Nancy Meyers über die Affäre von Meryl Streep & Alec Baldwin

20.01.2010 - 12:35 Uhr
Nancy Meyers - Wenn Filmemachen so einfach wäre...
Universal Pictures
Nancy Meyers - Wenn Filmemachen so einfach wäre...
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Nancy Meyers macht romantische Komödien der etwas anderen Art. Ihr neuester Film Wenn Liebe so einfach wäre ist da keine Ausnahme. Im Interview erzählt sie uns, was hinter ihren Figuren steckt.

Nancy Meyers hat eine lange und äußerst erfolgreiche Hollywood-Karriere hinter sich. In 1980ern schrieb sie die Drehbücher zu Komödien-Hits wie Schütze Benjamin, Jumpin’ Jack Flash, Baby Boom – Eine schöne Bescherung oder das Remake Vater der Braut. Seit Ende der 1990er führt sie bei ihren Drehbüchern auch selbst Regie und war mit Was das Herz begehrt und Was Frauen wollen nicht weniger erfolgreich. Jetzt kommt ihr neuester Film Wenn Liebe so einfach wäre mit Meryl Streep, Alec Baldwin und Steve Martin in unsere Kinos. Im Interview gibt Nancy Meyers einen Einblick in ihre Arbeit und was ihre Figuren antreibt. Aber Vorsicht, Nancy Meyers gibt auch gleichzeitig einen Spoiler, wie Wenn Liebe so einfach wäre ausgeht – wer sich die Spannung also erhalten möchte, sollte nicht weiterlesen…

Was hat Sie an dem Thema von Wenn Liebe so einfach wäre interessiert?
Nancy Meyers: Unterbewusst hat mich wohl das Thema Trennung interessiert. Nicht die bittere Seite der Trennung, sondern die Welt, in der sich die Ex-Partner nach der Trennung wieder finden und die Art, wie ihre Beziehung, in vielerlei Hinsicht, niemals wirklich endet. Ich habe aber nicht gewusst, dass dies das Thema ist, über das ich eigentlich schreibe, bis das Drehbuch dann fast fertig war.

Und weshalb wollten Sie Wenn Liebe so einfach wäre machen?
Nancy Meyers: Es geht um ein Thema, das ich meiner Meinung nach gut kenne und das meine gesamte Familie erlebt hat… natürlich nicht die Affäre, aber der Alltag nach einer Trennung. Man trifft sich zufällig, versucht herauszufinden, wie man trotz Trennung die gemeinsamen Kinder großzieht, wie man in derselben Stadt lebt. Merken Sie, wie oft das Wort „gemeinsam“ trotz Trennung vorkommt?

Welche Charaktereigenschaften von Jane ähneln den Ihrigen?
Nancy Meyers: Ich würde sagen, dass Jane (Meryl Streep) und ich uns in vielen Dingen ähnlich sind, aber wahrscheinlich weniger als man glauben würde. Sie ist viel mutiger als ich. Wie sie es im Film formuliert, hat sie „mit einem Teil ihrer selbst herumexperimentiert“. Ich experimentiere lieber mit einer Filmfigur, als selbst die Entscheidungen zu treffen, die sie trifft, aber genau deshalb war Jane für mich als Autorin so interessant.

Was besagt die Tatsache, dass sie sich schließlich für einen anderen Mann entscheidet?
Nancy Meyers: Jane steckte im Schatten ihrer Ehe fest. Kurzfristig ist sie wieder dort hineingerutscht, und das war wohl genau das, was sie brauchte, um schließlich am anderen Ende des Tunnels wieder ans Licht zu finden. Ich weiß nicht, ob sie sich wirklich für Adam (Steve Martin) entschieden hat, aber ich sehe sie als Paar mit echtem Potential.

