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Meine Top 30 Erstsichtungen 2016 (Plätze 20-11)

04.01.2017 - 14:23 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
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Toho Company, Boo Productions, Filmwelt Verleihagentur GmbH
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Weitere 10 Film-Highlights, die ich vergangenes Jahr erstmals sichten durfte. Wieder eine furiose Mischung unterschiedlichster Gattungen an filmischen Werken, ihr kennt mich ja. Mainstream bis Geheimtipp - es ist wieder alles dabei.

Uuuuund da geht es auch schon weiter mit meinem Rückblick der besten Filme, die ich vergangenes Jahr (2016) erstmals gesehen habe. Ihr wisst ja, es geht nicht um Filme, die in diesem Jahr erschienen sind, sondern um irgendwelche Filme, die ich im Zeitraum vom 25. 12. 2015 bis zum 24. 12. 2016 zum ersten Mal gesichtet habe. Viel Spaß damit!


20. Lady Snowblood

"Lady Snowblood" ist ein Film von so großer visueller Schönheit und inhaltlicher Hässlichkeit, die es je nach Zuschauer schwierig ist, das eine oder andere zu erkennen, da man dem anderen bereits so stark verfallen ist. Die titelgebende Figur ist nur auf der Welt, um Rache zu nehmen; von Kleinauf wird sie gedrillt und trainiert, um die Vergewaltigung an ihrer Mutter zu rächen - all das ist wörtlich zu nehmen: ihre Mutter zeugte sie nur, damit sie deren Rachefeldzug zu Ende bringen könne. Es ist eine hochgradig perverse und düstere Geschichte, geprägt von Hass und Wut, die dargebracht wird durch malerische, metaphorische Bilder, welche den Schnee wie Samt über den Bildschirm gleiten und das Blut wie einen Springbrunnen plätschern lassen.


19. Dogtooth

Der griechische Arthouse-Film "Dogtooth" zeigt uns, wie sehr wir uns von dem beeinflussen lassen, was uns offenbart wird, und wie wir doch von unserem letztlichen Umfeld abhängig sind, wenn es darum geht, was wir als wirklich erachten. Die Familie in diesem Film lebt zur Gänze isoliert von der Außenwelt und bekommt bereits seit der Geburt eine uns völlig unbegreifliche Logik und ein bizarres Bild der Realität vermittelt, welches sie aufgrund der Gewohnheit und dem Fehlen anderer äußerer Einflüsse nie hinterfragen. Man kann den Film sowohl als psychologisches Experiment als auch als politische Parabel interpretieren, letztlich ist er auf jeden Fall ein anspruchsvoller, schwer zugänglicher, aber trotzdem unfassbar einnehmender Film.


18. Leichen pflastern seinen Weg

"Leichen pflastern seinen Weg" ist ein eiskalter Italo-Western, der geprägt ist von einer pessimistischen und brutalen Grundstimmung, die uns schnell klar macht, dass wir auf eine klassische Heldengeschichte wie in den hollywoodschen Genrekollegen gar nicht erst zu hoffen brauchen. Untypisch für den Stil während eiskaltem Winterwetter spielend ist auch die Eiseskälte des Kopfgeldjägerhandfaches eines der zentralen Themen, welche hier hinterfragt werden. Besonders beeindruckend ist es, wie Sergio Corbucci es schafft, den Film so haptisch zu gestalten, dass wir vom morschen Boden der Bar über den Kontrast der warmen, dicken Kleidung der Figuren und dem schmerzhaft kalten Schnee bis zum metallischen Lauf der Colts alles zu spüren galuben. Eine derartige Authentzität hat das eher plastische US-Western-Genre nie vollbracht.


17. Ray

"Ray" hat mir mal wieder gezeigt, dass Biopics zumeist wirklich großartig sind. Zum Einen werden die Darsteller - in diesem Fall Jamie Foxx, der den legendären Sänger Ray Charles verkörpert - durch die Rolle der weltbekannten Persönlichkeit zu Höchstleistungen getrieben, zum Anderen ist eine perfekt zwischen Karriere und Privatleben ausbalancierte Biografie ein faszinierendes Erlebnis, welches die Person des öffentlichen Lebens mit der hinter den Kulissen kontrastiert und aufzeigt, wo diese Trennung den Betroffenen selbst schwerfällt. Ray Charles wird hier nicht zum Helden, aber auch nicht zum Schurken; und dem Film gelingt es, ein gutes Rundumportrait des Musikers und der Person dahinter zu zeichnen, ohne eines der beiden Komponenten auszublenden.


16. Meet the Feebles

Überraschenderweise war "Meet the Feebles", eines der drei großen Frühwerke Peter Jacksons, nicht die leichtfüßige, derbe Komödie, die ich erwartet habe. Stattdessen ist diese Varieté-Parodie trotz der Puppen und Kostüme, die hier anstelle von Schauspielern darstellen, eine ekelerregende, zermürbende und verstörende Erfahrung, bei der wir uns etwa so tief am Abgrund befinden wie in Requiem for a Dream, mit dem Unterschied, dass besagter Film immer noch Respekt vor seinen Figuren hat, sodass wir diese nicht dabei sehen, wie sie bis zum Anschlag in ihrer eigenen Kotze und Scheiße liegen, während ihnen selbst in diesen Momenten noch schadenfroh aufgelauert wird. Vielleicht hat der Film zwei, drei Schmunzler - vor Allem jedoch ist er ein unangenehmer Streifen, der uns so nah an den Abgrund führt, wie man eigentlich nicht heran will.


