Rocketman: Im Elton John-Biopic steckt richtig viel Wahrheit

04.06.2019 - 07:50 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
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Rocketman kommt mit kunstvollen Musical-Einlagen daher, ist am Leben Elton Johns aber dennoch nah dran. Lest hier, inwieweit der Film wahren Begebenheiten entspricht.

Mit Rocketman erwartet euch seit vergangener Woche ein Film über Elton John in den Kinos, der der Realität mit einigen berauschenden Musical-Sequenzen eigentlich zu entfliehen scheint. Dennoch bzw. gerade durch diesen Ansatz aber gelingt es Regisseur Dexter Fletcher, einer so extravaganten Persönlichkeit wie dem Sänger gerecht zu werden.

Wie Hauptdarsteller Taron Egerton schon 2018 Collider  verriet, handelt es sich bei Rocketman keineswegs um ein gewöhnliches Biopic, sondern vielmehr um ein "Fantasy-Musical". Die wichtigsten Stationen aus der ersten Lebenshälfte der Musik-Ikone werden dabei spielerisch abgedeckt.

Der Einsatz der Songs in Rocketman

Zu Beginn von Rocketman sehen wir den kleinen Reginald Dwight - so Johns bürgerlicher Name - in einer Rückblende den Song The Bitch Is Back performen, was den Ansprüchen der Logik natürlich nicht standhält. Tatsächlich wurde das Stück erst 1974 auf Platte gebannt, als der Brite 27 Jahre alt wahr.

Rocketman mit Taron Egerton

Überhaupt hat sich Regisseur Flechter vor allem bei dem Einsatz von Songs kreative Freiheiten herausgenommen. So gibt John im Film mit seiner späteren Ehefrau Renate Blauel im Duett Don't Let the Sun Go Down on Me zum Besten, das Mitte der 1970er Jahre erschien. Im realen Leben trafen sich John und Blauel jedoch erst in den 1980er Jahren.

Laut Taron Egerton ging es den Machern von Rocketman darum, bestimmte Ereignisse mit dem Einsatz von Musik besonders zu unterstreichen und so gezielt Emotionen zu schüren. Ein stures Festklammern an echten Abläufen wäre dabei nur hinderlich gewesen.

So kam Elton John wirklich zu seinem Künstlernamen

In Rocketman sticht eine Szene hervor, in der der Protagonist nach einem Künstlernamen ringt und schließlich von einem Bild der Beatles-Legende John Lennon inspiriert wird, dessen Vornamen er fortan als Nachnamen für seine Bühnen-Persona verwendet.

Jene Sequenz hat mit der Wirklichkeit einerseits nicht allzu viel zu tun, denn Lennon spielte an dieser Stelle keine Rolle. Allerdings fußt die Schöpfung "Elton John" wirklich auf bekannten Persönlichkeiten: Es ist eine Vermischung der Namen Elton Dean und Long John Baldry, mit denen der Star einst in der Band Bluesology musizierte.

Rocketman: Elton John und die Beziehung zu seinem Manager John Reid

Richard Madden in Rocketman

Ein wichtiger Part in Rocketman fällt dem Manager John Reid (Richard Madden) zu, der auch im wahren Leben Elton Johns Geliebter war. Genau wie im Film dargestellt entwickelte sich die 5-jährige Romanze ziemlich turbulent.

Gemäß der Time  soll es zwischen den beiden mitunter auch zu Handgreiflichkeiten gekommen sein. Dies zeigt eine Szene, in der Reid seinen Partner in London auf offener Straße ohrfeigt, gleichwohl besagter Moment aus Rocketman wohl eher einen repräsentativen Charakter beansprucht.

Rocketman deutet an, dass John bis zu der Begegnung mit Reid Jungfrau war, was der Wahrheit entspricht. Folglich verlor der Superstar erst mit 23 Jahren seine Unschuld, so der Mirror .

Insgesamt fungierte Reid über 25 Jahre als Johns Manager und die Männer gingen schließlich unter feindlichen Umständen auseinander. Nachdem John feststellte, dass auf seinem Konto 20 Millionen britische Pfund fehlten, verklagte er Reid wegen Betrugs (via The Telegraph ). Den Prozess aus dem Jahr 2000 verlor der Sänger jedoch.

Elton Johns enger Vertrauter Bernie Taupin, der unter anderem den Text zum Candle in the Wind schrieb und im Film von Jamie Bell verkörpert wird, gab gegenüber der Time  zu Protokoll, die Darstellung John Reids in Rocketman sei insgesamt sehr akkurat.

