Jackie Chan - Der Knochenbrecher feiert seinen 60.

07.04.2014 - 08:50 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Jackie Chan in Drunken Master 2
Splendid
Jackie Chan in Drunken Master 2
11
31
Er sollte Bruce Lee beerben und schaffte doch viel mehr. Jackie Chan brach sich im Laufe seiner Karriere so gut wie jeden Knochen und wurde dafür mit dem Status als Filmikone belohnt. Heute feiert der Supercop und Drunken Master seinen 60. Geburtstag.

In Jackie Chan ist Nobody steht unser Held auf einem Hochhausdach in Rotterdam. Er hat die Wahl: aufgeben oder runterspringen. Vor ihm liegt ein 21 Stockwerke tiefer Abgrund in Form der leicht schrägen Glasfassade des Willemswerf-Gebäudes. Er holt tief Luft, blickt sich um zu seinen Verfolgern und springt. Er springt und läuft und geht und fällt und rollt über die Fenster, weil ein einfaches Gleiten dann doch zu wenig wäre für einen Jackie-Chan-Blockbuster. Plötzlich bricht die Glasrutsche ab, Chan stürzt beinahe vornüber in die Tiefe, kann sich aber gerade noch festhalten. Ein Chan-Klassiker ist geboren, der das Gefühl, einen Film des heute vor 60 Jahren geborenen Tausendsassas zu sehen, in eine knackige Minute Bewegtbild packt.

Filmen am Abgrund
Natürlich hing Jackie Chan bei dieser Szene, die in drei Takes gedreht wurde, nicht an unsichtbaren Hilfsdrähten. Sicherheitsvorkehrungen wurden getroffen, aber eine weitere bestandene Mutprobe wahrte den Mythos. Von seiner Sucht nach halsbrecherischen Stunts hatte ihn weder eine Kollision mit einem Hubschrauber in Police Story 3 – Supercop, noch ein Loch im Kopf abgebracht, das ihm ein Sturz von einem Baum in Armour of God – Der rechte Arm der Götter beschert hatte. “Ein Jackie-Chan-Film”, schrieb Dave Kehr 1988, “sei auch eine Jackie-Chan-Dokumentation.” Nicht nur weil im Abspann in der Regel die Outtakes und Unfälle gesammelt werden. Wenn Schauspieler Chan in Police Story im Kaufhaus auf eine Stange springt und an dieser mehrere Etagen nach unten rutscht, dann zeigt Regisseur Chan die Tat dreimal hintereinander aus verschiedenen Kamerawinkeln. In diesen Szenen bricht Chan aus der Filmwelt aus, die aufgesetzte Handlung steht still und alles, was bleibt, ist die Unmittelbarkeit: ein Körper, die Schwerkraft und wir Zuschauer, die den Atem anhalten.

Ab Dragon Lord aus dem Jahr 1982, als Jackie Chan begann, elaborierte Stuntsequenzen zu entwickeln, gruppieren sich seine Filme verstärkt um diesen drohenden Abgrund, das Unglück, das im nächsten Schnitt warten könnte und manchmal im Abspann eintritt. In frühen Erfolgen wie Die Schlange im Schatten des Adlers und Sie nannten ihn Knochenbrecher befreite sich Chan von der Aufgabe, Bruce Lees Erbe zu übernehmen, indem er die komödiantische Karikatur des etwas dämlichen Lausbuben vom Land zum Kung-Fu-Helden trimmte. Seine späteren Protagonisten aber sind verlässliche, oft urbane Typen, die ohne Nachfrage einstehen für das Gesetz und dies bis zum schmerzhaften Ende. Je tiefer der Graben vor ihnen ist, desto größer scheint der unaufhaltsame Antrieb, der von Chans Figuren Besitz ergreift und sie springen lässt.

Die drei Drachen
Bei seinen Kollegen Sammo Hung Kam-Bo und Biao Yuen, welche die gleiche Ausbildung durchlaufen haben, suchen wir diese halsbrecherische Ader vergebens. Alle drei gehörten zu den Seven Little Fortunes, eine Peking-Oper-Truppe der China Drama Academy in Hongkong. Jackie Chan, dessen Eltern seinen Aussagen zufolge so arm waren, dass sie ihn nach seiner Geburt beinahe verkauft hätten, wurde als Kind auf die Schule geschickt. Zehn Jahre dauerte die strapaziöse Ausbildung. 17 Stunden am Tag wurden Kampfkunst, Akrobatik und Schauspiel trainiert. Bei Verfehlungen war körperliche Züchtigung die Regel. Gemeinsam mit Hung und Yuen versuchte sich Chan dann als Stuntman, Komparse und Double in der florierenden Hongkonger Filmindustrie. Er gehörte zur Crew von Bruce Lees Bruce Lee – Todesgrüße aus Shanghai und Der Mann mit der Todeskralle und John Woos The Hand of Death. Letzterer führte dazu, dass Willie Chan den jungen Martial-Arts-Darsteller unter seine Fittiche nahm. Er glaubte, einen neuen Bruce Lee vor sich zu haben. Es war eine Fehleinschätzung, die mit einer Reihe Flops bezahlt wurde.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News