Sci-Fi-Großereigenis: Neues Dune-Poster sieht so langweilig wie Marvel-Film aus - aus gutem Grund

10.08.2021 - 11:20 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Dune von Denis VilleneuveWarner Bros.
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Der Science-Fiction-Film Dune ist einer der größten und meisterwarteten Filme des Jahres. Das generische neue Poster lässt das kaum erahnen, aber dahinter steckt Berechnung.

Stell dir vor, du verfilmst eine legendäre Science-Fiction-Saga mit einem einschüchternden Hollywood-Budget, aber dein Poster sieht aus wie das jedes x-beliebigen Blockbusters. Beim kommenden Sci-Fi-Großereignis Dune ist das der Fall dank des gestern veröffentlichten Posters. Das Netz brach zugleich in Spott aus: Von "Marvel's Dune" war die Rede, denn die schwebenden Köpfe sind kaum von denen der Avengers zu unterscheiden.

Hinter dem generischen Poster für den wohl ganz und gar nicht generischen neuen Film von Denis Villeneuve (Blade Runner 2049) steckt allerdings ein guter Grund.

Sci-Fi-Blockbuster: Das neue Poster für Dune sagt so gut wie nichts aus über Dune

Schauen wir uns das Poster erst einmal genauer an. Was sagt es uns zum Beispiel über den Film aus?

Dune
  • Ein junger Kerl schlurft wie eine bedröppelte Arrested Development-Figur  durch die Wüste.
  • Zahlreiche Oberkörper in extravagenten Kostümen schauen erwartungsvoll auf unsere Geldbeutel oder in die unsichere Franchise-Zukunft.
  • Die Tagline "It begins" sitzt als überlagerte Kirsche auf dem zutiefst originellen Sahnehäubchen dieses Posters.

Die Parallelen zu den Agoraphobie triggernden Postern von Marvel sind kaum zu übersehen. Auch in den Spider-Man-Postern wird beispielsweise ein Jungstar (Tom Holland statt Timothée Chalamet) von möglichst vielen anderen abgeschnittenen Oberkörpern flankiert, ungeachtet stimmiger Proportionen oder eines Mindestmaßes an Schönheit.

Bei Marvel könnte man entgegenhalten, dass die Filme im Endeffekt kaum besser aussehen als ihre Poster. Aber warum wird eine mutmaßliche Augenweide wie das Sci-Fi-Epos Dune so heruntergedampft?

Der Grund für das nichtssagende Poster des Sci-Fi-Epos

Auch Dune will verkauft werden, aber wie? Auf dem Papier steht eine der berühmtesten Science-Fiction-Reihen überhaupt, die von einem als visionär geltenden Regisseur neu verfilmt wird. Auf dem Poster aber fehlt der Name des Regisseurs, während der Titel mit seinen schmalen Lettern fast untergeht.

Stattdessen wird der Fokus auf die Gesichter gelegt, während ihre Kostüme und die sparsam skizzierte Umgebung eine kleine Ahnung von Genre (Sci-Fi) und Schauplatz (Arrakis) liefern. Dune wird auf diesem Poster über die Stars verkauft, nicht über das Spektakel (Sandwürmer, Ornithopter, Zerstörer). Statt auf den Wiedererkennungswert der Marke zu setzen, hofft man offenbar auf ein "Hey, da spielen Aquaman, Poe Dameron, Thanos, MJ und der Pfirsichjunge mit!"

Was ein guter Grund für die Gestaltung ist, gehört Frank Herberts Romanreihe wohl nicht zur üblichen Pausenlektüre von 16-Jährigen. Ob die Strategie aufgeht, ist allerdings eine andere Frage. Schauen wir uns zum Beispiel das Poster für einen vergleichbaren Film an: Der Herr der Ringe: Die Gefährten.

Der Herr der Ringe: Die Gefährten

Die Tolkien-Verfilmung lockte zum Kinostart ebenfalls mit ihrem großen Ensemble. Allerdings werden Viggo Mortensen und Co. so drapiert, dass wir gleichzeitig einen Eindruck von den Figuren und Völkern in Mittelerde bekommen. Schwerter, Bögen und Äxte wedeln durch das Bild. Menschen, Elben, Zwerge und Hobbits laden uns ein zur Entdeckung einer epischen Fantasy-Welt, während die Nazgûl als dunkle Gefahr im Bild lauern.

Auch das Herr der Ringe-Poster ist nicht sonderlich einfallsreich, aber dafür effektiv. Selbst wenn man noch nie von J.R.R. Tolkien gehört hat, erfasst man auf den ersten Blick die wichtigsten Elemente der Story (also abgesehen von dem Herrn... und seinen Ringen).

Der Trailer für Dune zeigt Spektakel, das das Poster auslässt:

Dune - Trailer 2 (Deutsch) HD
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Dem Dune-Poster gelingt das nicht, fehlt es doch nicht nur an Dynamik bei den ausgeschnittenen Körpern, sondern auch an Individualität jenseits der Star-Gesichter. Es wirkt geradezu lethargisch. Deswegen greift zum Beispiel auch der Vergleich zu Marvel nicht ganz. Selbst die komplett überladenen Avengers-Poster bemühen sich, die unterschiedlichen Kräfte und Waffen hervorzuheben.

Wenn man dagegen eines über die Welt von Dune aus dem Poster lernt, dann dass manche Leute lieber Erdtöne tragen und andere lieber Schwarz. In Gänze überzeugt die Werbestrategie für den Blockbuster, der ein Franchise starten soll, also noch nicht.

Dune startet am 16. September 2021 in den deutschen Kinos.

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