Leonardo DiCaprio war bereits dreimal für den Oscar nominiert, für seine Darstellung in Edward Zwicks Blood Diamond (2006), in Aviator (2004) von Martin Scorsese und in Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa (1993) von Lasse Hallström. Nun spielt er in Zeiten des Aufruhrs zum ersten Mal einen Ehemann und Vater. Um Frank Wheeler darzustellen, musste er zugleich dessen Charisma, sein betont männliches Auftreten und seine Angst vor dem Versagen verkörpern.
Frank Wheeler gehört zu den interessantesten und komplexesten Figuren der amerikanischen Literatur. Im Alter von 29 Jahren hat er bereits einiges erreicht: Er hat einen Abschluss an der Columbia University, hat im Krieg in Frankreich gekämpft und sich in seinem Job bei der Firma Knox nach oben gearbeitet. Als wahrer Sohn seiner Zeit trifft Frank viele seiner Entscheidungen nach dem Verhaltenskodex, was es heißt, “ein ganzer Kerl” zu sein, also seinen Wert ständig vor Freunden, Nachbarn, Kollegen und besonders vor April unter Beweis zu stellen. Doch gleichzeitig wird er von dem Verlangen getrieben, nicht in die gleiche Falle zu tappen wie sein Vater, der auch Geschäftsmann war. Die Angst quält ihn, er könnte nicht annähernd der Mann sein, den er vor anderen spielt; er könnte nicht der talentierte “Hot Shot” sein, der gar nicht weiß, wohin mit seinem Potenzial; er könnte nicht der sein, in den April sich verliebt hat. Zwar liebt er April mit der ganzen Kraft seines zweifelnden Herzens, doch als sie ihn drängt, gemeinsam einen Neuanfang zu wagen, und er sich gleichzeitig in die Sicherheit des ihm vertrauten Lebens zurückzieht, trennen sich ihre Wege.
Leonardo DiCaprio selbst sagt, es war die Komplexität der Geschichte – sowohl die des Romans als auch des Drehbuchs –, die ihn nicht mehr losgelassen hat: “Ich habe etwas Derartiges noch nie gelesen”, sagt er. “Da sind zwei Charaktere, die weder heldenhaft sind noch siegreich, sondern einfach zwei ganz normale Menschen, die verzweifelt versuchen, miteinander und mit dem Leben zurechtzukommen. Sie ringen damit, ihre Vorstellungen und Träume an die Realität anzupassen. …
… Die 50er-Jahre erscheinen uns heute, wenn wir sie betrachten, völlig fremd und bizarr. Aber gleichzeitig halten wir noch heute viele derselben Werte hoch. Wir fühlen uns dem noch immer verbunden, was der amerikanische Traum ist, wofür die Familie steht, wie unser Lebensstil aussehen sollte, wie eine Familie miteinander umzugehen hat – all diese Dinge, die damals formuliert wurden, bilden heute die Basis unseres modernen Moralkodex.”
Diese emotionalen Untiefen gemeinsam mit Kate Winslet auszuloten, war eine Herausforderung. “Wir sind schon seit vielen Jahren wirklich gut befreundet”, erzählt er. "Deshalb war ich mir sicher, dass wir im Zusammenspiel unserer Figuren etwas sehr Realistisches, sehr Kraftvolles und Intensives schaffen würden. Ich wusste, wir konnten das aus dem jeweils anderen herausholen, und ich denke, Kate wusste das auch. Es gibt da ein tiefes Vertrauen zwischen uns, das es uns erlaubt, uns gegenseitig anzuspornen. Und ich muss sagen, dass ich keine andere Schauspielerin kenne, die nicht nur daran denkt, dass ihre eigene Leistung besser wird, sondern die sich um alle anderen Schauspieler und den ganzen Film ebenso intensiv kümmert….
…Ich habe noch nie an einem Film mitgewirkt, wo so viel über unsere Charaktere geredet und so intensiv analysiert wurde. Ich denke, das ist zum Großteil der Erfahrung geschuldet, die Sam Mendes am Theater gemacht hat, wo er auch sehr intensiv mit den Schauspielern arbeitet und auf jedes Detail ihrer Darstellung achtet. Er bemüht sich wirklich, das absolut präziseste Porträt jeder einzelnen Figur zu bekommen. Das geht manchmal nicht ohne Streit ab, und es ist mitunter sehr anstrengend, aber er holt Dinge aus uns Schauspielern heraus, die einfach nur fabelhaft sind. Es gelingt ihm, die Stimme des Unterbewusstseins in den Figuren hörbar zu machen – und er spricht damit den Zuschauer ganz unmittelbar an."
Quelle: Mit Material von Universal Pictures