Into the Wild - Die Schönheit der Wildnis

25.07.2011 - 08:50 Uhr
Aktion Lieblingsfilm: Into the Wild
Paramount/ moviepilot
Aktion Lieblingsfilm: Into the Wild
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In der Aktion Lieblingsfilm schreiben moviepilot-User über ihre Lieblingsfilme und wie sie zu diesen wurden. Diesmal geht es um den Film Into The Wild.

Es gibt Momente im Leben, die sich für immer ins Gedächtnis einbrennen und einen selbst Jahre später in einen Freudentaumel versetzen. So ergeht es mir, wenn ich an den 29. Juli 2009 denke, der im kalifornischen Joshua Tree Nationalpark sein unvergessliches Ende fand. Die namensgebenden Bäume warfen schon lange Schatten, als die Sonne hinter einem Hügel verschwand, sich Sterne langsam den Himmel zurück eroberten und es still wurde. Ich saß auf einem von der Sonne aufgeheizten, großen Stein und sah ruhig über die ferne Ebene in die kommende Nacht. Ein magischer Moment, der mich verstehen ließ, was jemanden wie Christopher McCandless dazu veranlasste, Into the Wild zu gehen und dort Antworten zu suchen.

Er war intelligent, strebsam, ein guter Schüler und mit besten Aussichten für die Zukunft. Doch dann tat er einen Schritt, der nicht in eine der besten Unis des Staates führte, sondern hinaus in die Wildnis. Ein sofortiger Kontaktabbruch zu seiner geliebten Schwester, eine Spende all seiner Ersparnisse an Oxfam und die Vernichtung seiner Identität in Form des Personalausweises waren die Folge. Er verweigerte sich dem “Höher, schneller, weiter”- Kodex seiner Eltern und der Gesellschaft, um in einem einfachen Leben Erkenntnisse zu gewinnen. Seine Reise führte ihn durch allerlei Staaten: Er genoss die kalifornische Küste, kämpfte sich durch die Stromschnellen des Colorado River und arbeitete auf einer Farm in South Dakota. Die letzten Fußstapfen setzte er in der verschneiten Weite Alaskas – seinem finalen Ziel. Einem Ort völliger Abgeschiedenheit … glaubte er.

Christopher McCandless machte es Kritikern leicht, ihn als blauäugig, verträumt und egoistisch zu bezeichnen. Dabei zeigen alleine schon die Spuren, die er bei seinen Mitmenschen hinterlassen hat, dass er mehr war als ein Öko-Spinner. Selbst die Leute, die er nur kurz während seiner Reise traf, wussten später noch ganz genau zu berichten, wie er war. Ein junger Mann mit Humor, Herz und höheren Zielen. Er hatte eine Idee. Einen Wunsch. Einen Ansporn … etwas, dass viele Leute schon längst aufgegeben haben: An sich selbst zu arbeiten. Um dann zumindest einen Teil der Welt zum Besseren wenden zu können, denn am Ende merkte er selbst: “Glück ist nur echt, wenn man es teilt.”

Regisseur Sean Penn gibt dieser Geschichte einen passenden Rahmen und lässt der Vielfalt ihren Lauf. Er spart am mahnenden Zeigefinger und tut dem Film damit einen Gefallen. Wer vorher schon dachte: “Was für ein Idiot!”, wird sicher von einer Buchverfilmung nicht umzustimmen sein, wieso also die Mühe? So kann, bei jedem der will, nicht nur der Kopf, sondern auch das Herz mitgehen, um sich im Rausch der Natur zu verlieren. Dabei kommt der menschliche Kontakt nicht zu kurz, ganz im Gegenteil: Neben der vielseitigen Palette an Landschaften gibt es ebenso viele menschliche Facetten zu entdecken. Hippies am Strand, Aussteiger in der Wüste, Raufbolde auf der Farm – jeder von ihnen hat Stärken und Schwächen und ein jeder versucht sich mit dem Leben zu arrangieren, denn nur so geht es: Mit Rücksichtnahme und Gefühl. Christopher McCandless hatte leider nicht genügend Zeit, um beides zu verinnerlichen. In einer der für mich stärksten Szenen des Filmes, steht am Ende auch ein Mensch im Mittelpunkt: William Hurt, der Chris Vater spielt, läuft über die bepflasterte Straße einer Reihenhaussiedlung, erst gefasst und nachdenklich, bis die Fassade langsam bröckelt und er zitternd zusammenbricht. Nicht hinter verschlossener Tür oder hinter vorgehaltener Hand. Nein, mitten auf der Straße. Gänsehaut.

Nicht unerwähnt bleiben soll Eddie Vedder, Frontmann von Pearl Jam, der mit seiner Gitarre den Drang nach Freiheit und Natürlichkeit harmonisch untermalt. Ich komme nicht umhin, daran zu denken, wie es wäre jetzt eine Gitarre bei mir zu haben und ein leises “I’ve got this light … and the will to show … I will always be better than before” in die Wüste zu hauchen. Die Sterne stehen nun weit oben, Zikaden beginnen ihr nächtliches Konzert und ich sitze still grinsend auf dem Stein. Schön.


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