Vielleicht erinnern sich nicht alle an seinen Namen. Aber Charles Napier war einer der Männer, denen viele Filmemacher dankbar sein müssen. Er mimte gerne den Bösen, den Unsympathischen, den fiesen Ami, meist mit einem Augenzwinkern. Er kämpfte in Rambo II – Der Auftrag als hinterlistiger Militär Murdock gegen Richard Crenna und Sylvester Stallone. Er stellte sich John Belushi gegenüber, als er in Blues Brothers den Hill-Billy Chef der Good-Ole-Boys spielte. Sein breites, verzogenes Grinsen qualifizierte ihn für böse Rollen. Sein Kinn, sein Kiefer und seine Sprache ermöglichten ihm jede überzeichnete Südstaaten-Rolle. Charles Napier war eine Goldgrube für das Exploitation-Kino.
Auch wenn die populärste Rolle von Charles Napier sein Rambo-Auftritt ist: Dem einen oder anderen ist er sicherlich aus dem überdrehten Universum des Russ Meyer bekannt. Am bezeichnendsten sind seine Rollen in Supervixens – Eruption und in Cherry, Harry & Raquel. Beide Male verkörpert Charles Napier Vertreter des Gesetzes am Rande des amerikanischen Wahnsinns und der sexuellen Überbelastung. Zuschauer konnten seine Auftritte in den Russ-Meyer-Filmen oft im Arte-Programm genießen.
Darüber hinaus wurde Charles Napier auch zu einem Stammgast in Filmen von Jonathan Demme. So sah wir ihn im Das Schweigen der Lämmer oder auch in Philadelphia. Er war ein Schauspieler, der nie wie ein echter Mensch herüberkommt. In Rambo II wirkt er wie die virtuose Ikone des korrupten Militärs. Charles Napier war stets reine Film-Figur. Seine Person verschwand ganz hinter seinen Rollen. Schauen wir uns Filme mit ihm an, dann erscheint er mehr wie von einem sehr guten Karikaturist gezeichnet. Auch das ist eine Art von Kino-Magie: Charles Napier schaffte oft die perfekte Illusion. Auf seine Art war er Perfektionist. Es ist schön, dass er sich in so viele verschiedene Filme gebrannt hat und dort weiterhin als Garant für wirklich gelungene Szenen steht.