich mutig ein und schlägt den Mann zu Boden. Auf die Enthüllung, dass Cotton als Mann geboren wurde, reagiert Star mit Humor: "I knew there was something I liked about you."

Musikalisch bewegt sich die Girlgroup (die noch keinen Namen hat, bei ihrem ersten Auftritt aber wegen der Initialen der Mädchen liebevoll als "ASS" angekündigt wird) auf jeden Fall im Bereich zwischen R 'n' B und Hip Hop. Einige der Lieder erinnern an die frühen Tage von Destiny's Child, andere gehen dank Rap-Einlagen von Simone eher in Richtung Nicki Minaj. Dass wir es hier mit beeindruckenden Stimmen zu tun haben, wird spätestens beim ersten Auftritt von Carlotta aka Queen Latifah klar, die in ihrer Kirche eine Art moderne Gospel-Nummer röhrt. Da zwölf weitere Episoden folgen werden und die Mädels gerade mal am Anfang ihrer Karriere stehen, dürfte die musikalische Inszenierung von Star noch so einige Überraschungen zu bieten haben.

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