Psychotischer S/W-Trailer zu Keyhole von Guy Maddin

14.12.2011 - 15:00 Uhr
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In Keyhole, dem neuen Film von Guy Maddin, kehrt der Gangster, Vater und Ehemann Ulysses nach Hause zurück und stellt sich seiner eigenen Geschichte. Der Trailer ist avantgardistisch, nostalgisch und ziemlich schräg – ein echter Guy Maddin.

Guy Maddin (The Saddest Music in the World, My Winnipeg) ist ein postmodern verspielter Märchenonkel. Seine Filme erzählen von psycho-surrealen Konflikten, die eigentlich jedem bekannt sind. Doch der Kanadier nutzt teils avangardistische, teils historische Stilmittel des Mediums, um genauso soghafte wie reflexive Filmwelten zu bauen, in denen wir uns erstaunt umschauen und der Geschichte des Filmemachers lauschen. In seinem neuen Film Keyhole bringt er uns die Rückkehr des Gangsterbosses, Vaters und Ehemannes Ulysses in sein eigenes Zuhause nahe – in schwarz-weißen Farben und mit einer experimentell digitalen Kamera. Jetzt gibt es den ersten Trailer. Außerdem hat Twitch ein paar tolle Bilder zur Verfügung gestellt. Udo Kier sieht richtig gut aus.

Jason Patric spielt den heimkehrenden Ulysses, Isabella Rossellini seine Ehefrau Hyacinth, Udo Kier ist als Arzt zu sehen, und Louis Negin gibt den alten, prophetischen Calypso. In expressionistischer Licht-Regie und beengend psychotischen Nah-Aufnahmen gibt uns der Trailer einen ersten Eindruck des Films. Ulysses kehrt nach langer Abwesenheit zurück in sein eigenes Haus. Er hat zwei Teenager im Gepäck: ein ertrunkenes Mädchen, das wieder zum Leben erwacht und einen geknebelten Jüngling, seinen Sohn. Zuhause angekommen, beginnt eine Irrfahrt, die ihn durch seine eigene Geschichte, durch die verborgenen Strukturen seiner Familie und seiner Antriebe führt. Ganz oben warten Calypso und Hyacinth.

Die Mischung aus Stummfilm-Expressionismus und hochauflösender Kamera ist die typisch Maddinsche Umarmumg von Vergangenheit und Avantgarde. Die Verbindung von 30er Jahre Gangstertum und hochauflösender HD-Optik erinnert hingegen an Michael Manns Public Enemies. Das Vorhaben wirkt wie eine Mischung aus O Brother, Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee, dem Oscar-Anwärter The Artist und David Lynch. Der Grundplot scheint eine psychologisch-spirituelle Auseinandersetzung mit der Odyssee von Homer zu sein. Die Namen Hyacinth und Calypso markieren außerdem sexuelle Angelpunkte der mythischen Ebene und der Fakt, dass Hyakinthos im Mythos ein Junge, Calypso eine Nymphin ist, im Film aber umgekehrte Verhältnisse herrschen, könnte auf ein sexuelles Verwirrspiel hindeuten.

Der Film kam in der Heimat des Regisseurs sehr gut an. Im Rahmen des Whistler Film Festival stach Guy Maddins Homer-Bearbeitung den kanadischen Toronto-Gewinner Monsieur Lazhar von Philippe Falardeau aus und gewann als Bester kanadischer Spielfilm. Uns bleibt vorerst nur der Trailer. Ein deutscher Filmstart ist noch nicht bekannt. Keyhole sieht nach einem künstlerisch gewagten Projekt aus. Guy Maddin konnte sich zuletzt mit My Winnipeg eine europäische Anhängerschaft festigen.

Wie gefällt euch der Trailer? Verwirrend und veraltet oder interessant und spannend? Würdet ihr euch den neuen Film von Guy Maddin im Kino ansehen?

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