Geht es um die großen männlichen Durchstarter im aktuellen Schauspielgeschäft, spricht momentan jeder vor allem von Michael Fassbender und Ryan Gosling. Doch es gibt einen Mann, der den beiden genannten Herren bereits sehr dicht auf den Fersen ist. Sein endgültiger Durchbruch zum “Leading Man” scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Die Rede ist von Michael Shannon, der im diese Woche in den deutschen Kinos anlaufenden Take Shelter – Ein Sturm zieht auf die Hauptrolle des verstörten Familienvater Curtis spielt. Spätestens mit seiner Rolle als Superman-Bösewicht General Zod in Snack Snyders Man of Steel dürfte Shannon im nächsten Jahr der Durchbruch in die oberste Liga Hollywoods gelingen. Wem sein Name auf Anhieb trotzdem nichts sagt, der sollte sich einfach kurz das Titelbild dieses Artikels ansehen. Michael Shannons Gesicht vergisst kein Filmfan so schnell.
Zwischen Glaube und Wahnsinn
Bei der Betrachtung von Michael Shannons Filmographie tauchen unzählige bekannte Filmtitel von Und täglich grüßt das Murmeltier über Vanilla Sky bis 8 Mile auf. So richtig in Erinnerung hat der Zuschauer Shannons kleine Auftritte in diesen starbesetzten Werken jedoch nur selten. Sein endgültiger Durchbruch gelang dem heute 37-Jährigen trotzdem mit eben einer jener Nebenrollen, die schließlich doch die großen Namen um ihn herum in den Hintergrund rücken ließen. In Sam Mendes’ Zeiten des Aufruhrs verkörpert er den depressiven Elektroschock-Patienten John Givings, der seinen Mitmenschen mit einer schonungslosen Ehrlichkeit immer wieder den Boden unter den Füßen wegzieht. “Ich bin so ziemlich der traurigste Bastard, den ich kenne. Aber um eine Sache bin ich froh. Ich bin froh, dass ich nicht dieses Kind sein werde.” Eine Aussage, die die von Kate Winslet verkörperte Figur April Wheeler genauso schockiert zurück lässt, wie den Zuschauer. Es folgte die Oscarnominierung als bester Nebendarsteller.
Wie keinem Zweiten gelingt es Michael Shannon eine enorme Intensität in eben solche Aussagen zu legen. Er verkörpert Güte genauso, wie eine gewisse Rohheit und stets blitzt ein kleiner Funken Wahnwitz aus seinen Augen hervor. Diese weit hervorstehenden Augen in Kombination mit der massiven Stirn und den ausgeprägten Zügen sind es auch, die Shannons Gesicht zu einem der interessantesten in ganz Hollywood werden lassen. Regisseure tendieren dazu, ihn nicht in Rollen zu casten, die ihn als den sympathischen Helden darstellen. Vielmehr zeichnen sich seine Figuren meist durch einen Wandel an der Grenze zwischen Glaube und Wahnsinn aus. Sie wollen unbedingt das Richtige tun, sind besessen davon und richten letztendlich doch großen Schaden an. Werner Herzog lies Shannon in Ein fürsorglicher Sohn seine Mutter mit einem Schwert töten und in Boardwalk Empire peitscht sich der wie besessen arbeitende sowie tiefgläubige Agent Nelson Van Alden schon mal selbst aus, um sich von seinen angeblichen Sünden zu reinigen.
Arbeiter-Prototyp oder Hollywood-Bösewicht?
Es wird interessant sein, zu sehen, in welche Richtung sich Michael Shannons Karriere in den nächsten Jahren bewegen wird. Vor Take Shelter arbeitete der Schauspieler für Shotgun Stories bereits schon einmal mit Independent-Regisseur Jeff Nichols zusammen. Beide Filme spielen im dünn besiedelten mittleren Westen der USA und zeigen Shannon als Mann der Arbeiterklasse, der um die Sicherstellung seiner Existenz kämpft. Einige Kritiker sehen den Schauspieler deshalb bereits als neuen Prototyps dieses Arbeiters, der solch übermächtigen Dingen wie Kapitalismus und Globalisierung sowie deren Folgen irgendwie gegenübertreten muss.
Bei einem Erfolg des neuen Superman-Films könnte Shannon dagegen auch eine große Karriere als Hollywoodbösewicht bevor stehen. Das Aussehen und die schauspielerischen Fähigkeiten besitzt der Mann aus Lexington, Kentucky definitv. Aber egal, ob Blockbuster oder Independent; Michael Shannon ist ein Mann, den sich jeder Filmfan vormerken sollte. Er wird so schnell nicht von den Leinwänden dieser Welt verschwinden.
Was haltet ihr von dem Mann mit dem einprägsamen Gesicht?