Laut, wild und feucht: Festivalfilme für Heimrocker

04.06.2010 - 14:15 Uhr
Festivalfreude in Full Metal Village
Zorro Film
Festivalfreude in Full Metal Village
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Jetzt geht sie wieder los – die Festivalsaison. Musikalische Mega-Events wie Rock am Ring, Hurricane oder Roskilde ziehen in den Sommermonaten Hunderttausende Musikfans in die Einöde, wo gecampt, gefeiert und gerockt wird. Wer auf durchnässte Zelte und Crowd-Surfer-Beulen verzichten möchte, kann aber auch auf den einen oder anderen Festivalfilm zurückgreifen.

Die Sonne brennt dir auf den Kopf, du bist übermüdet, unterzuckert und stehst dir seit Stunden die Beine in den Bauch. Doch wenn dann deine absolute Lieblingsband die Bühne betritt und du bei den ersten Tönen mit 100.000 anderen Freaks auf und ab springst, weißt du, dass es sich gelohnt hat. Oder auch nicht. Dieses Wochenende befinden sich etliche deutsche Festivalfans auf Rock am Ring – du gehörst als Leser dieses Texts wohl nicht dazu. Um auch einen Hauch Rock am Ring abzubekommen, kannst du dich jedoch durch diesen Text wühlen und es dir danach auf der Couch gemütlich machen.

Die Atmosphäre auf einem Festival ist nur schwer zu beschreiben. Viele Leute erfreuen sich an den nahezu anarchischen Verhältnissen und genießen die Freiheit, für ein paar Tage hemmungslos zu trinken, zu feiern und nicht zu duschen. Andere wiederum möchten einfach gute Livemusik erleben und würden auf das Massencamping-Erlebnis lieber verzichten. Um dem geneigten Musikliebhaber das Festivalerlebnis nach Hause zu bringen, erscheinen in regelmäßigen Abständen vor allem Dokumentationen über die verschiedensten musikalischen Großereignisse.

Rock daheim – von Woodstock bis Glastonbury

Angefangen bei der umfangreichen Dokumentation Woodstock von Michael Wadleigh über das gleichnamige Festival aller Festivals, versuchen sich Filmemacher immer wieder daran, das Festivalfeeling mit der Kamera einzufangen. Dabei können die Dokumentationen aber gleichzeitig als geschichtliche Momentaufnahme dienen. Woodstock z.B. ist nicht nur ein Musikfilm, sondern auch Potrait der Hippie-Generation, die beim Woodstock-Festival ihren Höhepunkt erreicht hatte.

In der Rolling-Stones-Dokumentation Gimme Shelter von 1970 wird dann ebenfalls mehr dokumentiert, als es sich die Filmemacher David Maysles und Albert Maysles gewünscht hatten. Das aufgenommene Abschlusskonzert der Rolling Stones bei einem Festival im kalifornischen Altamont gilt bis heute als Ende der Flower-Power-Bewegung. In einem chaotischen und gewalttätigen Durcheinander kommt während des Auftritts der Band ein junger Mann ums Leben. Die verstörenden Aufnahmen in Gimme Shelter zeigen die dunkle Seite der unkontrollierbaren Festivalatmosphäre und machen den Film zu einem traurigen Dokument des Endes der Hippie-Ära.

Einen ganz anderen Ansatz verfolgt Regisseur Ang Lee mit seiner Komödie
Taking Woodstock. Der Film schildert auf amüsante Weise, wie das legendäre Hippie Festival abgelaufen ist. Comedian Demetri Martin spielt dabei den naiven Organisator des Festivals, dem die Veranstaltung über den Kopf wächst.

Einen Mix aus Mythologie, Popgeschichte und Videoessay bietet Glastonbury, eine Dokumentation über das gleichnamige Festival, das seit nunmehr 40 Jahren existiert und damit das älteste Open-Air-Festival der Welt ist. Archivmaterial aus der ereignisreichen Geschichte und aktuelle Performances von Björk, Nick Cave, Coldplay oder Faithless machen Glastonbury zu einem interessanten und eindringlichen Dokument der Open-Air-Kultur.

Wer nicht viel mit Hippies und ausgelassenen Schlammschlachten anfangen kann, dem sei Block Party ans Herz gelegt. In der Dokumentation von Regisseur Michel Gondry (Vergiss mein nicht!) macht sich Comedian Dave Chappelle auf, um ein Open-Air-Konzert in Brooklyn zu organisieren. Mit viel Witz und großartigen Auftritten von Mos Def, Kanye West oder Erykah Badu ist Block Party allen Hip-Hop-Fans zu empfehlen.

Aus Deutschland kommt Full Metal Village

Damit auch die deutschen Festivalgänger nicht zu kurz kommen, sei an dieser Stelle noch die gelungene Dokumentation Full Metal Village von Sung Hyung Cho erwähnt. Der Film zeigt, wie alljährlich Tausende Heavy-Metal-Fans ins schleswig-holsteinische Wacken pilgern und den kleinen Ort für ein paar Tage zum Zentrum des Metal-Universums machen. Full Metal Village dokumentiert die Begegnung zwischen deutscher Dorfkultur und den wilden Metal-Jüngern und zeigt auf unterhaltsame Weise, welche skurrilen Auswüchse die Festivalzeit auch in Deutschland angenommen hat.

Wem diese Auswahl an Festivalfilmperlen nicht reicht, der muss wohl doch den Campingkocher einpacken und sich auf eines der vielen Festivals begeben, um den Festivalwahn live zu erleben. Alle anderen werden aber auch vor dem Bildschirm ihren Spaß haben.

Zur Einstimmung hier der Trailer zu Glastonbury:


Und was sind eure liebsten Festivalfilme?


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