Als meine Englischlehrerin kurz vor den Ferien uns Schülern eine Freude machen wollte und Die schrillen Vier auf Achse mitbrachte, wusste sie wahrscheinlich nicht, was sie damit angerichtet hatte. Der Film war mir zwar schon seit Kindheitstagen bekannt, doch ihn im Unterricht gezeigt zu bekommen, übertraf natürlich meine kühnsten Träume. Mitschüler sahen den Vorteil des Films vor allem beim Medium an sich, da er vom langweiligen Unterricht ablenkte und so kurz vor den Ferien die Lust auf Wissen auf dem Nullpunkt war. Mein Tischnachbar und ich, zwei eingefleischte National-Lampoon-Fans wie wir dort zum ersten Mal bemerkten, feierten Chevy Chase und alles, was nun auf uns zukommen sollte. Es wurde ein Fest, bei welchem wir beide Tränen lachten, die Mitschüler sich über uns amüsierten und meine Englischlehrerin uns fortan mit englischen Szenen aus der Lampoon-Reihe zur Wissensvermittlung bedachte.
Clark W. Griswold ist ein Familienvater, wie er im Buche steht. Er kümmert und sorgt sich um seine Frau Ellen (Beverly D’Angelo) und seine beiden Schützlinge Russell, kurz Rusty, (Anthony Michael Hall) und Audrey (Dana Barron) liebevoll. Der jährliche Familienurlaub soll deswegen wie immer ein Highlight werden. Der Themenpark Walley World steht auf dem Programm. Dass dieser sich am anderen Ende der Vereinigten Staaten befindet, ist für Clark Griswold überhaupt kein Problem. Im Gegenteil: Lässt sich ein Autotrip einmal quer durch die USA doch als qualitativ-hochwertige Familienzeit verbuchen. Also ein neues Auto gekauft, die Sachen gepackt, die Zwischenstation bei den lieben Verwandten geplant und los geht die entspannte Fahrt. Doch es sind die Griswolds, die hier auf Reisen gehen und Vater Clark ist das Chaos in Person.
Warum ich Die Schrillen Vier auf Achse mein Herz schenke
Die Frage lässt sich leicht beantworten. Es geht schließlich um die Griswolds. Als der Film vor genau 30 Jahren erschien, kannte niemand diese Filmfamilie. Heute ist sie Fans überall auf der Welt ein Begriff und hat sich als Name verselbstständigt. Griswold steht für Spaß, Unsinn, Anarchie und eine große Portion bester Unterhaltung. Dabei stimmt am Film Die schrillen Vier auf Achse einfach alles. Die Handlung ist abstrus, irrsinnig und damit lustig, die Figuren durchweg sympathisch und der Film zu keiner Sekunde langweilig. Es geht schon damit los, dass Oberhaupt Clark sich einen neuen Sportwagen kauft, mit welchem er die Familie nach Walley World chauffieren will. Der zwielichtige Autohändler hat leichtes Spiel und dreht Clark eine fast identisch aussehende Familienschaukel an. Nur diesmal in erbsgrün-metallic.
Es sind zum einen diese Situationen, die so sehr von schlechtem Karma begleitet sind, dass Clark mir schon fast leid tut. Doch der Mann schlägt sich wacker und stattlich. Und rutscht im nächsten Moment in das nächste Unglück. Jegliche Auseinandersetzungen gestalten sich dabei absolut humorvoll. Zum anderen sind es die Nebenbei-Gags, die zünden. Sei es, dass er in diversen Situationen lauthals nach seinem Sohn Rusty schreit, während dieser schon neben ihm steht oder die fast untergehenden falschen Namensbezeichnungen: „Walley World, ist ja toll, Clyde.“ – „Clark.“ Zudem kommen Handlungsschwerpunkte, die dem Film Abwechslung verleihen. Nach dem hektischen ersten Abschnitt der Etappe, inklusive einer blinden Nachtfahrt, scheint sich der Film eine Ruhephase zu gönnen. Doch diese wird unmittelbar mit der Begegnung von Clarks Cousin Eddie (Randy Quaid) kontrastiert. Dieser entwickelte sich in den weiteren National-Lampoon-Filmen zum witzigen, da verplanten Sidekick, der mein Auge selten trocken lässt.