Polizeiruf aus Rostock - Charly Hübner über Einer von Uns

19.04.2010 - 10:02 Uhr
NDR/Marcus Krüger
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„Ich weiß wie es geht“ sagt der Kommissar, „Wir haben mehrere Optionen“, meint die Kommissarin. Charly Hübner, alias Alexander Bukow, berichtet über die vielen Besonderheiten, im Polizeiruf 110 mit einer Frau im Ermittlerduo zu stehen.

Am Sonntag machten sich Anneke Kim Sarnau und Charly Hübner daran, einen Doppelmord im Rostocker Party-Milieu aufzuklären. Hübner, der als Schauspieler vorrangig im Theater spielt, und aus Das Leben der Anderen bekannt ist, berichtet bei uns über seine Rolle als neuer Rostocker Ermittler Alexander Bukow an der Seite von Anneke Kim Sarnau. Die Figur Bukow hat einen nicht uninteressanten Hintergrund.

Wie war das, als Sie den Anruf mit dem Angebot erhielten, Bukow zu spielen?
Charly Hübner: Meiner Schauspielagentin sagte ich, sie solle sofort auflegen und bitte nochmals anrufen. Wenn das Angebot stimme, müsse sie es mir einfach noch einmal sagen – man ist in so einem Moment ja erstmal überrascht. Beim zweiten Anruf meiner Agentin folgte sofort die Frage, ob ich einen Partner bekomme oder zum Einzelgänger werde. Als ich dann hörte, dass Anneke Kim Sarnau, mit der ich schon gemeinsam vor der Kamera stand, meine Partnerin wird, habe ich mich umso mehr auf meine neuen Tätigkeiten als Kommissar Bukow gefreut. Zumal ich persönlich eine Frau als Partnerin interessanter finde. In meiner Wahrnehmung haben Frauen aufgrund ihres Lebensalltags der vergangenen Jahrhunderte kurzerhand eine andere Herangehensweise an Dinge als Männer. Hier trifft das „Ich-weiß-wie-es-geht“ des männlichen Geschlechts auf das „Wir-haben-mehrere-Optionen“ der Frauen. Diese Intuitiv-impulsive gegen das Überlegte macht Situationen viel reichhaltiger und damit spannender. Vor allem, weil man zwei Methoden von Ermittlungsarbeit und den Konflikten, die daraus entstehen, zeigen kann.

Wo sehen Sie das Spannende in der Konstellation König – Bukow?
Charly Hübner: Einerseits ist da das Offensichtliche, unsere unterschiedliche Statur: Anneke ist klein, drahtig und sportlich und ich bin groß und bullig. Dieses unterschiedliche Gegenüber finde ich toll. In dem Team steht Katrin König für die moderne Welt, die moderne Forschung. Bukow hingegen kommt aus der alten Welt. Bei ihm läuft alles über das Intuitive. Dass dieses Gegensätzliche gemeinsam darauf angesetzt wird, einen Mörder zu finden, hat für mich einen großen Reiz.

Wie sehen Sie Alexander Bukow?
Charly Hübner: Wenn man ihn im Film sieht, wirkt er sehr konkret: Er redet wenig und langt rasch zu. Aber wenn ich ihn spiele, kann ich ihn nicht an vier, fünf Attributen festmachen, weil er einen Riss in seiner Biografie hat. Einen solchen Riss zu spielen, ist – zumindest zurzeit – nur als entweder-oder möglich. Entweder die eine oder die andere Seite. Das macht großen Spaß. Bukow selber zieht konstant eine Mauer um sich, damit er sich vor seiner Außenwelt schützen kann.

Bukow war ein Krimineller, bevor er Polizist wurde. Man muss ja nicht gleich Polizist werden, wenn man aussteigt …
Charly Hübner: Er ist in einer Gegend aufgewachsen, in der man seinerzeit schnell in ein dunkles Milieu rutschen konnte. Irgendwann kam der Punkt, dass der junge Bukow zur Selbstjustiz griff. Polizeichef Röder konnte ihn davon aber in letzter Sekunde abhalten. Röder brachte Bukow auch auf die Idee, Polizist zu werden. Die Umstände seinerzeit haben eigentlich in der Folge gar nichts anderes zugelassen, als dass Bukow nach Berlin ging und den Rat befolgte.

Die Auftaktfolge fängt gleich mit einer Milieustudie an, die unmissverständlich klar macht, wo man ist.
Charly Hübner: Ja. Eoin Moore schafft es immer wieder, in der Lebenssituation „kleiner“ Leute Details zu finden und ihnen jene Bedeutung zu geben, über die der Zuschauer sofort versteht, in was für einer Situation sich die Figuren befinden. In diesem Fall geht es eben um Menschen, die mit Arbeits- und Perspektivlosigkeit konfrontiert sind. Aber schon der zweite Teil spielt in einem anderen Milieu, und es wird bestimmt auch eine Folge geben, die in den Villen in Warnemünde unter den Reichen spielt.

Wie realistisch ist der Hintergrund mit der Russenmafia?
Charly Hübner: Ich habe natürlich auch die Frage gestellt, wie präsent die Russen heute noch sind. Die Polizei sagte dann: „Sie sind hier, aber wir wissen nicht, was sie tun.“ Wir haben sie auch gesehen. In Rostock liegen sehr viele russische Boote und man kann leicht auf sie rauf und mit ihnen weg. Ich hatte den Eindruck, es findet praktisch keine Kontrolle statt, und wenn es mal eng wird, ist man schnell auf dem offenen Meer.

(Mit Materialien des NDR erstellt)

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