15. Fünf Perlen

"Fünf Perlen" erzählt fünf nicht zusammenhängende Geschichten aus der Feder von O. Henry. Dass der Film als Gesamtes so gut funktioniert, liegt vor Allem daran, dass jede der kurzen Stories aussagekräftig, pointiert und perfekt ausbalanciert, und obwohl vor Symbolkraft strotzend irgendwie wie das Leben ist. So gibt es gänzlich humorvolle oder tragische Geschichten, aber auch welche, die aufzeigen, dass man aus einer eigentlich ernsten Lebenslage etwas Schönes und Freudiges machen kann - trotz ihrer Länge von jeweils etwa 20 Minuten mit beachtlicher Tiefe und Vielschichtigkeit. Ein brillanter Parabelcharakter, sowie einige intelligente Kniffe und ironische Twists lassen die Geschichten lange im Gedächtnis bleiben.

Anm.: Marilyn Monroe, welche riesengroß das Cover ziert, hat nur einen Cameo-Auftritt. Dies sollte also kein Kaufargument sein.


14. Die Legende der Prinzessin Kaguya

"Die Legende der Prinzessin Kaguya" ist ein zutiefst japanischer Film, womöglich noch um einiges japanischer als Hayao Miyazakis Werke aus dem 20. Jahrhundert. Vielleicht blieb Isao Takahata vom internationalen Erfolg des Studio Ghibli unbeeindruckt oder wollte bewusst seinen Wurzeln traditionell bleiben, jedenfalls handelt es sich bei "Kaguya" um ein Werk, welches man inhaltlich im Westen nur äußerst schwer verstehen kann, welches jedoch Emotionen darstellt, welche von Sprache und Kultur unabhängig auf jedem Teil dieser Erde, ganz unabhängig von Zivilisation, Regierungsform oder Glauben sofort spürbar sind. Es handelt sich um den grundlegend emotional aufwühlendsten Film des Studios - denn anders als beim ebenso traurigen Die letzten Glühwürmchen gibt es für uns im Westen kaum Bezug zu dieser schwer greifbaren Legende, und dennoch sind wir tief berührt.

13. Takeshi Kitanos Dolls

Takeshi Kitano hat ein schier immenses Talent darin, Ruhe und Stille einzufangen, wo jeder andere Filmemacher in reißerischer Sensation draufhalten würde. Es werden drei Geschichten erzählt, aber sie werden nicht wirklich erzählt, er lässt sie für sich selbst sprechen. Er lässt Figuren aufeinander treffen, sich wiederbegegnen, zeigt teilweise absurde Gesten, lässt daneben aber all jene, die auf die Absurdheit der Dinge hinabblicken, wesentlich absurder erscheinen. Je unwirklicher die Figuren handeln, desto heimischer fühlen wir uns. Dass er dabei durch seine Kamera visuelle Symphonien einfängt, wirkt dabei ganz natürlich - dazu gehören herbstrote Blättern, wie Gewänder, wie ein Plastikball, der über einer Pfeife schwebt. Man kann Schönheit überall finden. Die große Kunst von "Dolls" besteht darin, dass er trotz durchgängig hochgradig metaphorischen und symbolischen Handlungen der Geschichten nie inszeniert wirkt, sondern natürlich und human, sodass man sich an den schönen Dingen erfreut, die man auch alltäglich haben könnte.


12. Pans Labyrinth

Die große Frage bei "Pans Labyrinth" ist nicht, ob die Fantasy-Elemente real sind oder nicht. Das ist nicht der Punkt; sie anzuzweifeln ist nur ein Versuch für allzu rational denkende Zuschauer, ihren krankhaften Realismus irgendwo hineinzuinterpretieren. Vielleicht eröffnet sich diese Welt ja auch nur für Personen wie Ophelia, die nicht von der harten Rationalität verdorben wurden. Egal. Viel wichtiger ist - neben der bemerkenswerten Inszenierung sowohl der fantastisch anmutenden wie auch der heftigen im diktatorischen Spanien spielenden Szenenblöcke - die Aussage, die diese Szenen haben, und die den Zuschauer durch einen Parabelcharakter zum Nachdenken über Moral und Werte anregen sollen. Wichtig sind diese für Jedermann, dass es nie wieder so weit kommen möge. Abgesehen von der genial eingeflochtenen inhaltlichen Komponente... wow, was für ein mächtiges filmisches Werk!


11. Der letzte Kaiser

"Der letzte Kaiser" ist ein Film von atemberaubender Schönheit in einem so riesenhaften Ausmaß, wie man es sonst nur von großen Hollywood-Monumentalfilmen kennt, jedoch ohne auf für Hollywood typische Strukturen und Inszenierungen zurückzugreifen. Der Film versteht es, das Spektakel nicht spektakulär, sondern grazil einzufangen, und vor Allem trotz seines Bombastes nie effekthascherisch zu sein, sondern durch ihn ein Ambiente aufzubauen, welches die Geschichte in all ihren Aspekten unterstützt und uns ein Gefühl dafür vermittelt, wie das Umfeld, welches die Hauptfigur ihr Leben lang kannte, aussah - immerhin wurde an Originalschauplätzen gedreht. Nicht nur zeigt uns "Der letzte Kaiser" ein vollendetes Biopic vom Kindes- bis ins späte Alter, wir interessieren uns für diese auch als Individuum, nicht nur als Protagonist. Vielleicht gerade deshalb, weil es zwischen der Person des öffentlichen Lebens und er Privatperson keine Unterschiede gibt - der letzte Kaiser Chinas hat seinen Titel verinnerlicht.

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