Elton Johns Drogensucht und die Darstellung in Rocketman

Rocketman

Die Rahmenhandlung von Rocketman wird mit einem Treffen der Anonymen Alkoholiker abgesteckt und im Verlauf des Films sehen wir, wie der Protagonist zunehmend leichten wie schweren Drogen verfällt. Im Rausch begeht John sogar einen Selbstmordversuch, indem er in einen Swimming Pool springt.

Auch hier bewegen sich die Macher des Werks im Einklang mit der Wahrheit. Nach der Veröffentlichung des Films erzählte Elton John dem Guardian , dass einige Studios, die für die Produktion von Rocketman im Gespräch waren, die Darstellung von Sex und Drogen kleinhalten wollten. John jedoch habe nun einmal kein Leben geführt, welches die Anforderungen der US-Altersfreigabe PG-13 erfüllt.

Auch sein Suizidversuch trug sich zu wie im Film dargeboten. Vor Freunden und Familie ließ sich sich Elton John 1975 auf seinem Benedict Canyon-Anwesen bekleidet mit einem Frottee-Bademantel in den eigenen Pool fallen. Unmittelbar zuvor sprach er die Worte aus:

Ich habe 85 Valium-Tabletten genommen. Ich sollte innerhalb einer Stunde tot sein.

Über den Vorfall berichtete Elizabeth Rosenthal in ihrer Biografie His Song: The Musical Journey of Elton John (via Ultimate Classic Rock ). In Therapie wegen seiner Sucht begab sich der Sänger laut eigenen Angaben in der Show Larry King Live  aber erst 1990.

Elton John und seine Ehe mit Renate Blauel

Seit vielen Jahre lebt Elton John offen schwul, doch es stimmt, dass er einmal mit einer Frau verheiratet war. Die Tontechnikerin Renate Blauel (im Film gespielt von Celinde Schoenmaker) und er lernten sich 1983 während der Aufnahme des Albums Too Low For Zero kennen, wenige Monate später läuteten die Hochzeitsglocken in Australien.

Nach vier Jahren folgte die Scheidung, was Elton John in einem Instagram-Post von 2017 emotional kommentierte:

Mehr als alles andere wollte ich ein guter Ehemann sein, aber ich verleugnete, wer ich wirklich war, was meine Frau in Trauer stürzte und in mir große Schuld und Bedauern verursachte.
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Seit 2014 ist Elton John mit seinem langjährigen Lebenspartner David Furnish verheiratet, ihr gemeinsamer Sohn Zachary Jackson Levon Furnish-John wurde von einer Leihmutter ausgetragen und kam 2010 zur Welt.

Elton Johns schwierige Beziehung zu seinen Eltern

Rocketman zeichnet das komplizierte Verhältnis zwischen Elton John und seinen Eltern als Grundstein für die starken Gefühle von Einsamkeit und Trauer in späteren Jahren des Sängers. In der Tat war sein Vater Stanley Dwight - ein Hauptmann der Royal Air Force - oft unterwegs und pflegte einen sehr unterkühlten Umgang mit seinem Sohn.

Dies dokumentieren Aussagen von Johns Mutter Sheila in der Time , wonach Dwight stets die Andersartigkeit seines Kinds Sorgen bereitete. Zwischen Elton John und Sheila herrschte indes ab 2008 eine Funkstille von 8 Jahren, deren Beendigung großes Medieninteresse auf sich zog. Abseits dessen ist über die Beziehung der beiden nur wenig bekannt.

Rocketman: Der legendäre Auftritt im Troubadour

Rocketman

Rocketman weist Elton Johns Konzert im Troubadour in L.A. eine zentrale Bedeutung in der Karriere des Entertainers zu - und das zu Recht.

1970 war der Entertainer in seiner Heimat bereits ein gefeierter Star, in den USA hingegen musste der Durchbruch erst noch erkämpft werden. Dafür genügte John ein einziger Auftritt, der angeblich holprig begann, dann aber denkwürdige Dimensionen annahm. Ein damals Anwesender in dem Musiklokal berichtet in der Süddeutschen  von Elton Johns Handstand auf dem Klavier, wonach dem Briten die ganze Welt zu Füßen gelegen sei.

In dem womöglich spektakulärsten Moment aus Rocketman hebt Taron Egerton bei dem Konzert buchstäblich ab. Damit wird das Biopic dem magischen Auftritt auf symbolische Weise gerecht.

Hat euch das Elton John-Porträt Rocketman im Kino überzeugt?

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