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Review - Stranger Things: Staffel 2

08.11.2017 - 20:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Stranger Things
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Die Netflix Serie Stranger Things geht in die zweite Runde. Doch hat sich das Warten auf die 2.Staffel gelohnt?

*Vorsicht vor möglichen Spoilern*

Vor einem Jahr überraschte mich Netflix mit Stranger Things: Eine düstere und spannende Fantasyserie, die mich von der ersten bis zur letzten Folge begeistern konnte und das, weil man als Zuschauer im Vergleich zu vielen Filmen der letzten Jahre weder von einem CGI Overkill erschlagen, noch mit einem FSK 6 Rating abgespeist wurde.

Die erste Staffel von Stranger Things hatte mit dem Demogorgon nicht nur ein furchteinflößendes Monster zu bieten (denn was wäre eine gute Fantasyserie ohne gute Monster), sondern auch eine starke Story sowie interessante Charaktere. Und dann auch noch ein mit vielen Details ausgestattetes Setting in den 80ern - ich war begeistert.

Die zweite Staffel macht glücklicherweise genau da weiter, wo die erste aufgehört hat. Wieder wird es spannend und wieder gibt es gruselige Monster aus dem Upside Down. Einziger struktureller Unterschied: während die erste Staffel noch aus acht Folgen bestand, bekommt die zweite Staffel eine Folge mehr.

Damit sind wir schon beim ersten Pluspunkt. Die Serie bleibt ihrer Struktur und Machart treu. Nach dem großen Erfolg der ersten Staffel wäre die Versuchung vielleicht groß gewesen, deutlich mehr Folgen für die zweite Staffel zu produzieren. Glücklicherweise kamen weder die Macher noch Netflix selbst auf die Idee und so blieb Stranger Things bei seinem gewohnten Konzept. Vergleichsweise wenig Folgen mit einer Dauer von ca. einer Stunde funktioniert perfekt. Einerseits hat man genug Zeit, um die Story langsam aufzubauen und den Charakteren Raum zur Entwicklung zu geben. Gleichzeitig wird die Spannung durchgehend aufrecht erhalten, was mit mehr Folgen möglicherweise so nicht möglich gewesen wäre.

Stranger Things hat seine Stärken nicht nur was Atmosphäre und Design betrifft, sondern auch im Bereich Storytelling. Während der neun Folgen verliert die Serie nie den roten Faden und endet in einem dramatischen Finale.

Gut gefallen hat mir zudem, dass der Fokus auch darauf liegt, wie die Figuren versuchen die Ereignisse aus Staffel 1 zu verarbeiten. Logischweise wird Joyce Byers (wieder sehr überzeugend gespielt von Winona Ryder) die Angst nicht los, dass sie ihren Sohn Will erneut verlieren könnte. Will selbst wiederum fällt es ebenfalls schwer das Erlebte zu verarbeiten. Sind seine Albträume und Visionen vielleicht doch realer, als alle denken? Mike (Finn Wolfhard) muss den scheinbaren Verlust von Eleven verkraften. Chief Hopper (David Harbour) versucht sich um Eleven (Millie Bobby Brown) zu kümmern, was nicht immer einfach ist.

Ja, Eleven, der vielleicht interessanteste Charakter der ersten Staffel, ist nicht tot. Stattdessen gelang es El, wie in Rückblenden gezeigt wird, durch ein offenes Tor (Ich denke, so kann man Verbindungen dieser Art doch nennen) von der Parallelwelt "Upside Down" wieder nach Hawkins zu gelangen. Meiner Meinung nach hätte man sich etwas mehr Zeit mit der Enthüllung von Elevens Überleben lassen können. Ich kritisiere hier auf hohem Niveau, aber es gibt eine Sache, die mich im Vergleich zur ersten Staffel etwas gestört hat: die Dinge sind manchmal zu schnell klar bzw. werden zu schnell gezeigt. Neben Elevens Überleben fällt darunter auch das neue Monster und Wills Verbindung zu ihm. Das soll nicht heißen, dass das Ganze schlecht umgesetzt war, im Gegenteil, Staffel 1 hat es jedoch manchmal besser geschafft noch mehr Überraschungen einzubauen.

