Ich, Manhattan & die Rhapsodie in Blau

28.10.2014 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Manhattan
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Vor ein paar Wochen war zwar schon einmal ein Woody-Allen-Film in dieser Rubrik vertreten, jedoch kann der Regisseur nicht genug gewürdigt werden. Deshalb erhält dieses Mal sein Werk Manhattan mein Klassiker-Herz, was längst überfällig war.

Als großer Verehrer der Filme von Woody Allen ist es mir ein besonderes Anliegen, mein Herz für Klassiker einem seiner Werke zu verleihen. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich schließlich für Manhattan entschieden. Die Schwarz-Weiß-Tragikomödie aus dem Jahr 1979 war Allens achter Spielfilm als Regisseur und gehört für mich zweifellos zu einem seiner besten. Seine Liebeserklärung an seine Heimatstadt New York zählt schließlich nicht von ungefähr zu einem seiner kommerziell erfolgreichsten Filme. Doch auch bei Kritikern kam das Werk hervorragend an, so konnte er zwei Oscar-Nominierungen verbuchen und war bei den Golden Globes sogar in der Sparte als Bester Film nominiert.

Woody Allen spielt in Manhattan einmal mehr die Hauptrolle des Neurotikers. Hier verkörpert er den Intellektuellen Isaac Davis, der als Gagschreiber für eine TV-Show arbeitet, damit jedoch genauso unzufrieden ist, wie mit seinem Liebesleben. Bereits zweimal geschieden, führt er eine Beziehung zu der 17-jährigen Tracy (Mariel Hemingway) und hadert mit dem immensen Altersunterschied zwischen den beiden. Seine zweite Ex-Frau Jill (Meryl Streep) veröffentlicht zu seinem Missfallen ein Buch über ihre gescheiterte Ehe und zu allem Überfluss verliebt er sich auch noch in Mary (Diane Keaton), die heimliche Geliebte seines besten Freundes Yale (Michael Murphy). Isaac versucht fortan Herr über das daraus resultierende Gefühlschaos zu werden, was ihm jedoch mehr schlecht als recht gelingt.

Warum ich Manhattan mein Herz schenke
Alles beginnt mit einer Bilderfolge der Stadt New York, untermalt von George Gershwins Rhapsody in Blue. Als ich Manhattan zum ersten Mal sah, war ich sofort fasziniert von diesem beeindruckenden Prolog des Films, der sich deutlich von anderen Werken Woody Allens abhebt. Die Verbindung von Schwarz-Weiß-Aufnahmen New Yorks und der kraftvollen Musik, die in einem großen Feuerwerk über den Dächern der Stadt seinen Höhepunkt findet, ließ mich nicht mehr los und hat sich vermutlich vielen ins Gedächtnis gebrannt. Jedoch ist diese Sequenz nur die Einleitung für die folgenden 90 Minuten, die nur so vor tollen Dialogen und wunderschönen Bildern sprühen. Woody Allen überzeugt nicht nur als Autor und Regisseur, sondern begeistert auch in seiner Paraderolle als neurotischer Brillenträger inmitten einer Lebenskrise. Diese Figur, die er das erste Mal in Der Stadtneurotiker zwei Jahre zuvor verkörperte, wurde zum Rollen-Prototyp seiner Filmographie und sorgte immer wieder für komische wie berührende Momente. Die Balance zwischen Komik und Melancholie perfektionierte er selten so wie in Manhattan. Dies ist unter anderem auch den pointierten Dialogen zu verdanken, die sowohl zum Lachen anregen als auch nachdenklich stimmen. Dem Zuschauer wird die eigentlich ernste Situation Isaacs bewusst gemacht, verliert dabei aber nicht den Sinn für Humor. Auch die restliche Darstellerriege verleiht dem Film einen speziellen Charme, der mir immer wieder große Freude bereitet. 

Warum auch andere Manhattan lieben werden
Wo Woody Allen draufsteht, ist meistens auch Woody Allen drin. Wer den Regisseur kennt und liebt, wird einfach seine helle Freude mit Manhattan haben. Neurotische Figuren, die komplizierte Beziehungen führen und dabei witzig und erkenntnisreich über das Leben und dessen Sinn philosophieren: ein Motiv, das in Allens Filmographie mehr als häufig zu finden ist und bei Fans keiner Rechtfertigung mehr bedarf. Aber auch denen, die sonst wenig mit dem Regisseur anfangen können, sei der Film ans Herz gelegt. Denn neben den tollen Schauspielern ist es vor allem die Stadt New York bzw. deren Stadtteil Manhattan, welcher kaum woanders so bemerkenswert in Szene gesetzt wurde wie hier. Beim Anblick des Films fällt es einfach nur schwer, nicht von dieser Metropole fasziniert zu sein. Spätestens in der Szene, als Isaac mit Tracy eine Kutschfahrt durch den nächtlichen Central Park unternimmt, dürfte das Verlangen bei jedem sehr groß sein, sich schnurstracks ein Ticket nach New York zu besorgen, um die Stadt so zu erleben, wie es die beiden in diesem Moment tun. Dies ist jedoch nur ein Beispiel von vielen tollen Momenten, die Woody Allen inszenierte, um seiner Heimatstadt ein filmisches Denkmal zu errichten.

Warum Manhattan die Jahrzehnte überdauern wird
Die Frankfurter Rundschau bezeichnete Manhattan als "Woody Allens Lichter der Großstadt". Allein diese Aussage zeigt, welche Bedeutung der Film nicht nur in Allens Œuvre, sondern auch in der gesamten Filmgeschichte hat. Nachdem er seine Karriere mit Slapstick-Filmen begann, begründete er mit den melancholischen Komödien Der Stadtneurotiker und Manhattan ein fast schon eigenes Genre, das seitdem zu seinem Markenzeichen wurde und ihn zu einem der besten Regisseure aller Zeiten werden ließ. Manhattan bereitet ein visuelles und erzählerisches Vergnügen. Zudem verleiht Allen dem Film einen herrlich altmodischen Touch, ohne dabei altbacken zu wirken. Gekrönt wird all das von der bereits erwähnten Anfangssequenz, die so unvergesslich bleibt, wie der gesamte Film. Und beim Abspann sitze ich jedes Mal genauso vor dem Fernseher, wie die letzte Einstellung Protagonist Isaac zeigt: lächelnd.

Kennt ihr Woody Allens Manhattan und wie findet ihr den Film?

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