Iron Man - Absolut fantastisches Popcornkino

25.07.2011 - 08:50 Uhr
Aktion Lieblingsfilm: Iron Man
Paramount Pictures/moviepilot
Aktion Lieblingsfilm: Iron Man
6
4
Unsere Aktion Lieblingsfilm zeigt, dass Werke aus sämtlichen Dekaden und jeglicher Couleur verehrt werden. Ein moviepilot-User schenkt sein Herz zum Beispiel dem Blockbuster Iron Man.

Mein Lieblingsfilm ist Iron Man. Viele werden stöhnen, an „Mainstream“ und „Popcornkino“ denken und den Film als „Comicverfilmung“ und „Fiction“ abtun. Ich kann nicht widersprechen. Iron Man ist Fiction, ist gewiss auch Popcornkino und liegt als Actionfilm Schrägstrich Comicverfilmung vielleicht gerade im Mainstream – aber solche Attribute sind nicht gleichbedeutend mit einem „schlechten Film“.

Iron Mans Protagonist Tony Stark hat alles: Er ist reich, sieht gut aus, ist in allem was er tut und bei Frauen erfolgreich. Und doch würde ein Humanist zunächst nicht unbedingt mit ihm tauschen wollen, denn Tony Stark ist Erbe eines Waffen- und Rüstungskonzerns, der maßgeblich durch Tonys Arbeit als begnadeter Erfinder und Waffen-Ingenieur an der weltweiten Spitze der Waffenhersteller steht. Tony muss sich mit Vorwürfen wie „Blutgeld“-Reichtum und „Kriegsgewinnler“ auseinandersetzen und erklärt anderen und auch seinem eigenen Gewissen, dass Waffen zwar Schaden anrichten, aber ein notwendiges Mittel zum Zweck seien, Frieden zu schaffen. Tony zitiert hier das Motto seine Vaters: „Frieden bedeutet einen größeren Stock zu haben als der andere.“, und wird sogleich von seinem Gegenüber als Stöcke-Verkäufer entlarvt.

Doch eines Tages wandelt sich die Sichtweise Tony Starks auf sein Handeln und sein Selbstverständnis, als er in Afghanistan während eines Angriffes durch Stark-Industries-Waffen zu Schaden und fast ums Leben kommt. Er beschließt, dass er der Welt nicht nur eine Zahl von Toten hinterlassen will und beendet die Waffenproduktion in seinen Fabriken.

Dieser Ausgangspunkt als Aufbau für eine Geschichte ist an sich schon interessant genug. Iron Man hätte auch ein Politthriller werden können, der die Verflechtung von Waffenindustrie und internationaler Politik aufzeigt, so wie z.B. Lord of War – Händler des Todes. Doch Iron Man ist nun mal ein Teil des Marvel-Comic-Universums und als solcher eben kein Politthriller, sondern die fantastische Geschichte um die Entwicklung, die Entscheidungen und das Handeln eines Einzelnen, der seine Rolle in einem größeren Gefüge definieren muss.

Tony Stark beschließt von seinem bisherigen Weg abzuweichen und den Waffenmissbrauch in der Welt zu bekämpfen. Dabei vermeidet er jedoch den Hippie-Kurzschluss ‘Keine Waffen bedeutet kein Krieg’, sondern schafft für sich eine neue Philosophie: Waffen nur in den Händen der Verantwortungsbewussten und Vertrauenswürdigen. Und Tony Stark definiert fürs Erste nur sich selbst als verantwortungsbewusst und vertrauenswürdig. Er entwickelt einen Hightech-Anzug der in seiner Kompaktheit, Agilität und Zerstörungskraft alles bisher an Waffen Dagewesene in den Schatten stellt. An dieser Stelle begeistert Iron Man mit neuartiger Computer-Technik, die wie nicht mehr all zu ferne Zukunftsmusik klingt und aussieht. Die Freude am tüfteligen Ingenieuerwesen, wenn Tony Stark virtuos an den Details des Anzuges feilt, überträgt sich unmittelbar auf den Zuschauer, besonders wenn Tony irgendwann die Ergebnisse seiner Arbeit als Testpilot des Anzuges – er kann selbstverständlich fliegen – prüft: Mit einem Raketen-angetriebenen Flug in die Nacht und eisige Höhen.

Die Geschichte von und die gezeigte Technik in Iron Man ist fantastisch, im Sinne von wundervoll, aber auch im Wortsinn von ‘erdacht’. Doch in der Fiktion geht es ja gerade darum, die Möglichkeiten des noch-nicht-Möglichen auszuloten, sich das Was-wäre-wenn anzusehen und sich über die Begrenzungen des Realismus hinwegzusetzen.

Die Figur des Tony Stark erscheint zu jedem Zeitpunkt als glaubwürdig, sein Standpunkt und seine Entwicklung sind nachvollziehbar. Es sind seine Entscheidungen und sein Handeln, die Tony Stark zu mehr machen, als zum Träger und Piloten eines Hightech-Anzuges: Sie machen ihn zum Superhelden Iron Man, dem es nicht durch Magie, als Alien oder durch eine Genmutation, sondern durch seinen Verstand und die Arbeit seiner Hände möglich ist, einen Unterschied zu machen und Gutes zu bewirken.

Iron Man hat alles: Er vermittelt den Pioniergeist und die Technikbegeisterung des Ingenieurwesens; zeigt die glaubwürdige Veränderung des Protagonisten Tony Stark, der sich nach der Erschütterung seines Selbstverständnisses weiterentwickelt; offenbart die Notwendigkeit von Moral im Umgang mit Waffen und ist zugleich nie zu sehr moralbeladen und schwer, sondern, obwohl durchaus nachdenklich, immer leicht, beschwingt und witzig. Tony Stark wirkt durch seine virtuose Art im Umgang mit Technik und den Irrungen und Wirrungen seines Lebens stets wie das Genie, das das Chaos überblickt, auch wenn es ihn manchmal zu erdrücken scheint. Das Schicksal kommt ihm einige Male zu Hilfe, wie in jeder Heldengeschichte. Tony Stark wird durch seine Nahtoderfahrung daran erinnert, was es heißt, in einer technisierten Umwelt Mensch zu bleiben, weshalb es ihm später möglich ist, den Hightech-Anzug zu beherrschen und sich nicht von den schier grenzenlos erscheinenden Möglichkeiten fortreißen zu lassen. Er hat sich der Frage gestellt, was sein Vermächtnis sein soll und eine Antwort gefunden, die ich mir immer und immer wieder ansehen kann, ohne dass ich die Freude an Iron Man verliere.

Die brillante und selbstironische Umsetzung der Figur des Tony Stark durch Robert Downey Jr. soll nicht unerwähnt bleiben. Nach schweren persönlichen Krisen hat Robert Downey Jr. sich dank seiner Frau Susan Downey wieder gefangen und dreht nun Filme wie Iron Man, Tropic Thunder und Sherlock Holmes.


Sollte der Text euer Gefallen finden und ihr möchtet ihn gern in der weiteren Auswahl für die Jury sehen, dann drückt bitte auf den Button “News gefällt mir” unter diesem Text. Wir zählen am Ende der Aktion Lieblingsfilm alle moviepilot-Likes zusammen.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News