Unser heutiger TV-Tipp richtet sich an die italienaffinen Nachteulen unter den moviepiloten. In Edipo Re – Bett der Gewalt nimmt sich Pier Paolo Pasolini Sophokles’ Drama König Ödipus an und adaptiert es als bildgewaltige Auseinandersetzung mit den eigenen Fantasien und dem Italien der Nachkriegszeit. Pasolonis erster Farbfilm wurde in Marokko gedreht und ist neben Medea das einzige seiner Werke, das in der Antike spielt.
In Edipo Re verfolgen wir eine Ödipus-Figur in verschiedenen Zeiten, einmal in der Antike, einmal im modernen Italien. Letzteres ist eine Art biografische Klammer von Pasolini selbst, beginnt der Film doch in den 1920er Jahren in Bologna, wo der Regisseur geboren wurde. Der Großteil des Films aber spielt sich im antiken Griechenland ab, wo König Laios durch das Orakel von Delphi prophezeit wird, dass sein eigener Sohn ihn töten und mit seiner Frau schlafen würde. Laios lässt den Jungen vorsorglich aussetzen. Ödipus (Franco Citti) wächst beim König von Korinth auf und wird unwissentlich tatsächlich zum Mörder seines Vaters. Es kommt, wie es kommen muss: Ödipus heiratet seine eigene Mutter Iokaste (Silvana Mangano) und erfährt von seiner wahren Identität.
Durch die verführerischen Landschaftsaufnahmen, die dekorativen, aber mythisch anmutenden Kostüme und die stilisierte Darstellung der äußerlichen wie innerlichen Turbulenzen humanisiere Paolonie die klassische Legende, schreibt Richard Brody im New Yorker, und “greift tief in die moderne Psyche, um deren Ursprünge in den antiken Qualen zu finden”.
Heute im TV: Edipo Re – Bett der Gewalt (1967)
Wann: 02:00 Uhr
Wo: Das Erste