Lob für düstere Adaption der Sturmhöhe

07.09.2011 - 10:00 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Die Wuthering Heights Version von Andrea Arnold ist düsterer als ihre Vorgänger.
Universal Pictures
Die Wuthering Heights Version von Andrea Arnold ist düsterer als ihre Vorgänger.
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Wer den Roman Sturmhöhe kennt, der weiß, dass es hier weniger romantisch und oft ziemlich grausig und derb zugeht. Wenn wir den Kritiken aus Venedig glauben, hat sich Andrea Arnold in ihrer neuen Verfilmung an dieser Stimmung orientiert.

Sturmhöhe ist neben Shame und Dame König As Spion der dritte britische Film, der beim Filmfestival Venedig läuft. Zudem reiht sich das Werk von Andrea Arnold (Fish Tank und Red Road) in den Korpus der zahlreichen Verfilmungen des Literaturklassikers von Emily Brontë ein, der in Deutschland unter dem Titel Sturmhöhe bekannt ist. Zu den Darstellern, die die Hauptfigur Heathcliffe bislang verkörpert haben zählen z.B. Laurence Olivier, Timothy Dalton and Ralph Fiennes. Nun schlüpfen Solomon Glave und James Howson in die Rollen des jungen und erwachsenen Heathcliff.

Andrea Arnold setzt den Stoff auf eine düstere Art und Weise um und entfernt sich damit von den vorherigen Verfilmungen, die sich strenger am Genre des Kostümdramas orientierten. Aber Sturmhöhe ist auch im Original schon eine düstere Geschichte: Der junge Ausreißer Heathcliffe wird auf Londons Straßen aufgegriffen und von einer wohlhabenden Familie aufgenommen. Er wächst auf dem Landgut mit den Kindern der Familie auf und verliebt sich unsterblich in Cathy, die Tochter des Hauses. Diese jedoch muss später den geckenhaften Edgar heiraten, während Heathcliff von seinem Stiefbruder misshandelt und vor die Tür gesetzt wird. Als Heathcliff Jahre später zurückkehrt, hat er es zwar zu Wohlstand gebracht, ist aber auch von Rachegelüsten und seiner überschwänglichen Leidenschaft für Cathy (Kaya Scodelario) getrieben.

Susanne Ostwald (NZZ) schreibt: „Schon unzählige Male verfilmt, ist er noch nie so durchdrungen worden wie von der britischen Regisseurin, die die reine Essenz des leidenschaftlichen und ausgreifenden Werkes destilliert hat.“ und spricht von einer „kongenialen Verfilmung“. Auch Xan Brooks (Guardian) ist der Meinung, dass die dunkle, raue und wilde Umsetzung von Andrea Arnold dem Stoff kein Unrecht tue. Er bemerkt wie auch seine Kollegen, dass die Regisseurin dem Drama einen neuen Anstrich gibt, in dem sie Heathcliff mit einem dunkelhäutigen Schauspieler besetzt. Somit verschiebt sie den Konflikt von Klasse zu Rasse. Auch das tut der Qualität der Umsetzung laut Xan Brooks aber keinen Abbruch: „Die Wut, die Heathcliff antreibt, kann ebenso gut von dem einen wie dem anderen angestachelt werden.“

Andrea Arnold arbeitet mit Naturaufnahmen, die Dialog und Handlung zeitweise so stark verdrängen, dass sich Kaleem Aftab (The Independent) vorübergehend in einem Dokumentarfilm glaubte. Laut Arnold selbst aber ist es gerade diese raue und wilde Landschaft, die die Figuren charakterisiert. Darüber hinaus wurde die oft handgeführte Kamera gelobt. „Die grossartige Kamera von Robbie Ryan fängt die Natur sowohl en détail als auch in phantastischen Panoramen ein und findet eine Entsprechung für Brontës Naturmystizismus, während Arnold ohne alles erzählerisch oder gestalterisch Ornamentale sowie über weite Strecken auch ohne Dialoge auskommt.“ (Susanne Ostwald)

Negative Kritik findet sich nur wenig. Der größte Mangel ist laut Kaleem Aftab, dass Andrea Arnold dem Stoff ihre Romantik nimmt. Auf der einen Seite schaffe sie es auf diese Weise, den dunklen Kern der Geschichte freizulegen, auf der anderen Seite aber verliere sie die Magie des Buches und erschwere es dem Zuschauer, eine emotionale Verbindung mit den Charakteren des Films einzugehen.

In seinem Heimatland Großbritannien läuft Sturmhöhe am 11. November 2011 an. Für Deutschland ist leider noch kein Starttermin bekannt.

Was haltet ihr von dieser düsteren Verfilmung des literarischen Meisterwerkes?

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