"Sense8 ist das ultimative Abenteuer" - Max Riemelt im Interview

10.05.2017 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Sense8, Staffel 2Netflix
1
4
Seit wenigen Tagen ist nach einer langen Pause die 2. Staffel von Sense8 bei Netflix verfügbar. Max Riemelt sprach im Interview mit moviepilot über die Arbeit mit den Wachowskis und die politische Relevanz der Serie.

Müsste man jemandem ohne Worte erklären, wie das Netflix-System seit dem Deutschland-Launch vor zweieinhalb Jahres fortlebt und wächst (und wächst und wächst), sollte man auf Sense8 zeigen. Keine andere Original-Serie ist so sehr auf die globalen Ansprüche des Streaming-Dienstes genormt wie Sense8. Besonders erfolgreich muss die Serie dafür gar nicht sein, sie dient dem Unternehmen eher als weltoffenes Maskottchen. Sense8 zeigt, wie Netflix die kulturelle Vielfalt der Welt sieht: als ein Becken, in dem verschiedene Inseln lose aneinander vorbei schwimmen, wobei es doch untereinander so vieles zu entdecken gibt.

Die Serie fährt auf den literarischen und politischen Schienen der Geschwister Lilly Wachowski und Lana Wachowski, die bei Cloud Atlas - Alles ist verbunden bereits ähnliche Sujets bedienten. Distanzen - geographische, kulturelle, moralische - spielen in Sense8 keine Rolle. Der Berliner Wolfgang, gespielt von Max Riemelt, wird von einer Sekunde auf die andere zum Weltbürger, als er sich mit anderen Sensates (Tuppence Middleton, Doona Bae u. a.) emotional und mental verlinkt. Ihrer Ausrichtung trägt die Serie mit einem multinationalen Ensemble Rechnung. Die Sensates vernetzen die Welt metaphysisch, Sense8 vernetzt sie physisch, was die Serie zu einem Mammut-Projekt macht, intellektuell wie logistisch. Fast zwei Jahre nach der 1. steht seit letztem Freitag die 2. Staffel von Sense8 zur Verfügung. Hauptdarsteller Max Riemelt trafen wir für ein kurzes Interview in Berlin.

moviepilot: Du hast mal gesagt, Sense8 sei eine Serie, die Geduld erfordert. Wie dürfen wir das verstehen?

Max Riemelt: Gut Ding will Weile haben. Die Serie braucht Zeit. Da dreht man 7 Monate, dann muss das alles noch bearbeitet werden. Und bis es dann rauskommt, dauert es nochmal ein bisschen, aber dafür lohnt es sich dann zu warten.

Sense8 ist eine globale Serie, hat dich dieses Konzept von vorneherein gereizt?

Auf jeden Fall. Ich suche sowieso ständig nach neuen Herausforderungen und finde es schwierig, immer das gleiche zu machen oder schon zu wissen, was einen erwartet. Und das [Sense8] ist natürlich das ultimative Abenteuer. Wenn man wirklich, original an die Schauplätze reisen darf, wenn man mit so vielen tollen Leuten arbeiten darf, die einem auch so viel beibringen können und man es mit ihnen teilen kann. Nichts macht so viel Spaß, wie so ein Abenteuer dann auch noch zu teilen.

Wie gestaltete sich dabei die Zusammenarbeit mit den Wachowskis?

Das sind wirklich tolle, kreative Menschen, also da kann man wirklich nur staunend daneben stehen, was die dann so tagsüber abreißen und dann nochmal nachts nach Hause gehen, um dann nochmal schreiben. Da gibt es keinen Anfang und kein Ende. Das ist ein ständiger kreativer Prozess, wo man dann froh sein kann, dass man Teil davon ist.

Konntest du deine Rolle in diesem Prozess selber ein wenig formen?

Ich denke, dass ich sie in dem Sinne formen durfte, als dass wir auf Augenhöhe miteinander geredet haben und auch über die Szenen geredet haben und ich dann bestimmte Dinge ausprobieren durfte und sie [die Wachowskis] aber auch ganz klar sagen, wir probieren jetzt mal das, wir probieren jetzt mal dies und sie am Ende aber darüber bestimmen, was sie reinschneiden werden. Sie sind ein bisschen die Sammler unter den Regisseuren ... Wir haben uns angefreundet und da gucken die sich bestimmt ein paar Sachen aus meiner Persönlichkeit ab, die sie dann einfließen lassen.

Kommt Sense8 zwei Jahre nach dem Start der 1. Staffel mittlerweile eine höhere politische Relevanz zu?

Was auch immer man darin sehen will. Also man hat sehr viel Identifikationspotential, man hat sehr viele Möglichkeiten, Sachen hineinzuprojizieren. Ich finde die Message, die da rauskommt, ist schon, dass wir mehr Brücken bauen sollten, als uns gegenseitig abzugrenzen. Denn die Möglichkeiten, die daraus entstehen, sind viel besser und größer, als wenn man sich begrenzt und ignoriert. Und Ignoranz ist bekanntlich schlimmer als Dummheit.

Ist Sense8 vielleicht sowas wie eine humanistische Antithese zur politischen Aktualität?

Gute Kunst hat das Potential, ganz viel Zeitgeist wiederzuspiegeln, aber auch die Möglichkeit, vorweg zu sehen. Also den Menschen eine Vision zu geben, was alles möglich ist und sie auf eine Art und Weise zu stimulieren, wie sie die Welt dann auch sehen könnten, die Perspektive zu ändern. Das ist eine ganz große Qualität dieser Serie.

Du warst einer der ersten deutschen Schauspieler, der überhaupt von der internationalen Serienwelle profitierte. Wie steht es nun um "die deutsche Serie"? Auch im Hinblick auf das kommende Dark.

Ich habe viel Gutes davon gehört und bin froh, dass Netflix die deutsche Kultur fördert, indem sie ein deutsches Projekt unterstützten und es möglich machen, einen eigenen Stil zu entwickeln, weil das ja unter den gegebenen Umständen in Deutschland mit den ganzen Förderungen und Redaktionen teilweise sehr schwierig ist, da ohne Kompromisse vorzugehen und was eigenes zu gestalten, ohne dass jemand reinquatscht. Das finde ich natürlich ganz toll, dass das unterstützt und dann auch weltweit repräsentiert wird.

Das könnte dich auch interessieren

Schaue jetzt Sense8

Kommentare

Aktuelle News