Können Sie die Szene etwas erläutern, in der Jane ihren Kindern erklärt, warum sie das getan hat?
Nancy Meyers: Als Jane ihren Kindern erklären muss, was sie getan hat, habe ich mir vorgestellt, dass dies einer der schwierigsten Augenblicke ihres Lebens sein musste. Sogar Eltern haben das Recht, eigene Entscheidungen zu treffen, aber als die Kinder das mit der Affäre herausbekommen, muss sich Jane ihren Kindern stellen und sich ihnen gegenüber nicht nur als Mutter, sondern als Frau offenbaren. Das ist eine kniffelige Angelegenheit. Meryl Streep hat einen tollen Job gemacht, indem sie diese inneren Qualen vermittelt, während sie aber würdevoll zu bleiben versucht.

Jake sagt im Film, dass die Probleme, die ihn und Jane zur Trennung geführt hätten, jetzt vorbei wären. Hat er Recht? Glauben Sie daran?
Nancy Meyers: Ja, das sind Probleme, die Ehepaare mit zwei Jobs und drei Kindern haben. Das Leben ist in diesen Jahren sehr ermüdend, und die Paarbeziehung, das, worauf alles aufbaut, bekommt nie genug Aufmerksamkeit. Manche Paare meistern diese stürmische Phase, andere nicht. Also hat Jakes (Alec Baldwin) Argument durchaus Gültigkeit. Die Probleme, die sie vor zehn Jahren hatten, sind vorbei, doch unglücklicherweise sind sie auch nicht mehr die Menschen, die sie vor zehn Jahren waren. Das Leben hat sie verändert, sie haben sich weiterentwickelt. Sie sind nicht festgefroren in der Zeit. Ich denke, beide versuchen an jenen damaligen Ort zurückzukehren, wissen aber gleichzeitig, dass sie das nicht können.

Warum lässt sich Jane auf die Affäre ein?
Nancy Meyers: Das ist eine gute Frage, und sie beschäftigt auch Jane über lange Strecken des Films. Ich denke, die Liste, die sie bei ihrem Psychiater vorliest, stimmt. Es sind all diese Dinge. Es gibt keine einfache Antwort, doch ein Teil von ihr weiß genau, dass sie wissender daraus hervorgehen wird… und so kommt es dann auch.

Warum kümmert es eine so starke Frau wie Jane, was ihre Freunde und ihr Therapeut zu dem sagen werden, was sie tut?
Nancy Meyers: Uns alle kümmert doch, was andere denken, oder? Die Tatsache, dass man stark ist, heißt ja nicht, dass man unbesiegbar wäre. Und vielleicht ist sie es auch müde, stark sein zu müssen. Sie steht vor einer ungewöhnlichen und unerwarteten Situation, und Jane sucht bei ihren engsten Freundinnen und bei ihrem Therapeuten nach Rat. Die Tatsache, dass sie alle ermutigen, trägt dazu bei, die Affäre zu entfachen, doch Jane zieht recht schnell ihre eigenen Schlussfolgerungen.

Gibt es eine Zukunft für Jane und Adam? Wohin führt ihre Geschichte?
Nancy Meyers: Ich sehe sie als ersten Schritt eine tolle gemeinsame Reise machen. Vielleicht nach Paris oder London. Sie wären meiner Meinung nach wunderbare Reisegefährten. Ich sehe auch, wie Adam getrennte Zimmer bucht, und nach ein paar Nächten dann ein Doppelzimmer. Von da ab ist wohl alles möglich.

Macht Wenn Liebe so einfach wäre hinsichtlich Beziehungen Hoffnung?
Nancy Meyers: Ja, letztendlich schon. Ich denke, der Film geht realistisch mit Beziehungen um. Jede Figur hat eine gescheiterte Beziehung hinter sich, die diese Person unweigerlich geprägt hat. Jeder von ihnen ist verletzt worden, und das erkennen sie ineinander. Das führt sie auch zusammen, doch letztendlich geht es auch darum, sich von der Vergangenheit zu trennen… das macht Hoffnung.

Der deutsche Trailer zu Wenn Liebe so einfach wäre:

Wenn Liebe so einfach wäre startet am 21. Januar 2010 in den deutschen Kinos.

Mit Material von Universal Pictures.

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