Ich, Platoon & Charlie Sheens Höllentrip

30.07.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Charlie Sheen in Platoon
20th Century Fox
Charlie Sheen in Platoon
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In dem Antikriegsdrama Platoon zeigt Regisseur Oliver Stone auf beeindruckende Art, was Krieg mit Menschen anstellen kann. Der imposante, aber auch ruhige Film bildet ein Vorzeigestück des Antikriegsfilm-Genres. Daher schenke ich Platoon mein Herz für Klassiker.

Oliver Stone diente als junger Mann während des Vietnamkriegs im US-amerikanischen Militär. Seine dortigen Erlebnisse verarbeitete der Regisseur in seiner Vietnam-Trilogie bestehend aus den Filmen Platoon, Geboren am 4. Juli und Zwischen Himmel und Hölle. Platoon, der Auftakt der Trilogie, stand anfangs unter Startschwierigkeiten. Oliver Stone hatte große Probleme, eine Finanzierung für den Film zu organisieren. Dadurch wurde mit einem kleinen Budget der komplette Film innerhalb von nur sechs Wochen auf den Philippinen gedreht. Platoon entpuppte sich jedoch als sehr großer Erfolg, so gewann der Film mehrere Preise, darunter den Oscar und Golden Globe für den Besten Film im Jahr 1986. Auch verhalf der Film mehreren Schauspielern zu größerer Aufmerksamkeit. Der Hauptdarsteller Charlie Sheen startete mit Platoon seine Hollywood-Filmkarriere. Zudem sind mehrere damals noch unbekannte Schauspielstars in kleinen Nebenrollen zu sehen, darunter mittlerweile bekannte Namen wie Johnny Depp und Forest Whitaker.

Der junge Chris Taylor (Charlie Sheen) hat sein College-Studium hingeschmissen und sich freiwillig zum Wehrdienst im Vietnamkrieg gemeldet. Kaum in Vietnam angekommen, bemerkt Chris schnell, dass sein euphorischer Idealismus nichts mit der Realität zu tun hat. Menschenleben haben hier keine Bedeutung und der gesamte Kriegseinsatz hat nichts mit dem von der US-Regierung propagierten heldenhaften Rettungseinsatz zu tun. Der Neuankömmling wird direkt an die Front geschickt, in ein Platoon, das sich unter zwei Sergeants aufteilt. Eine Gruppe scharrt sich um den gewalttätigen, brutalen Sergeant Bob Barnes (Tom Berenger). Die andere Gruppe versucht, den grausigen Erlebnissen des Krieges durch Drogen zu entfliehen. Ihr Rädelsführer ist der sanftmütige Sergeant Elias (Willem Dafoe). Nach einem schiefgelaufenen Einsatz zieht Chris den Groll von Barnes und seinen Leuten auf sich. Chris schließt sich Elias und den Potheads an und findet so eine Art Rückhalt in der sonst unmenschlich erscheinenden Umgebung. Doch die Auseinandersetzung zwischen Barnes und Elias spitzt sich immer weiter zu und der vermeintliche Feind lauert sogar in den eigenen Reihen.

Warum ich Platoon mein Herz schenke
Platoon ist meiner Ansicht nach einer der eindringlichsten Antikriegsfilme. Oliver Stone zeigt durch den Konflikt innerhalb des eigenen Platoons, welche Zustände während des Vietnamkriegs und höchstwahrscheinlich während jedes Kriegseinsatzes herrschten. Hoffnungslosigkeit auf Besserung, sowie die Erkenntnis der Sinnlosigkeit des Krieges lassen die Soldaten zu psychischen Wracks werden. Niemand steht ihnen bei, sie sind alle auf sich allein gestellt. Machtkämpfe und Auseinandersetzung innerhalb der Gruppe sind durch solche Umstände unausweichlich. Die Figur Chris Taylor veranschaulicht diese Veränderung auf beeindruckende Art und Weise, auch vor allem durch Charlie Sheens starke Schauspielleistung. Der anfangs noch sehr idealistische und patriotische Chris lernt durch seinen Aufenthalt in Vietnam die wahre Seite des Menschseins kennen. Die extremen Ausnahmesituationen lassen die Soldaten komplett verrohen. Auch Chris wird durch die ständig vorhandene Gewalt und Brutalität abgestumpft.

Dies wird in der Szene in dem vietnamesischen Dorf deutlich, in der Chris einen behinderten jungen Mann drangsaliert. Doch gelingt es Chris, diese animalische Erbarmungslosigkeit nicht Oberhand über sich gewinnen zu lassen. Er schafft es, Moral und Anstand zu bewahren, großen Einfluss hat dabei sein Mentor Eilas. Elias steht in Platoon für das Gute im Menschen. So könnte der Kampf Barnes gegen Elias auch als Kampf um Chris’ Bewusstsein verstanden werden. Am Ende obsiegt jedoch das Gute in Form von Elias (auch der biblische Name lässt hier eindeutige Symbolik erkennen). Willem Dafoe ist für mich in der Rolle des kiffenden Sergeant Elias der Sympathieträger des Films. Sein Todeskampf beim Hinterherrennen des Helikopters lässt mich bei jedem erneuten Anschauen aufs Neue erschauern.

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