I'm SO there! Hier schreibt ein Dylan-Fanboy!

31.08.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
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Hausaufgaben für Filme machen? Vorwissen notwendig? moviepilot-Mitglied Iamthesword ist überzeugt, dass dies zum Verständnis und Genuss von I’m Not There hilfreich ist und gibt uns im Kommentar diese Woche ein paar Tipps.

Im Kommentar der Woche versuchen wir jede Woche einen eurer zahlreichen Kommentare zu feiern, egal ob kurz oder ausführlich, alt oder neu, zu einem großen Musiker, einer faszinierenden Rolle, einer Serie von verkannten Meisterwerken oder einer aufwühlenden News – jeder Kommentar kann ein Kommentar der Woche werden. Was der nächste Kommentar der Woche sein wird? Die Antwort, mein Freund, weiß ganz allein der Wind – solltet ihr also einen würdigen Kommentar finden, denkt nicht zweimal drüber nach, sondern schlagt ihn uns vor, am besten per Nachricht.

Der Kommentar der Woche
Bob Dylan-Fan und Mr. Tambourine Man Iamthesword erklärt uns diese Woche, dass I’m Not There kein Dylan-Biopic ist und wie wir beim Schauen von Todd Haynes’ Film am meisten Freude haben werden:

Bitte keine ausgewogene Kritik erwarten, das gelingt mir hier nicht. Hier schreibt ein Dylan-Fanboy!

Als eingefleischter Dylan-Jünger (ich kann sogar “Under the Red Sky” etwas abgewinnen) habe ich mich damals wie Bolle auf den Film gefreut. Also Freunde erpresst, ab ins Kino und angeschaut. Und es kam wie es kommen musste: von “nett” bis “WTF?!” war jede Reaktion dabei, nur ich war begeistert. Deshalb für alle, die diesen Film noch sehen wollen, einige Überlebenstipps:

- Wie bei allen großen Schlachten gilt: Wer das Terrain kennt, ist klar im Vorteil. Hört seine Alben! Alle (außer einem Teil aus den 80ern, da war er nicht gut drauf)! Holt euch die Gesamtausgabe seiner Texte und lest sie! Abgesehen davon, dass seine Lyrics tiefschürfender, intelligenter, treffsicherer und sprachgewaltiger sind als (fast) alles, was sonst so zu hören ist, sind sie absolute Vorraussetzung, wenn man Spaß an dem Film haben will! Warum? Das kommt im nächsten Punkt.

- Glaubt nicht, dass “I’m Not There” ein Dylan-Biopic sei. Die Person Dylans kommt nur am Rand vor. Vielmehr taucht dieser Film tief in das Universum Dylans ein (ach was, er macht eine fette Arschbombe) und beleuchtet die Charaktere, die Dylan im Laufe seiner Karriere (an seiner statt) erschaffen hat. Der Film ist eine einzige Collage aus Liedelementen. Wenn euch das nicht interessiert: Finger weg! Wer Interesse an Dylan als Person hat, sollte sich lieber Scorseses “No Direction Home” ansehen oder die “Chronicles” lesen (beides hervorragend).

- Geht nur mit anderen Dylan-Freaks/Musikern/… ins Kino/vor den Fernseher. Damit erspart ihr euch und ihnen Frust und Ärger!

Wenn ihr diese Tipps beachtet, steht dem Filmgenuss nichts mehr im Wege!

Wie? Ihr wolltet etwas über den Film lesen? Ist es nicht schon völlig klar? Er ist großartig! Ein Universum aus schrulligen Charakteren, mit Landstreichern, Intellektuellen und Glücksrittern bevölkert, tief aus dem Herzen eines Amerikas, das knorrig ist wie eine alte Eiche, mit Abenteuern, Mythen und Unmengen Staub. Man biegt um die Ecke und sieht den sterbenden Frankie Lee in den Armen von Judas Priest. Auf der anderen Straßenseite spielt Einstein Violine. Menschen tauchen auf und verschwinden. Die Gegenwart vergeht und wird Geschichte. Geschichte vergeht und wird Mythos. Beobachtet von einem kleinen Mann mit einer Gitarre und einer quietschenden Mundharmonika. Wundervoll in Szene gesetzt und von 6 wunderbaren Schauspieler(inne)n verkörpert (vor allem Cate Blanchett mit Socke in der Hose entfaltet eine (nicht nur optische) Ähnlichkeit, dass es fast gruselig wird). Und der Soundtrack ist natürlich über jeden Zweifel erhaben! Kurz gesagt, wenn ihr die Nibelungensage Amerikas kennen lernen wollt, was in der Seele dieses Landes ruht, dann schaut diesen Film an! Und hört die Musik Dylans (vor allem dies)…

[Dieser Kommentar entstand unter dem Einfluss von “Alberta #1”/“Goin’ to Acapulco”/“I dreamed I saw St. Augustine”/“High water (for Charlie Patton)”/“Positively 4th street”/“Roll on John” und dem unvergleichlichen “Subterranean homesick blues”]

Den Kommentar findet ihr übrigens hier.

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