Zurück zu den Charakteren. Gut finde ich auch, dass weiterhin nicht nur die Kinder (bald eher Teenager) im Fokus stehen, sondern auch die Erwachsenen wie Chief Hopper und Wills Mutter oder Mikes Schwester Nancy (Natalia Dyer) sowie Steve Harington (Joe Keery) und Jonathan Byers (Charlie Heaton). Sie alle bekommen genug Screentime und kommen somit neben den Kindern und Eleven nicht kurz.

Neue Charaktere gibt es auch, nämlich Maxime aka Mad Max (Sadie Sink) und Bob (Sean Astin). Mit Maxime bekommen Mike, Dustin (Gaten Matarazzo) , Will (Noah Schnapp) und Lucus (Caleb McLaughlin) eine neue Mitschülerin, die besonders bei Dustin und Lucas einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Joyce Byers neuer Freund Bob ist die gute Seele der zweiten Staffel. Bei seinem Tod musste auch ich ein paar Tränen verdrücken. Sean Astin spielt überzeugend, auch wenn ich ihn zuerst gar nicht erkannt habe (das kommt wohl davon wenn man ihn für immer als Hobbit Samwise abgespeichert hat).

Auch aufgrund von Bobs dramatischen Ende ist Folge 8 "The Mind Flayer" (dt. Titel "Der Gedankenschinder") für mich die stärkste Episode der Staffel. Nachdem der Mind Flayer die Kontrolle über Wills Gedanken übernehmen konnte, lockt dieser die Forscher des Hawkins Labor in einen Falle. Als Folge dessen greifen die sogenannten "Demo-dogs" (junge Demogorgons wie im Stranger Things Wiki erklärt wird) das Labor an und töten die Forscher. Chief Hopper, Joyce, Will, Mike und Bob müssen fliehen. Ihre dramatische Flucht aus dem Labor, an dessen Gelingen Bob maßgeblichen Anteil hat, ist an Spannung kaum zu überbieten. Das Hawkins Labor, heimgesucht von menschenfressenden Monstern, wird zum tödlichen Labyrinth.

Nervenkitzel und Drama pur - wegen solcher Folgen liebe ich Stranger Things.

Wie auch schon in der ersten Staffel, beeindruckt Stranger Things zudem in punkto Design und Special Effects. Letztere werden gekonnt, aber nie überzogen eingesetzt. So wirken die Monster wie auch das Upside Down selbst äußerst real und greifbar. Das Setting in den 80ern ist sehr detailliert und wirkt sehr authentisch. Seien es Kleidung, Frisuren, Autos, Wohnzimmereinrichtugen, die Filmposter in den Zimmern der Kinder oder die passenden Schilder zur Präsidentschaftswahl 1984 im Garten der Wheelers - hier passt einfach alles. Beeindruckend, wie sehr hier selbst auf die kleinsten Details geachtet wurde.

Ebenfalls stark: der Soundtrack. Da gibt es zum einen jede Menge Songs der 80er, die mich mal wieder daran erinnerten, was mir an heutiger Musik oft fehlt. Zum anderen hat Stranger Things (wie schon in Staffel 1) einen überzeugenden Score, durch den die Bilder der Serie musikalisch verstärkt werden. Michael Stein und Kyle Dixon greifen Motive aus der ersten Staffel auf (wie das schaurig schöne Demogorgon Thema), kreieren zugleich aber auch neue Melodien für die zweite Staffel.

Fazit: Die zweite Staffel Stranger Things ist eine gelungene Fortsetzung geworden, die Lust auf mehr macht. Ich bin schon gespannt, wie es in der nächsten Staffel weitergeht, vor allem, da der Mind Flayer nur aufgehalten, nicht aber vernichtet werden konnte. Hawkins muss also mit weiteren Angriffen aus dem Upside Down rechnen. Einziger Negativpunkt ist, dass die Karten etwas zu früh auf den Tisch gelegt werden. Staffel 1 hatte da noch etwas mehr Überraschungen in petto. Der Mind Flayer ist zwar ein beeindruckender Gegner, ich persönlich empfand den Demogorgon jedoch als etwas furchteinflößender.

Dieser kleinen Kritik auf sehr hohem Niveau zum Trotz, ist Stranger Things eine Serie, die ich auch nach der zweiten Staffel weiterempfehlen kann.

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