Jean-Luc Godard - Seit 50 Jahren Außer Atem

16.03.2010 - 08:50 Uhr
Jean-Paul Belmondo und Jean Seberg in Außer Atem
Neue Visionen
Jean-Paul Belmondo und Jean Seberg in Außer Atem
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Vor 50 Jahren feierte ein Schlüsselfilm des modernen Kinos seine Premiere: Jean Luc Godards Außer Atem. Neben filmischen Revolutionen zeigt er uns auch das erotischste Bildschirmpaar der Nouvelle Vague.

Am 16. März 1960 erschien in Frankreich ein Film, der eine neue Epoche des französischen und europäischen Kino einleitete. Nie zuvor brach ein Film so kompromisslos mit den goldenen Regeln des Filmemachens und nie danach war das Ergebnis ein derart unterhaltsames.

Der Gangster und das Mädchen
Außer Atem von Jean-Luc Godard ist ein Film zum Genießen. Dank der Drehbuch-Vorlage von Hitchcock-Schüler und Frauenverehrer François Truffaut ist Außer Atem eine große Liebeserklärung an das wilde Leben und die Frauen, die es lebenswert machen. Es zeigt uns eines der größten Traumpaare der Kinogeschichte: Einen ultracoolen Jean-Paul Belmondo als kleinkriminellen Filou, der sich für Humphrey Bogart hält und doch zu Butter in den Händen von Jean Seberg wird. Diese spielt eine amerikanische Studentin, die sich für Existenzialismus interessiert und sich als Zeitungsverkäuferin über Wasser hält. Ihrer selbstbewussten und charmanten Art ist der junge Franzose nicht gewachsen. Während das zierliche Mädchen zögert, ihn zurückweist und sich anderweitig vergnügt, ist der knallharte Straßenjunge über beide Ohren verliebt.

Hinzu kommen viele kleine Gimmicks für Cineasten: Neben den zahlreichen Anspielungen auf Humphrey Bogart und den amerikanischen Film-Noir überrascht er durch Cameo-Auftritte von Jean-Luc Godard als denunzierenden Passanten oder Jean-Pierre Melville als Dichterfürst, der die Rolle von Jean Seberg zusammenfasst: “Amerikanische und französische Frauen sind grundverschieden. Die amerikanische Frau dominiert den Mann, die französische noch nicht”.

Die Revolution am Schneidetisch
Außer Atem ist auch ein revolutionärer Film. In einer Zeit, in der es als Aufgabe des Filmemachers galt, seine Kunst möglichst unsichtbar zu gestalten, lässt uns Jean-Luc Godard seine Eingriffe als Regisseur bei jeder Gelegenheit spüren. Auffällige Schnitte (Godards berühmte Jump Cuts), in die Kamera schauende Passanten oder Jean-Paul Belmondo, der den Zuschauer direkt anspricht. Jean-Luc Godard zeigt uns, dass wir einen Film – und zwar seinen – anschauen, ohne dabei die Geschichte außer Acht zu lassen.

Diese Kombination aus einer einfachen packenden Story und formaler Brillanz machten aus Außer Atem einen der Hauptfilme der Nouvelle Vague, die sich gerade noch in ihren Kinderschuhen befand. Filme wie Sie küßten und sie schlugen ihn von François Truffaut und Hiroshima mon amour von Alain Resnais deuteten bereits an, dass diese Gruppe junger Filmschaffender das Mainstreamkino der 1950er auf den Kopf stellen will. Doch erst in Außer Atem wurde die ganze revolutionäre Kraft eines Kinos deutlich, dass Konventionen bewusst bricht und dem Zuschauer zeigt, dass hinter den Filmen keine Studios, sondern Künstler stehen.

Daher lohnt sich Außer Atem auch für Fans aktueller Kinofilme. Denn wer Außer Atem gesehen hat, der versteht, weshalb die Produktionsfirma von Quentin Tarantino nach einem Film von Jean-Luc Godard benannt ist. Beide Regisseure haben Eines verstanden: Ein Film kann intelligente Kunst sein und trotzdem eine Menge Spaß machen.

Wie viel Spaß der Film macht, deutet bereits der unkonventionelle Trailer an:

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