Männer, die auf Brüste starren

31.08.2015 - 08:50 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Wo ist dein Hirn, Baby?
Universum Film
Wo ist dein Hirn, Baby?
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Männerklischees im Film? Klar! Zum Beispiel das des Triebgesteuerten, der beim Anblick von Brüsten einfach nicht mehr denken kann. Und das ist gefährlich, denn Frauen, die flirten, sind böse und ihr kleine Opfer.

Da gibt es also diesen russischen Zuhälter, Karasov, in The Transporter Refueled. Er hat eine ganze Masse an jungen, unglaublich gut aussehenden Frauen, die für ihn arbeiten. In der Auswahl scheint er auch recht kritisch zu sein. Er und seine drei Mitstreiter lassen die Neuen vortanzen und probieren sie dann auch noch selbst aus. Man könnte also sagen: Dieser Mann hat einen Haufen Frauen um sich, mit denen er jederzeit schlafen kann und es auch tut. Man könnte also daraus extrapolieren, dass dieser Mann mehr als genug Sex hat und wahrscheinlich auf Äußerste befriedigt ist. Genau wie seine drei Kumpane.

Dann gibt es aber da noch die vier Prostituierten, die eigentlich Karasov gehören. Diese haben einen geschickten Coup ausgetüftelt, wie sie allen vier Männern das komplette Geld vom Bankkonto ziehen. Dazu brauchen sie aber deren Fingerabdrücke. Um so nah ranzukommen, braucht es natürlich den ganzen Körpereinsatz. Und der besteht vor allem daraus, ihre Körper zu zeigen, verführerisch die Lippen zu schürzen und klar zu zeigen, dass sie absolut verfügbar sind.

Bevor wir jetzt "Finde den Fehler" spielen, eine kurzes Intermezzo. (Das liest man am Besten mit dieser musikalischen Untermalung .)

<Intermezzo>

Ich glaube, dass es zwischen Filmen und dem Leben ein paar sehr spannende Interdependenzen gibt, auf die man achten sollte. Das eigene Leben betrachtet man immer durch eine höchst subjektive Linse, die gefärbt ist durch Dinge wie Gender, Sexualität, Herkunft, die eigene Kultur, das persönliche Glaubenssystem und natürlich die Erfahrungen, die man gemacht hat. Gleichzeitig sind wir alle besessen von guten Geschichten. Geschichten erzählen ist eine der ältesten und wichtigsten kulturellen Traditionen. Und auch diese Geschichten färben auf unsere Erfahrungen ab. Filme sind Geschichten; sie hinterlassen Erfahrungen. Vielleicht nicht einer allein, aber in der Masse. Sie beeinflussen auch unsere Weltsicht, vor allem, wenn wir bestimmte Stereotype immer wieder vorgesetzt bekommen. Deswegen finde ich es wichtig, Filme zu befragen nach dem, was sie zeigen. Sei es im Einzelnen oder als Kanon.

</Intermezzo>

Also, wo ist der Fehler? Richtig: Es ist hochgradig unglaubwürdig, dass Männer, die eh in der Frauen-Überangebotssuppe schwimmen, sofort auf das Geflirte der Damen reinfallen und all ihre sonstigen Sicherheitsvorkehrungen beiseite lassen. Tun sie aber. Und warum? Weil sie müssen. Sie sind Männer in einem Film. Und in der dominanten und damit sehr stereotypen Inszenierung männlicher Heterosexualität *müssen* sie beim Anblick von langen Beinen und gut definierten Brüsten sofort einen Blutstau im Hirn bekommen, woraufhin dieses dann durch einen speziellen, sich in diesem Moment auftuenden Hirn-Hoden-Kanal rutscht und dann zwischen den Beinen verweilt, bis der somatische "Reiz der Frau" vorüber ist oder Mann nach dem Koitus das Hirn samt Blut wieder in die oberen Kopf-Areale schießt.

Und ich weiß nicht, warum das noch keinen Namen hat. Da muss nachgeholfen werden. Ich nenne dieses Stereotyp jetzt also mal das "Jessica-Rabbit-Syndrom" -- nach dieser wunderbar plakativen Szene aus Falsches Spiel mit Roger Rabbit:


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