Bei Netflix versteckt sich eine südkoreanische Thriller-Serie namens The Glory, die ihr euch nicht entgehen lassen solltet. Sie überzeugt mit psychologischer Tiefe, atmosphärischer Bildsprache und einer kompromisslosen Rachegeschichte. Darin macht sich eine Frau auf einen ebenso kühlen wie erbarmungslosen Feldzug, bei dem sie die Leben ihrer früheren Peiniger zerstört, ohne sich selbst die Hände schmutzig zu machen.
The Glory bei Netflix ist ein Rache-Drama mit psychologischer Wucht
Im Zentrum steht Moon Dong-eun (Hye-kyo Song), die während ihrer Schulzeit von der verwöhnten Park Yeon-jin (Lim Ji-yeon) und ihren Freund:innen grausam gequält wurde. Die folterähnlichen Qualen werden auch von den Erwachsenen nicht verhindert und so begreift Dong-eun, dass nur sie selbst sich retten kann. Sie verlässt die Schule und schwört auf bittere Rache.
Viele Jahre später schleicht sich Dong-eun als erwachsene Frau zunächst ungesehen in das Leben der anderen und spielt die ehemaligen Freund:innen gegeneinander aus. Dabei bekommt sie unerwartet Hilfe, die ihre eigene kühle Fassade langsam bröckeln lässt.
The Glory: 16 Folgen voller Spannung und Manipulation
In der Serie aus dem Jahr 2022 wird Rache nicht als brachialer Feldzug inszeniert, sondern als kluges Schachspiel – oder hier viel eher als Go-Spiel. Das Drehbuch beeindruckt mit dem minutiös geplanten Racheakt, der mit den Abgründen der Figuren spielt. Dong-eun begegnet ihren Gegner:innen mit schonungsloser Direktheit und ist ihrer einstigen Opferrolle komplett entwachsen.
Song Hye-kyo trägt diese Rolle mit großer Intensität, trotz des versteinerten Gesichtsausdruck. Als Publikum spüren wir, dass hinter der eiskalten Fassade noch ein letzter Rest Menschlichkeit glimmt. Diese Ambivalenz sorgt dafür, dass man beim Zuschauen zwischen Mitgefühl und Distanz schwankt. Mal möchte man Dong-eun in den Arm nehmen, mal schreckt man vor ihrer Kälte zurück. Ihr Rachefeldzug steht das ein ums andere Mal kurz vor dem Scheitern. Zeitgleich führt die Geschichte ihrer Vergangenheit zu einem weiteren grausamen Geheimnis, das sich nach und nach entblättert.
Schwächer fallen die klischeehaften Antagonist:innen aus, die wenig Raum für Tiefe lassen. Dennoch gelingt es dem Cast, Spannung zu erzeugen – vor allem in den Momenten, in denen die Clique einander zerfleischt. Genau darin liegt ein wesentlicher Reiz der Serie: das langsame Auseinanderbrechen eines einst übermächtigen Gefüges.
Am Ende fragen wir uns allerdings, ob wir überhaupt wollen, dass der Rachefeldzug gelingt. Denn The Glory verdeutlicht, dass Rache zwar Genugtuung, aber keinerlei Erlösung bietet. Während Dong-eun ihre Pläne verfolgt, verliert sie den letzten Rest ihrer Menschlichkeit und rückt damit ein mögliches neues Leben immer weiter in die Ferne.
The Glory umfasst 16 Folgen und ist komplett bei Netflix zu streamen.