Schon die Auftaktsequenz aus Sucker Punch ist ein audiovisuelles Ereignis, das es in einer solchen Stilwut viel zu selten in vergleichbaren Mainstream-Blockbustern zu sehen gibt. Der Anfang der Geschichte, in der sich die Protagonistin nach dem Tod ihrer Mutter gegen den betrunkenen Stiefvater zur Wehr setzt und dafür in eine Nervenheilanstalt eingeliefert wird, setzt Regisseur Zack Snyder wie ein edles Musikvideo in Szene.
Trotz der starken Ästhetisierung ist dieser Teil noch am ehesten mit der Realität des Films verbunden und deutet höchstens an, wie sehr Snyder seiner inszenatorischen Fantasie anschließend freien Lauf lassen wird. Sucker Punch, der heute im TV läuft, ist erst 14 Jahre alt. Angesichts der heutigen Blockbuster-Landschaft stimmt der Film trotzdem schon jetzt nostalgisch.
Sucker Punch ist als Blockbuster-Freifahrtschein eine Ausnahmeerscheinung
In den Jahren vor Sucker Punch erarbeitete sich der ehemalige Werbefilmer Snyder mit handwerklich herausstechenden Filmen wie Dawn of the Dead, 300 und Watchmen - Die Wächter den Ruf eines exzessiven Stilisten. Gleichzeitig prägte er eine ganz neue Comicfilm-Ästhetik, die oft nachgeahmt wurde.
Trotzdem polarisierte der Regisseur mit seinem Stil, den viele als bloßen Style over Substance kritisierten, und war nicht unbedingt ein Box-Office-Hit-Garant. Bei einem Budget von rund 130 Millionen Dollar und weltweiten Einnahmen von unter 200 Millionen Dollar wurde Watchmen beispielsweise kein Erfolg.
Schaut hier noch einen Trailer zu Sucker Punch:
Dass Snyder anschließend von Warner Bros. über 80 Millionen Dollar und komplette kreative Freiheit für Sucker Punch bekam, grenzt besonders heute an ein Wunder. Während Sucker Punch der erste Film des Regisseurs war, der nicht auf einer existierenden Comic- oder Filmvorlage basiert, wirkt das Werk umso mehr wie ein logischer Höhepunkt von Snyders unbändigem Stil.
In der Geschichte verliert sich Protagonistin Babydoll (Emily Browning) in verschiedenen Erzählebenen. Was Realität, Einbildung oder Wunschtraum ist, verschwimmt zunehmend miteinander. Dem Regisseur dient dieses Spiel mit der Flucht in die Fantasie aber vor allem einem überbordenden Jonglieren mit Elementen aus der jüngeren Popkultur-Geschichte. Monströse Samurai-Kämpfer, Weltkrieg-Zombies, Drachen und Orks wirbelt Snyder in gewaltigen Action-Set-Pieces am Rande der Videospiel-Ästhetik umher.
In der aktuellen Blockbuster-Landschaft, die von Franchise-Verkettungen und Cinematic Universe-Marken wie dem MCU geprägt ist, erscheint Sucker Punch heute wie eine exotische Ausnahmeerscheinung. Provokativ legt Snyder seinen Ausnahmefilm zwischen Pop-Lolita-Fetisch und feministischem Befreiungsschlag an.
Dass ein so großzügig budgetierter Studiofilm mit einem so persönlichen Stil freidrehen darf und dabei noch großes Diskussionspotenzial ermöglicht, ist mittlerweile kaum noch denkbar. Blockbuster wie Sucker Punch fehlen einfach.
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Wann läuft Sucker Punch im TV?
Tele 5 strahlt den Zack Snyder-Film am 29. Juli 2025 um 22:40 Uhr aus. Wenn ihr da keine Zeit habt, könnt ihr Sucker Punch bei VoD-Anbietern wie Amazon Prime leihen oder kaufen. In einer Streaming-Flatrate ist der Film zurzeit nirgends verfügbar.
Dieser Artikel ist in ähnlicher Form erstmals im November 2022 auf Moviepilot erschienen.